Kriminalistik: Unterschied zwischen den Versionen

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===Definition===
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Die  Kriminalistik ist nach aktuellem Verständnis die Wissenschaft, die sich mit erfahrungswissenschaftlichen Methoden um die unmittelbar praktische Bekämpfung der Kriminalität durch die Polizei und die anderen Strafverfolgungsorgane bemüht (Kunz 2004, 28).  
Die  Kriminalistik ist nach aktuellem Verständnis die Wissenschaft, die sich mit erfahrungswissenschaftlichen Methoden um die unmittelbar praktische Bekämpfung der Kriminalität durch die Polizei und die anderen Strafverfolgungsorgane bemüht (Kunz 2004, 28). "Kriminalistinnen bzw. Kriminalisten befassen sich professionell mit der Aufklärung und Verhütung von Straftaten. Sie agieren in verschiedenen Rollen: als Richter, Staatsanwälte, Krimianlbeamte und Kriminaltechniker" (Becker 2005: 8).


===Erläuterung===
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Der Begriff "Kriminalistik" bezeichnete Anfang des 19. Jahrhunderts den juristischen Wissensbereich, der mit dem Strafrecht zusammenhing. Ein Strafrechtswissenschaftler war insofern ein "Kriminalist", während ein Professor des Zivilrechts ein Zivilist war. Unter den Zivilisten wiederum waren die Romanisten die Kenner des römischen, die Germanisten diejenigen des deutschen Rechts.
Der Begriff "Kriminalistik" bezeichnete Anfang des 19. Jahrhunderts den juristischen Wissensbereich, der mit dem Strafrecht zusammenhing. Ein Strafrechtswissenschaftler war insofern ein "Kriminalist", während ein Professor des Zivilrechts ein Zivilist war. Unter den Zivilisten wiederum waren die Romanisten die Kenner des römischen, die Germanisten diejenigen des deutschen Rechts.


Erst seit Jacob Grimm begann sich ein Verständnis des Begriffs Germanist durchzusetzen, das auch Wissenschaftler bezeichnete, die sich mit der deutschen Geschichte und Sprache befassten. Doch noch gegen Ende des 19. Jahrhunderts bezeichnete das Wort Kriminalistik die Gesamtheit der Normen und Wissenschaften, die mit dem Strafrecht und seiner Durchsetzung zusammenhingen. In dem weitverbreiteten Werk von Hans Gross z.B. umfasste die Kriminalistik
Erst seit Jacob Grimm begann sich ein Verständnis des Begriffs Germanist durchzusetzen, das auch Wissenschaftler bezeichnete, die sich mit der deutschen Geschichte und Sprache befassten. Doch noch gegen Ende des 19. Jahrhunderts bezeichnete das Wort Kriminalistik die Gesamtheit der Normen und Wissenschaften, die mit dem Strafrecht und seiner Durchsetzung zusammenhingen.  


Noch Mit der Gründung der Kriminalpolizei in verschiedenen europäischen Staaten entwickelte sich ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts die moderne Kriminalistik. Seit 1811 ermittelten am Berliner Criminalgericht Polizeibeamte in Verbrechensfällen. 1818 wurde in Frankreich die Sûreté gegründet - als deren ersten Direktor man einen berüchtigten Ex-Verbrecher namens Eugène François Vidocq (1775-1857) gewinnen konnte - und 1829 in England die berühmte Metropolitan Police, besser bekannt als "Scotland Yard".
Die Geschichte der Wissensbestände, Methoden und Strategien, die heute unter den Begriff der Kriminalistik fallen, geht weit vor den Ursprung des Begriffs des Wortes Kriminalistik zurück bis zu den ersten systematischen Versuchen der Ermittlung und Überführung von Straftätern. Für Peter Becker etwa beginnt die Vorgeschichte der Kriminalistik mit der Folter und der VerhörpsychologieMit der Gründung der Kriminalpolizei in verschiedenen europäischen Staaten entwickelte sich ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts die moderne Kriminalistik. Seit 1811 ermittelten am Berliner Criminalgericht Polizeibeamte in Verbrechensfällen. 1818 wurde in Frankreich die Sûreté gegründet - als deren ersten Direktor man einen berüchtigten Ex-Verbrecher namens Eugène François Vidocq (1775-1857) gewinnen konnte - und 1829 in England die berühmte Metropolitan Police, besser bekannt als "Scotland Yard".


Das Jahr 1922 markiert die Einführung der Institution der Kriminalpolizei in ganz Deutschland. In Deutschland spricht man gelegentlich von dem Sulzer Oberamtmann Jacob Georg Schäffer (1745-1814) als dem ersten modernen Kriminalisten - vielleicht Deutschlands, vielleicht aber auch nur Württembergs (Uli Rothfuss). Weniger folkloristisch ist der Hinweis auf den Berliner Kriminalisten Ernst Gennat (1880-1939) als Begründer der ersten modernen Mordkommission in Deutschland.
Das Jahr 1922 markiert die Einführung der Institution der Kriminalpolizei in ganz Deutschland. In Deutschland spricht man gelegentlich von dem Sulzer Oberamtmann Jacob Georg Schäffer (1745-1814) als dem ersten modernen Kriminalisten - vielleicht Deutschlands, vielleicht aber auch nur Württembergs (Uli Rothfuss). Weniger folkloristisch ist der Hinweis auf den Berliner Kriminalisten Ernst Gennat (1880-1939) als Begründer der ersten modernen Mordkommission in Deutschland.
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=== Literatur ===
=== Literatur ===
Ackermann, Rolf (2007): Handbuch der Kriminalistik. Boorberg, Stuttgart.
Ackermann, Rolf (2007): Handbuch der Kriminalistik. Stuttgart: Boorberg.


Berthel, Ralph (2006): Der kriminalstrategische Problemlösungsprozess. Ein Orientierungsrahmen. Boorberg, Stuttgart.
Becker, Peter (2005): Dem Täter auf der Spur. Eine Geschichte der Kriminalistik. Darmstadt: Primus.


Gross, Hanns / Geerds, Friedrich (1977): Handbuch der Kriminalistik. Band 1 und 2. Schweitzer, Berlin.
Berthel, Ralph (2006): Der kriminalstrategische Problemlösungsprozess. Ein Orientierungsrahmen. Stuttgart: Boorberg.
 
Gross, Hanns / Geerds, Friedrich (1977): Handbuch der Kriminalistik. 2 Bände. Berlin: Schweitzer.


Weihmann, Robert (2007): Kriminalistik. VDP, Verlag Dt. Polizeiliteratur. 9. aktualisierte und erw. Auflage.
Weihmann, Robert (2007): Kriminalistik. VDP, Verlag Dt. Polizeiliteratur. 9. aktualisierte und erw. Auflage.


Weihmann, Robert (2006): Musterklausuren Kriminalistik. VDP, Verlag Dt. Polizeiliteratur. 4. aktualisierte Auflage.
Weihmann, Robert (2006): Musterklausuren Kriminalistik. VDP, Verlag Dt. Polizeiliteratur. 4. aktualisierte Auflage.
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