Kriminalitätstheorien: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Kriminalitätstheorien lassen sich in Allgemeine Kriminalitätstheorien und Spezielle Kriminalitätstheorien unterteilen.
Die '''Kriminalitätstheorien''' lassen sich in Allgemeine Kriminalitätstheorien und Spezielle Kriminalitätstheorien unterteilen.
Während sich die Allgemeinen Kriminaltitätstheorien mit der Entstehung von Kriminalität "allgemein" befassen, beschäftigen sich die Speziellen Kriminalitätstheorien mit speziellen Delikts- und Phänomenbereichen.
Während sich die Allgemeinen Kriminaltitätstheorien mit der Entstehung von Kriminalität "allgemein" befassen, beschäftigen sich die Speziellen Kriminalitätstheorien mit speziellen Delikts- und Phänomenbereichen.


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Während täterorientierte Ansätze das Entstehen von Kriminalität mit Aspekten erklären, die einer Person selbst entstammen, führen gesellschaftsorientierte Ansätze den Ursprung von Kriminalität auf Prozesse innerhalb der Gesellschaft zurück. Die sog. Kombinationsansätze verbinden Aspekte der personen- und gesellschaftsbezogenen Erklärungsansätze.
Während täterorientierte Ansätze das Entstehen von Kriminalität mit Aspekten erklären, die einer Person selbst entstammen, führen gesellschaftsorientierte Ansätze den Ursprung von Kriminalität auf Prozesse innerhalb der Gesellschaft zurück. Die sog. Kombinationsansätze verbinden Aspekte der personen- und gesellschaftsbezogenen Erklärungsansätze.
Die opferorientierten Ansätze erklären, unter welchen Bedingungen, sich das Risiko Opfer kriminellen Verhaltens zu werden erhöht.
Die opferorientierten Ansätze erklären, unter welchen Bedingungen, sich das Risiko Opfer kriminellen Verhaltens zu werden erhöht.




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===== Psychoanalytisches Persönlichkeitsmodell (Siegmund Freud 1915) =====
===== Psychoanalytisches Persönlichkeitsmodell (Sigmund Freud 1915) =====


Freud unterschied die menschliche Psyche in Bewusstsein, Vorbewusstsein und Unbewusstsein. Das Unbewusstsein beinhaltet Erlebnisse, Gefühle und Wünsche, die als bedrohlich oder beschämend empfunden und deswegen verdrängt werden. Neben dem Verdrängten wird nach Freud auch alles Erlebte, primitive Motive, Triebe, Sexualität und Aggression im Unbewusstsein gespeichert. Diesen Teil des Unbewusstseins nennt Freud "Es-Instanz".
Freud unterschied die menschliche Psyche in Bewusstsein, Vorbewusstsein und Unbewusstsein. Das Unbewusstsein beinhaltet Erlebnisse, Gefühle und Wünsche, die als bedrohlich oder beschämend empfunden und deswegen verdrängt werden. Neben dem Verdrängten wird nach Freud auch alles Erlebte, primitive Motive, Triebe, Sexualität und Aggression im Unbewusstsein gespeichert. Diesen Teil des Unbewusstseins nennt Freud "Es-Instanz".
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Entsprechend Freuds Persönlichkeitsmodells kommt der Mensch als a-soziales, kriminelles Wesen zur Welt.
Entsprechend Freuds Persönlichkeitsmodells kommt der Mensch als a-soziales, kriminelles Wesen zur Welt.
Werden das Überich und Ich im Laufe der Sozialisation nur schwach ausgebildet kommt es zu dissozialem Verhalten. Kriminalität ist somit nicht angeboren, sondern wird auf eine Schädigung des Über-Ichs und Ichs im Rahmen der Erziehung zurückgeführt.
Werden das Überich und Ich im Laufe der Sozialisation nur schwach ausgebildet kommt es zu dissozialem Verhalten. Kriminalität ist somit nicht angeboren, sondern wird auf eine Schädigung des Über-Ichs und Ichs im Rahmen der Erziehung zurückgeführt.


===== Theorie der latenten Verwahrlosung (Aichborn 1925) =====
===== Theorie der latenten Verwahrlosung (Aichborn 1925) =====
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Nach Hirschi ist Devianz selbstverständlich, Konformität muss gelernt werden. Das Individuum wird dabei prinzipiell als "a-soziales", "a-moralisches" aggressives und impulsives Wesen gedacht, welches während der Sozialisation an gesellschaftliche Normen gebunden wird. Dieses geschieht auf vier Ebenen:
Nach Hirschi ist Devianz selbstverständlich, Konformität muss gelernt werden. Das Individuum wird dabei prinzipiell als "a-soziales", "a-moralisches" aggressives und impulsives Wesen gedacht, welches während der Sozialisation an gesellschaftliche Normen gebunden wird. Dieses geschieht auf vier Ebenen:
#Attachement
#Attachement: Hier geht es um die "emotionale Bindung an die Eltern". Eine schlecht ausgebildete Anbindung lässt viel Freiraum für Abweichung.
Hier geht es um die "emotionale Bindung an die Eltern". Eine schlecht ausgebildete Anbindung lässt viel Freiraum für Abweichung.
#Commitment: Hier geht es um die "Anbindung anhand des erlangten Status' in der Gesellschaft". Je höher das Erreichte im konventionellen Bereich gewertet wird, desto niedriger ist die Bereitschaft, dies durch abweichendes Verhalten aufs Spiel zu setzen.
#Commitment
#Involvement: Hier geht es um die "Anbindung durch Einbindung". Je mehr eine Person in konforme Strukturen eingebunden ist, desto weniger Freiräume bestehen für delinquentes Verhalten.
Hier geht es um die "Anbindung anhand des erlangten Status' in der Gesellschaft". Je höher das Erreichte im konventionellen Bereich gewertet wird, desto niedriger ist die Bereitschaft, dies durch abweichendes Verhalten aufs Spiel zu setzen.
#Belief: Hier geht es um "den Stellenwert, den eine Person dem allgemeingültigen Wertesystem einräumt".
#Involvement
Hier geht es um die "Anbindung durch Einbindung". Je mehr eine Person in konforme Strukturen eingebunden ist, desto weniger Freiräume bestehen für delinquentes Verhalten.
#Belief
Hier geht es um "den Stellenwert, den eine Person dem allgemeingültigen Wertesystem einräumt".


Je schwächer diese vier devianzverhindernden Faktoren ausgeprägt sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, sich entsprechend der ursprünglichen devianten Struktur zu verhalten.
Je schwächer diese vier devianzverhindernden Faktoren ausgeprägt sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, sich entsprechend der ursprünglichen devianten Struktur zu verhalten.
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Nach der „Kulturellen“ Viktimisierungstheorie sind solche Menschen besonders opferanfällig, die sich aufgrund ihrer Andersartigkeit von anderen Menschen unterscheiden und durch diese Andersartigkeit Haßverbrechen auslösen. Hierzu zählen vor allem ethnische oder religiöse Minderheiten und Menschen, die sich durch ihre Lebensweise (Obdachlose) oder ihre sexuellen Vorlieben (Homosexuelle) von Anderen unterschieden.
Nach der „Kulturellen“ Viktimisierungstheorie sind solche Menschen besonders opferanfällig, die sich aufgrund ihrer Andersartigkeit von anderen Menschen unterscheiden und durch diese Andersartigkeit Haßverbrechen auslösen. Hierzu zählen vor allem ethnische oder religiöse Minderheiten und Menschen, die sich durch ihre Lebensweise (Obdachlose) oder ihre sexuellen Vorlieben (Homosexuelle) von Anderen unterschieden.
== Literatur ==
== Weblinks ==
*Einen ausgezeichneten Überblick über moderne soziologische Kriminalitätstheorien bietet Dirk Enzmann (siehe: [[Kriminologische Theorien (Überblick)]]).
*Eine kompakte Darstellung zu den bekanntesten kriminologischen Kriminalitätstheorien findet sich bei [http://krimtheo.criminologia.de/ KrimTheo].
[[Kategorie: Theorie]]

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