Zu den Hindernissen, die beim weltweiten Siegeszug des aus Arabien stammenden Heißgetränks zu überwinden waren, gehörte insbesondere in Deutschland das Kaffeeverbot.

Entstehung

Zunächst war Kaffee in Westeuropa nur ein Gerücht. Zwar gab es in Istanbul schon seit rund 30 Jahren ein Kaffeehaus, als der Augsburger Arzt Leonhard Rauwolf 1582 die Kunde nach Deutschland brachte, dass die Menschen im Morgenland "ein gutes Getränk" besäßen, das "wie Tinte so schwarz" sei und das man "des Morgens früh" zu trinken pflege, "ohne alle Abscheu und vor jedermann". Von den ersten Kaffeehäusern in den großen Handelsstädten (Venedig, Marseille, London, Bremen, Hamburg usw.) verbreitete sich der Konsum ab dem späten 17. Jahrhundert rapide. Kaffeehäuser spielten in England, Italien und Frankreich wichtige Rollen als Kommunikationszentren für Händler, Versicherungsagenten, Journalisten und Literaten. In Deutschland wurde der Kaffee "aus einem Symbol für Öffentlichkeit, Aktviität, Geschäftigkeit usw. zu einem Symbol des Familienlebens und der häuslichen Beschaulichkeit" (Schievelbusch 1980: 83). Da er zudem ein teures Importgut war, unterlag er in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Preußen und anderen Gebieten Deutschlands einer Reihe einschränkender Maßnahmen. Dazu gehörte die Einrichtung staatlicher Monopole für Röstung und Verkauf, die Erhebung einer besonders hohen Kaffeesteuer - und mancherorts auch der Erlass von Kaffeeverboten.

Beispiele

  • 1776 wurde in Fritzlar (Hessen) unter Androhung schwerster Strafen das Kaffeetrinken verboten. Geistlichen wurde von diesem Verbot bei Erwerb eines Dispensationsscheine (8 Gulden) Dispens erteilt.
  • 1784 Bistum Hildesheim: "Eure Väter, deutsche Männer, tranken Branntwein und wurden bei Bier wie Friedrich der Große aufgezogen, waren fröhlich und guten Mutes. Dies wollen wir auch. Ihr sollt den reichen Halbbrüdern unserer Nation Holz und Wein, aber kein Geld mehr für Kaffee schicken. Alle Töpfe, vornehmlich Tassen und gemeine Schälchen, Mühlen, Brennmaschinen, kurz alles, zu welchem das Beiwort Kaffee zugesetzt werden kann, soll zerstört und zertrümmert werden, damit dessen Andenken unseren Mitgenossen gerichtet sei" (Schievelbusch 1980: 87).
  • Ähnliche Verordnungen (1765 - 1784): in Lippe, Dresden und Bonn; im Herzogtum Westfalen standen im Jahre 1784 auf die unerlaubte Einfuhr von 50 Pfund Kaffee vier Jahre Zuchthaus; in Paderborn kam es 1785 zu einer kleinen „Kaffeerevolution“. Trotz Verbotes nahm an einem öffentlichen Kaffeetrinken fast die ganze Stadt teil und aus dem zuvor erlassenen Befehl wurde ein wertloses Stück Papier.

Literatur

  • Schievelbusch, Wolfgang (1980) Das Paradies, der Geschmack und die Vernunft. Eine Geschichte der Genussmittel. München: Hanser.

Weblinks

  • Kaffee in: Wikipedia (dt.) [[1]]
  • Kaffeeverbot in: Regiowiki (Hessen) [[2]]
  • Nutzlose Verbote [[3]]