Korruptionswahrnehmungsindex

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Corruption Perception Index

Der Corruption Perception Index (CPI, dt.: Korruptionswahrnehmungsindex) ist ein Indikator für subjektiv empfundene Korruption im öffentlichen Sektor und wird seit 1995 jährlich von der internationalen Anti-Korruptionsorganisation Transparency International (TI) veröffentlicht. Dabei werden für einzelne Länder Werte zwischen 0 (das höchste Maß an wahrgenommener Korruption) und 10 (keine wahrgenommene Korruption) ermittelt. Der aktuelle CPI von 2011 umfasst 183 Länder. Begründet wurde der Index vom Passauer Korruptionsexperten Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff, der ihn bis 2008 für TI erstellte.


Klassifizierung

Im Gegensatz zu objektiven Indikatoren von Korruptionsverbreitung, wie z. B. der bundesdeutschen Polizeilichen Kriminalstatistik oder dem Lagebild Korruption, ist der CPI ein auf individuellen Wahrnehmungen beruhender Index und damit ein subjektives Messinstrument. Seit Mitte der 1990er Jahre sind solche subjektiven Korruptionsindizes entwickelt worden, die sich in drei Gruppen aufteilen lassen.

  1. Die erste Gruppe basiert auf Länderanalysen, die von international agierenden Firmen und Organisationen erstellt werden. Sie zeigen länderspezifische wirtschaftliche und politische Risikofaktoren und sollen in erster Linie dabei helfen, Investitionsentscheidungen zu treffen. Die korruptionsrelevanten Daten der Expertisen fließen dann in länderübergreifende Indizes ein. Beispiele hierfür sind der International Country Risk Guide (ICRG) und der Index von Business International.
  1. Eine zweite Gruppe von Indizes versucht, durch Befragungen von geschäftlich tätigen Personen – dies können Angehörige lokaler Unternehmungen sein, aber auch ausländische Firmen, die in dem betrachteten Land investieren – das Ausmaß der Korruption zu beurteilen. Solche surveys werden beispielsweise vom World Economic Forum oder der Weltbank durchgeführt und veröffentlicht.
  1. Der CPI gehört zu einer dritten Gruppe von Indizes und ist ein sogenannter Metaindex. In diesem finden die Ergebnisse der vorgenannten beiden Gruppen Verwendung. Der Gebrauch eines solchen Metaindexes wird damit begründet, dass etwaige Messfehler (siehe 4.) der Befragungen bzw. Ländergutachten verringert und gleichzeitig der Länderumfang erhöht werden können.


Methodik

Für den CPI 2011 (veröffentlicht am 1. Dezember 2011) wurden insgesamt 17 Quellen verwendet, die von 13 verschiedenen Organisationen hierfür bereitgestellt wurden. Darunter befinden sich gemeinnützige Organisationen wie die Weltbank oder das Weltwirtschaftsforum, aber auch private Beratungs- und Analyseunternehmen. Im Einzelnen handelt es sich dabei um folgende Quellen:

1. African Development Bank Governance Ratings 2010

2. Asian Development Bank Country Performance Assessment 2010

3. Bertelsmann Foundation Sustainable Governance Indicators

4. Bertelsmann Foundation Transformation Index

5. Economist Intelligence Unit Country Risk Assessment

6. Freedom House Nations In Transit

7. Global Insight Country Risk Ratings

8. IMD World Competitiveness Year Book 2010

9. IMD World Competitiveness Yearbook 2011

10. Political and Economic Risk Consultancy Asian Intelligence 2010

11. Political and Economic Risk Consultancy Asian Intelligence 2011

12. Political Risk Services International Country Risk Guide

13. Transparency International Bribe Payers Survey

14. World Bank - Country Performance and Institutional Assessment

15. World Economic Forum Executive Opinion Survey (EOS) 2010

16. World Economic Forum Executive Opinion

17. World Justice Project Rule of Law Index

Für die Verwendung einer Quelle im CPI gelten bestimme Anforderungen. So muss die jeweilige Organisation z. B. ein Ranking der untersuchten Länder vornehmen, was bedeutet, dass in einer Quelle mehr als ein Land Gegenstand der Untersuchung ist. Zudem müssen innerhalb einer Quelle einheitliche Methoden als Grundlage für die Analyse bzw. Befragung vorliegen.

Darüber hinaus wird der CPI nur für solche Länder berechnet, für die mindestens drei Quellen vorliegen. Da nicht alle Quellen alle Länder abdecken und der Umfang einzelner Quellen variiert, kann auch der Länderumfang des CPI von Jahr zu Jahr Schwankungen aufweisen.

Sämtlichen Quellen liegt eine Definition von Korruption zu Grunde, die sich auf die öffentliche Verwaltung oder die Politik bezieht. So fragen die Asian Development Bank und die Weltbank beispielsweise nach einer möglichen Verzerrung politischer Entscheidungen zu Gunsten einzelner Interessengruppen, und die Bertelsmann Stiftung untersucht die länderspezifischen Konsequenzen für korrupte Beamte und Politiker. Korruption in der Privatwirtschaft wird hingegen nicht thematisiert.

Bei den Personenbefragungen werden - sofern vorhanden - immer auch ältere Veröffentlichungen zur Glättung des Durchschnitts herangezogen (smoothing effect). Auf dieses Verfahren wird bei den Ländergutachten verzichtet, da Rangfolgeänderungen von professionellen Rating-Agenturen ganz bewusst und nach sorgfältigen Prüfungen (sogenannte peer reviews) erfolgen, und weniger auf Zufallsfehlern beruhen.

Für die Berechnung des CPIs werden den Ländern nun Werte zwischen null und zehn zugeschrieben. Ein niedriger Wert zeugt dabei von einer hohen wahrgenommenen Korruption, ein hoher Wert entsprechend von einer niedrigen wahrgenommenen Korruption. Da die einfließenden Quellen zwar ebenfalls korruptionsrelevante Rankings vornehmen, diese aber nicht der Skala des CPIs entsprechen, müssen die Skalen für den CPI standardisiert werden. Hierzu werden die matching percentiles für die Länder der neuen Quelle ermittelt. Dabei wird der CPI des Vorjahres genommen, und der Score des dortigen Erstplatzierten wird dem erstplatzierten Land der neuen Quelle zugeordnet. Der Zweitplatzierte des älteren CPI gibt seinen Score an den zweiten Platz der neuen Quelle ab usw. Mit diesen neuen Scores, die nun der Skala des CPIs entsprechen, gehen die Länder in den neuen CPI ein.