Kriminalprävention bei Jugendlichen

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In diesem Artikel soll Kriminalprävention speziell in Bezug auf Jugendliche beschrieben werden. Einen ausführlichen Artikel zum Thema Prävention, der auch das Gebiet der Kriminalprävention im Allgemeinen beinhaltet, besteht bereits bei Krimpedia.


Bedingungen

  • Sozialisation und Erziehung: Sozialisation muss als offener Kommunikationsprozess ohne einseitiges Moralisieren und Sanktionieren verstanden werden. Dabei soll einerseits durch Sozialisationsinstanzen ein Hineinwachsen in die Gesellschaft stattfinden und andererseits durch eigene Kräfte der Jugendlichen eine subjektive Aneignung der vorgefundene Verhältnisse und Bedingungen geschehen. Die Erziehung gibt eine Einführung in gesellschaftliche Werte, Normen und Selbstverständlichkeiten, wobei sich das Oktroyieren derer negativ auswirken kann. Die Eigenständigkeit des Kindes muss berücksichtigt werden, auch wenn Normen abgelehnt und andere Verhaltensweisen bevorzugt werden. Kinder haben den Anspruch darauf, durch Eltern und Erzieher nicht destruktive und weniger gefährdende Verhaltensweisen vermittelt zu bekommen, sondern selbst welche zu entwickeln. Kinder und Jugendliche sind vor Einflüssen zu schützen, die ihre Entwicklungsmöglichkeiten schützen.
  • Aktiver Prozess, Individualisierung, Integration, Kommunikation: Individualisierung birgt die Gefahr, dass Jugendlichen, die an desintegrativen Normen festhalten, die gesellschaftliche Solidarität entzogen wird. Kinder und Jugendliche müssen aber als aktiv Mitwirkende, in einem sich ständig vollziehenden Prozess der Bewährung und Erneuerung der Lebenswelt akzeptiert und verstanden werden. Außerdem müssen sie an den integrativen Prozessen mitwirken, organisieren und sich über die für sie relevanten Ziele und Bedürfnisse äußern dürfen. Eine wichtige Bedeutung kommt der Entwicklung von Kommunikations- und Kritikfähigkeit zu, womit Bestärkung der eigenen Haltung und die Achtung von Normen und Werten anderer gemeint ist, so dass Erziehung zum Erreichen von Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit, Solidarität und Eigenverantwortlichkeit führt.
  • Institutionen:
    • Familie: Familie ist die erste und bedeutsamste Lebensgemeinschaft, die grundlegende Werte der Gesellschaft und Formen des sozialen Zusammenlebens vermittelt. Eine gelingende Frühsozialisation weckt Kräfte und ermöglicht Haltungen, die dem Abgleiten in die Dissozialität oder Delinquenz entgegenwirken. Prävention setzt bei der Unterstützung und der Stärkung der Familien als Orte des Lebens und Aufwachsens durch Staat und Gesellschaft an. Politik muss sich dabei am Wohl der Jugendlichen und ihrer Angehörigen orientieren und nicht an traditionellen Familienbildern.
    • Schule: Schule stellt einen gemeinsamen Lebensort für alle dar, unabhängig von der sozialen Herkunft, Entwicklung von grundlegenden Fähigkeiten für ein selbstbestimmtes und sozial verantwortungsbewusstes Leben. Hier werden Kenntnisse für berufliche Bildung und Entwicklung individueller Persönlichkeit vermittelt. Schule soll ein offenes Forum der Interaktion und Kommunikation mit möglichst vielen unterschiedlichen Partnern sein. Für eine ganzheitlich orientierte Persönlichkeitsbildung und -entwicklung müssen die Schulprogramme Ziele und Inhalte der Wissensvermittlung genauso wie pädagogische Konzeptionen enthalten. Ein differenziertes Angebot an Schulformen kann jedem Jugendlichen eine Chance geben. Prävention kann in der Schule folgendermaßen greifen: Die Entwicklung der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit ist Voraussetzung für einen angemessenen Umgang mit anderen dient der erfolgreiche Vertretung von Interessen in Konkurrenz zu anderen. Die Weiterentwicklung von Konzepten zum Umgang mit problematischem Schülerverhalten und schwierigen Beziehungskonstellationen zwischen Lehrern und Schülern sowie eine pädagogische Weiterbildung und Arbeit mit lebensweltorientiertem Ansatz der Jugendlichen muss ständig geschehen. Das Vermitteln und Lernen kooperativer Konfliktlöösungsstrategien verbessert die sozialen Kompetenzen und entlastet die Lehrer. Sport dient der Entspannung und Aggressionsbewältigung und fördert ebenso soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Einhalten von Regeln, Frustrationstoleranz, Realistischer Umgang mit Erfolg und Niederlage. Dabei muss aber auch eine kontinuierliche Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte für Kommunikation und Konfliktbewältigungsstrategien stattfinden.
    • Ausbildung: Den Jugendlichen sollen entsprechend ihren Wünschen und Fähigkeiten Ausbildungs- und Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt werden, damit sie eine Wahlmöglichkeit haben und selbst bestimmen können. Als Präventionsmöglichkeit dient die positive Ermunterung und Bestärkung der vorhandenen Leistungsmotivation und niedrigschwellige Angebote für weniger motivierte Jugendliche, die nicht beliebig abgelehnt werden dürfen.
    • Freizeit: In der Freizeit suchen Jugendliche Erfolg und Selbstbestätigung, ganz nach der Devise: no risk, no fun. Prävention kann durch Angebote zur Gestaltung der freien Zeit, die aber nicht zu einschränkend sein sollte, gelingen. Diese müssem ihrem Alter entsprechend wachsende Entscheidungsbefugnisse über die Gestaltung der Angebote der Kinder- und Jugendarbeit beinhalten. Neben pädagogischen Angeboten sollen sie auch Gelegenheit geben, nach eigenen Vorstellungen ihre freie Zeit zu gestalten, bspw. Geschlechtsspezifische Ansätze, qualifizierte Jugendhilfeplanung mit Beteiligung der Kinder und Jugendlichen an der öffentlichen Planung. Planungsfreie Räume sollen den Kindern und Jugendlichen zugänglich gemacht und ihnen vorbehalten werden, so dass sie ihre eigene Lebenswelt entdecken, erobern und ihre Bewegungs- und Spielmöglichkeiten erweitern können. Auch der richtige Umgang mit Medien ist wichtig, so sollen Kinder und Jugendliche durch die Ausbildung inner-psychischer Fähigkeiten zu einem verantwortlichen und kritischen Umgang gebracht werden. Sport- und Spielangebote fördern die Integration und stärken soziale Kompetenzen.
    • Drogen und Sucht: Eine Herangehensweise ist, den Umgang mit illegalen Drogen unter dem Aspekt einer kulturgeschichtlichen Betrachtungsweise (drogenfreie Gesellschaft hat es nie gegeben)zu entkriminalisieren. Ziel darf nicht sein, einseitig von Gefährdungs- und Risikoaspekten auszugehen, noch allein die positiven kulturspezifischen, nicht generell schädigenden Konsumweisen zu berücksichtigen, sondern die Jugendlichen mittels erzieherischen Maßnahmen zu einem subjektiv verantwortlichen Umgang mit psychoaktiven Substanzen zu unterstützen. Präventiv ist die Entwicklung und Anwendung kontinuierlicher Programme und integrierter Kampagnen, mittels derer auf gesundheitliche Risiken des Missbrauchs legaler und illegaler Drogen hingewiesen wird und eine Sensibilisierung in Bezug auf Probleme geschieht. Programme müssen sich an die veränderte Lebenswelt der Jugendlichen anpassen und ihnen vielfältige Alternativen geben.

Präventions-Projekte

  • Migranten Community
  • Sozialpädagogische Familienhilfe
  • Integrative Familienhilfe
  • Centres Socio-Culturels
  • Jugendhilfeplanung

Rückfallvermeidung

  • Täter-Opfer-Ausgleich
  • HALT-Büros
  • T-Teams
  • Instap
  • Nachbarschaftsnetze
  • Empowerment

Literatur

  • BENDIT, René/ ERLER, Wolfgang/ NIEBORG, Sima/ SCHÄFER, Heiner (Hrsg.), 2000: Kinder- und Jugendkriminalität. Strategien der Prävention und Intervention in Deutschland und den Niederlanden. Leske & Budrich, Opladen
  • KASTNER, Peter/ SESSAR, Klaus (Hrsg.), 2001: Strategien gegen die anwachsende Jugendkriminalität und ihre gesellschaftlichen Ursachen. Hamburger Studien zur Kriminologie und Kriminalpolitik. Band 27.
  • HAINDORFF, Götz: Gewaltprävention durch professionelle Jugendarbeit. In: Kinder und Jugendliche als Täter und Opfer. Aspekte der Vorbeugung dargestellt an Eckpfeilern der kindlichen Sozialisation. Dokumentation des 12 Mainzer Opferforums vom 14./15. Oktober 2000, veranstaltet vom Weisen Ring.