Jugendgewalt in Deutschland: Unterschied zwischen den Versionen

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Dunkelfelduntersuchungen in verschiedenen deutschen Städten beobachteten jedoch seit Mitte bis Ende der 1990er Jahre einen Rückgang selbstberichteter Gewaltdelinquenz bei Jugendlichen. Beispielhaft sollen hier die wichtigsten Ergebnisse einer repräsentativen Dunkelfelduntersuchung zu Jugendgewalt in Deutschland durch das [http://www.kfn.de Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen] zusammengefasst werden:  
Dunkelfelduntersuchungen in verschiedenen deutschen Städten beobachteten jedoch seit Mitte bis Ende der 1990er Jahre einen Rückgang selbstberichteter Gewaltdelinquenz bei Jugendlichen. Beispielhaft sollen hier die wichtigsten Ergebnisse einer repräsentativen Dunkelfelduntersuchung zu Jugendgewalt in Deutschland durch das [http://www.kfn.de Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen] zusammengefasst werden:  
Die KFN-Studie (Baier et al., 2009, 2010) untersuchte 44.610 Schüler der 9. Klassen aller Schulformen aus 61 Städten und Landkreisen. 13,5% der Jugendlichen gaben an, in den vergangenen 12 Monaten mindestens eine Gewalttat verübt zu haben. Einfache Körperverletzung wurde von 11,7%, schwere Körperverletzung von 2,9% der Jugendlichen angegeben. Regionale Unterschiede hinsichtlich der Prävalenzraten waren gering und ließen sich in erster Linie auf Unterschiede der Jugendlichen hinsichtlich sozialer Merkmale zurückführen. Vergleiche der Studienergebnisse mit früheren Untersuchungen ergaben, dass die selbstberichtete Jugendgewalt seit 1998 eine gleichbleibende bis rückläufige Tendenz aufweist. Dies hängt nach Ansicht der Autoren mit der Zunahme präventiver Faktoren bei Jugendlichen und der Abnahme gewaltfördernder Lebensbedingungen zusammen. Außerdem wirke sich die Verbesserung von Bildungschancen präventiv auf die Gewaltbereitschaft aus, die Anzahl delinquenter Freunde dagegen verstärke diese.  
Die KFN-Studie (Baier et al., 2009, 2010) untersuchte 44.610 Schüler der 9. Klassen aller Schulformen aus 61 Städten und Landkreisen. 13,5% der Jugendlichen gaben an, in den vergangenen 12 Monaten mindestens eine Gewalttat verübt zu haben. Einfache Körperverletzung wurde von 11,7%, schwere Körperverletzung von 2,9% der Jugendlichen angegeben. Regionale Unterschiede hinsichtlich der Prävalenzraten waren gering und ließen sich in erster Linie auf Unterschiede der Jugendlichen hinsichtlich sozialer Merkmale zurückführen. Vergleiche der Studienergebnisse mit früheren Untersuchungen ergaben, dass die selbstberichtete Jugendgewalt seit 1998 eine gleichbleibende bis rückläufige Tendenz aufweist. Dies hängt nach Ansicht der Autoren mit der Zunahme präventiver Faktoren bei Jugendlichen und der Abnahme gewaltfördernder Lebensbedingungen zusammen. Außerdem wirke sich die Verbesserung von Bildungschancen präventiv auf die Gewaltbereitschaft aus, die Anzahl delinquenter Freunde dagegen verstärke diese.  
Jugendliche mit Migrationshintergrund gaben in der KFN-Studie an, häufiger Gewalttaten begangen zu haben als deutsche Jugendliche. Dies lässt sich den Autoren zufolge durch eine stärkere Ausprägung von vier Belastungsfaktoren bei jugendlichen Migranten erklären: 1. Erfahrung innerfamiliärer Gewalt, 2. Alkohol- und Drogenkonsum, 3. Akzeptanz gewaltorientierter Männlichkeitsnormen und 4. Nutzung gewalthaltiger Medieninhalte. Die beiden letztgenannten Belastungsfaktoren seien bei hoch religiösen muslimischen Jugendlichen besonders stark ausgeprägt, was deren Gewaltbereitschaft erhöhe (siehe [http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2010-06/islam-jugendliche-gewalt hier] für eine Kritik dieser Aussage). Außerdem seien stark religiöse muslimische Jugendliche häufig schlechter sozial integriert als weniger religiöse oder nicht-muslimische Jugendliche. Je besser Kinder und Jugendliche jedoch sozial integriert seien, desto geringer sei ihre Gewaltbereitschaft.
Jugendliche mit Migrationshintergrund gaben in der KFN-Studie an, häufiger Gewalttaten begangen zu haben als deutsche Jugendliche. Dies lässt sich den Autoren zufolge durch eine stärkere Ausprägung von vier Belastungsfaktoren bei jugendlichen Migranten erklären: 1. Erfahrung innerfamiliärer Gewalt, 2. Alkohol- und Drogenkonsum, 3. Akzeptanz gewaltorientierter Männlichkeitsnormen und 4. Nutzung gewalthaltiger Medieninhalte. Die beiden letztgenannten Belastungsfaktoren seien bei hoch religiösen muslimischen Jugendlichen besonders stark ausgeprägt, was deren Gewaltbereitschaft erhöhe (siehe [http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2010-06/islam-jugendliche-gewalt Zeit Online vom 8.6.2010] für eine Kritik dieser Aussage). Außerdem seien stark religiöse muslimische Jugendliche häufig schlechter sozial integriert als weniger religiöse oder nicht-muslimische Jugendliche. Je besser Kinder und Jugendliche jedoch sozial integriert seien, desto geringer sei ihre Gewaltbereitschaft.


== Theorien und Erklärungsansätze ==
== Theorien und Erklärungsansätze ==
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