Karl Christian Friedrich Krause

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Karl Christian Friedrich Krause (* 6.05.1781 in Eisenberg; † 27.09.1832 in München) war ein deutscher Philosoph, der in kritischer Auseinandersetzung mit Kant und Hegel eine eigene Lehre entwickelte, die vor allem in Spanien und Lateinamerika großen Erfolg hatte und nicht zuletzt für die dortige Rechts- und Staatsphilosophie von Bedeutung war ("Krausismo").

Krause war Privatdozent in Jena, wo er 1802-04 Vorlesungen über Naturrecht, Philosophie und Mathematik hielt und Lehrbücher veröffentlichte. Er brach dann aber mit der Universitätslaufbahn, wurde Freimaurer und wirkte ab 1809 als Lehrer für Kartenzeichnen, Erdkunde und Deutsch an der Ingenieur-Akademie in Dresden. 1810 wurde er von den Freimaurern ausgeschlossen, weil er sich gegen die Geheimhaltungsregeln der Logen wandte. 1813 zog Krause nach Berlin. Die Hoffnung, an der dort neugegründeten Universität eine Stelle zu finden, zerschlug sich. Er blieb aber in Berlin, gab Unterricht und war Mitbegründer der Berlinischen Gesellschaft für deutsche Sprache. 1815 kehrte er nach Dresden zurück und brach 1817 zu einer Reise durch Deutschland, nach Italien und Frankreich auf. Er studierte Kunst und arbeitete weiter an seinem philosophischen System. 1823 verließ er Dresden und habilitierte sich im März 1824 als Privatdozent in Göttingen, wo er von 1823 bis 1830 Vorlesungen hielt und den Begriff des Panentheismus prägte. 1831 entschloss sich Krause, nach München zu gehen, wo angeblich Schelling seine Aufnahme an der Universität verhinderte. Im Jahr darauf starb er an einem Schlaganfall und wurde weitgehend einsam beerdigt. Die Stadtverwaltung seiner Geburtsstadt Eisenberg beschloss im Jahre 1902, dass die ehemalige Straße am Schlossgarten in Krauseplatz umbenannt wird. Am 6. Mai 1881 wurde zu seinem 100. Geburtstag ein von den Freimaurern gestiftetes Denkmal eingeweiht, ein Sandsteinobelisk mit der Aufschrift „Die Liebe trägt den Sieg davon“.

Krause bezeichnete seine Philosophie als Wesenlehre. Aus eigener Sicht handelt es sich bei seinem System um eine „evolutionslogische Neuerung der Philosophie“. Im Rahmen der Entwicklung der Menschheit reiche diese über alle bisherigen Bemühungen der Philosophiegeschichte hinaus. Krause strebte nicht nur an, die Erkenntnistheorie, Logik, Mathematik und Sprachphilosophie zu revolutionieren, er glaubte auch, in allen bisherigen Systemen Mängel, Einseitigkeiten und gefährliche soziale Folgerungen für die Entwicklung der Gesellschaften nachweisen zu können, indem er die aus der göttlichen Essentialität abgeleiteten Urbilder mit den pragmatisch-empirischen Gesellschaftsformationen verglich und durch Musterbilder eine friedliche Entwicklung der Geschichte ermöglicht. Im Rahmen seiner Philosophie ist seine Auseinandersetzung mit den Systemen Kants und Hegels, die er ausführlich kritisierte, daher von besonderer Bedeutung. Er entwickelte eine Erkenntnistheorie, welche die Erkenntnistheorie Kants präzisierte, dessen Kategorien relativierte und insbesondere eine „Anleitung zur Erkenntnis des absoluten und unendlichen Grundwesens“ enthält, die bisweilen als „essentialistische Wende“ bezeichnet wird. Unter der Voraussetzung, dass dem Leser diese Erkenntnis gelinge, breite die Grundwissenschaft vor ihm die absoluten und unendlichen Kategorien der göttlichen Essentialität aus, welche die konstitutiven und regulativen Prinzipien zur Begründung aller Erkenntnisse darstelle. Diese Kategorien versteht Krause als einen Neuanfang der Philosophie. Krause will die Grundlagen der Logik seiner Zeit wie auch jene der Hegelschen Inhaltslogik, die auch im Marxismus grundlegend ist, in einer neuen „synthetischen Logik“ überwinden, mit der sich seiner Meinung nach auch für die Naturwissenschaften grundlegende Veränderungen ergeben sollten. Krause meinte, dass seine Grundwissenschaft aber auch für die Neugestaltung und Vollendung aller anderen Wissenschaften und Künste konstitutiv sei. Das Werkverzeichnis Krauses zeigt, für welche Bereiche er dies selbst zu leisten glaubte: Ethik, Ästhetik, Soziologie (Grundrisse allharmonischer Sozialformationen, Urbild der Menschheit und Menschheitsbund), Sprachphilosophie mit neuen Aspekten für Pragmatik, Semantik und Syntaktik, Rechtsphilosophie mit der Entwicklung neuer Menschenrechtskategorien, einer neuen Staatstheorie, Grundrissen eines europäischen Staatenbundes und eines globalen Staatenbundes der Erde, Religionsphilosophie (Panentheismus), Evolutionstheorie sozialer Systeme, Kritik der Philosophiegeschichte und Naturphilosophie. In Deutschland war Krause nur wenig einflussreich. Sein Einfluss war jedoch im romanischen, insbesondere im spanischsprachigen Kulturraum (als Namensgeber für den Krausismo) größer, wo Krause - dessen Werk, das die Grundgedanken des Deutschen Idealismus vermittelte, von seinem Schüler Ahrens ins Französische übersetzt wurde (z.B. "Cours de philosophie", 1836 und 1838) - im 19. Jh. zeitweise als der größte deutsche Philosoph galt. Er entwickelte eine Idee des Menschheitsbundes und gab seine eigene Zeitschrift „Tagblatt des Menschenlebens“ (1811) heraus. Insbesondere in der Schrift „Urbild der Menschheit“ (1811) hat Krause seine Ideen propagiert. Werke [Bearbeiten]

Grundlage des Naturrechts, oder philosophischer Grundriss des Ideales des Rechts. Erste Abtheilung. Jena, Gabler (Cnobloch), 1803. Grundriss der historischen Logik für Vorlesungen, nebst zwei Kupfertafeln, worauf die Verhältnisse der Begriffe und der Schlüsse combinatorisch vollständig dargestellt sind. Jena, Gabler (Cnobloch), 1803. Grundlage eines philosophischen Systemes der Mathematik; erster Theil, enthaltend eine Abhandlung über den Begriff und die Eintheilung der Mathematik, und der Arithmetik erste Abtheilung; zum Selbstunterricht und zum Gebrauche bei Vorlesungen, mit 2 Kupfertafeln. Jena und Leipzig, Gabler (Cnobloch), 1804. Factoren- und Primzahlentafeln, von 1 bis 100000 neuberechnet und zweckmässig eingerichtet, nebst einer Gebrauchsanleitung und Abhandlung der Lehre von Factoren und Primzahlen, worin diese Lehre nach einer neuen Methode abgehandelt, und die Frage über das Gesetz der Primzahlenreihe entschieden ist. Jena und Leipzig, Gabler (Cnobloch), 1804. Entwurf des Systemes der Philosophie; erste Abtheilung, enthaltend die allgemeine Philosophie, nebst einer Anleitung zur Naturphilosophie. Für Vorlesungen. Jena und Leipzig, Cnobloch, 1804. (Die zweite Abtheilung sollte die Philosophie der Vernunft oder des Geistes, die dritte die Philosophie der Menschheit enthalten.) System der Sittenlehre; I. Band, wissenschaftliche Begründung der Sittenlehre. Leipzig, Reclam, 1810. Die drei ältesten Kunsturkunden der Freimaurerbrüderschaft mitgetheilt, bearbeitet und durch eine Darstellung des Wesens und der Bestimmung der Freimaurerei und der Freimaurerbrüderschaft, sowie durch mehrere liturgische Versuche erläutert von Karl Christian Friedrich Krause. Dresden, Arnoldi, 1810. Tagblatt des Menschheitlebens; erster Vierteljahrgang 1811, Dresden in der Arnold'schen Buchhandlung und bei dem Herausgeber D. Krause. Nebst 26 Stücken eines literarischen Anzeigers. (Enthält mehrere wissenschaftliche Abhandlungen des Herausgebers über Mathematik, Naturrecht, Geschichte, Geographie, Musik.) Das Urbild der Menschheit, ein Versuch. Dresden, Arnold, 1811. - Zweite Auflage Göttingen, in Commission der Dieterich'schen Buchhandlung, 1851. Lehrbuch der Combinationslehre und der Arithmetik als Grundlage des Lehrvortrages und des Selbstunterrichtes, nebst einer neuen und fasslichen Darstellung der Lehre vom Unendlichen und Endlichen, und einem Elementarbeweis des binomischen polynomischen Lehrsatzes, bearbeitet von L. Jos. Fischer und D. Krause, nach dem Plane und mit einer Vorrede und Einleitung des Letztgenannten. Erster Band. Dresden, Arnold'sche Buchhandlung, 1812. Oratio de scientia humana et de via ad eam perveniendi, habita Berolini 1814. Von der Würde der deutschen Sprache und von der höheren Ausbildung derselben überhaupt, und als Wissenschaftssprache insbesondere. Dresden, 1816. Ausführliche Ankündigung eines neuen, vollständigen Wörterbuches oder Urwortthumes der deutschen Volkssprache. Dresden, Arnold, 1816. Theses philosophicae XXV, Gottingae, 1824. Abriss des Systemes der Philosophie, erste Abtheilung. Für seine Zuhörer, 1825. Im Buchhandel: Göttingen, in Commission der Dieterich'schen Buchhandlung, 1828. Darstellungen aus der Geschichte der Musik nebst vorbereitenden Lehren, aus der Theorie der Musik. Göttingen, Dieterich'sche Buchhandlung, 1827. Abriss des Systems der Logik für seine Zuhörer, 1825. Zweite, mit der metaphysischen Grundlegung der Logik und einer dritten Steindrucktafel vermehrte Ausgabe. Ebd., in Commission, 1828. Abriss des Systems der Rechtsphilosophie oder des Naturrechts. Ebd., in Commission, 1828. Vorlesungen über das System der Philosophie. Ebd., in Commission, 1828. Vorlesungen über die Grundwahrheiten der Wissenschaft, zugleich in ihrer Beziehung zu dem Leben. Nebst einer kurzen Darstellung und Würdigung der bisherigen Systeme der Philosophie, vornehmlich der neuesten von Kant, Fichte, Schelling und Hegel, und der Lehre Jacobi's. Für Gebildete aus allen Ständen. Ebd. in Commission, 1829. (Anonym) Geist der Lehre Emanuel Swedenborgs. Aus dessen Schriften. Mit einer katechetischen Übersicht und vollständigem Sachregister. Herausgegeben von Dr. I. M. C. G. Vorherr. München, E. A. Fleischmann, 1832. Darüber hinaus existieren zahlreiche Veröffentlichungen aus dem handschriftlichen Nachlass.* Krause Digital Research Project (PDF) Literatur [Bearbeiten]

Ausgaben Fichte, Johann Gottlieb: Wissenschaftslehre nova methodo. Kollegnachschrift K. Chr. F. Krause 1798/99. Herausgegeben von Erich Fuchs. Hamburg: Meiner 2. Aufl. 1994 (ISBN 3-7873-1159-9) Krause: Grundlage des Naturrechts. Herausgegeben von Siegfried Wollgast. Freiburg: Haufe Verlag 2003 (ISBN 3-448-04614-0) Krause: Vorlesungen über das System der Philosophie. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe Göttingen 1828 mit einem Vorwort und Anmerkungen. Herausgegeben von Siegfried Pflegerl, Eigenverlag, Breitenfurt 1981 Pflegerl, Siegfried: K. C. F. Krauses Urbild der Menschheit. Richtmaß einer universalistischen Globalisierung. Kommentierter Originaltext und aktuelle Weltsystemanalyse Frankfurt/M. u.a.: Peter Lang 2003, ISBN 978-3-631-50694-3 Krause, Karl Christian Friedrich: Ausgewählte Schriften. Herausgegeben von Enrique M. Ureña und Erich Fuchs. Stuttgart: Frommann-Holzboog 2007 ff. (ISBN 978-3-7728-2340-4) Bd. I: Entwurf des Systemes der Philosophie. Erste Abtheilung enthaltend die allgemeine Philosophie, nebst einer Anleitung zur Naturphilosophie. Hrsg. von Thomas Bach und Olaf Breidbach. 2007 (ISBN 978-3-7728-2341-1) Bd. II: Philosophisch-freimaurerische Schriften (1808-1832). Hrsg. und eingeleitet von Johannes Seidel, Enrique M. Ureña und Erich Fuchs. 2008 (ISBN 978-3-7728-2342-8) Einführendes García Mateo, Rogelio: Das deutsche Denken und das moderne Spanien. Panentheismus als Wissenschaftssystem bei Karl Chr. F. Krause. Seine Interpretation und Wirkungsgeschichte in Spanien: Der spanische Krausismus. Frankfurt/M. u.a.: Peter Lang 1982, ISBN 978-3-8204-7275-2 Groß, Stefan, Die Metaphysik Karl Christian Friedrich Krauses in ihrem Verhältnis zu Religion, Ethik und Ästhetik, Berlin, New York 2008 (ISBN 978-3-631-57564-2) Kodalle, Klaus-M. (Hrsg.): Karl Christian Friedrich Krause (1781-1832). Studien zu seiner Philosophie und zum Krausismo. Hamburg: Felix Meiner Verlag 1985 (Schriften zur Transzendentalphilosophie Bd. 5) (ISBN 3-7873-0626-9) Ureña, Enrique M.: K. C. F. Krause: Philosoph, Freimaurer, Weltbürger. Eine Biographie. Stuttgart-Bad Cannstatt: Frommann-Holzboog 1991 (ISBN 3-7728-1393-3) Krauses Rechtsphilosophie Landau, Peter: Stufen der Gerechtigkeit. Zur Rechtsphilosophie von Gottfried Wilhelm Leibniz und Karl Christian Friedrich Krause. München: Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1995 (Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse, Sitzungsberichte Jahrgang 1995, Heft 7) Wirmer-Donos, Bettina: Die Strafrechtstheorie Karl Christian Friedrich Krauses als theoretische Grundlage des spanischen Korrektionalismus. Frankfurt/M. u.a.: Peter Lang 2001 (ISBN 3-631-38078-X) Sonstiges Pflegerl, Siegfried: Die Vollendete Kunst. Zur Evolution von Kunst und Kunsttheorie. Wien-Köln: Böhlau 1990 (Beurteilung der Kunstentwicklung im Sinne der Evolutionsgesetze der Wesenlehre Krauses), ISBN 3-205-05355-9 Stoetzer, O. Carlos: Karl Christian Friedrich Krause and his influence in the Hispanic World. Wien-Köln: Böhlau 1998 (ISBN 3-412-13597-6) Ureña, Enrique M.: Philosophie und gesellschaftliche Praxis. Wirkungen der Philosophie K. C. F. Krauses in Deutschland (1833-1881). Stuttgart-Bad Cannstatt: Fromann-Holzboog 2001 (ISBN 3-7728-2165-0) Ureña, Enrique M.: Die Krause-Rezeption in Deutschland im 19. Jahrhundert. Philosophie - Religion - Staat. Stuttgart-Bad Cannstatt: Fromann-Holzboog 2007 (ISBN 3-7728-2349-1) Siehe auch [Bearbeiten]

Panentheismus Weblinks [Bearbeiten]

Eintrag in Meyers Konversationslexikon 1885–90, Band 10 Werke und Sekundärliteratur, digitalisiert (Suche nach „Karl Christian Friedrich Krause“) "Krausismus" Der Philosoph und Freimaurer Krause - nach 200 Jahren immer noch hochaktuell Universale Evolution in der Wesenlehre Krauses Zeittafel (pdf)

  • Wirmer-Donos, Bettina: Die Strafrechtstheorie Karl Christian Friedrich Krauses als theoretische Grundlage des spanischen Korrektionalismus. Frankfurt/M. u.a.: Peter Lang 2001 (ISBN 3-631-38078-X)