John Howard

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John Howard (2. September 1726 - 20. Januar 1790) war ein Philanthrop und der erste englische Gefängnisreformer.

Die Internet-Gefängnis-Zeitschrift "knast.net" schreibt über John Howard: "Was John Howard 1755 in französischer Kriegsgefangenschaft erlebte, prägte sein ganzes weiteres Leben und ließ ihn zum bedeutendsten Gefängnisreformer des 18. Jahrhunderts werden. Am 1. November 1755 hatte ein Erdbeben die Stadt Lissabon fast völlig zerstört. John Howard, der aus einer reichen Handelsfamilie stammte, machte sich sogleich dorthin auf, um den Obdachlosen mit Lebensmitteln, Zelten und Decken auszuhelfen. Die französische Kriegsmarine kaperte jedoch Howards Schiff und setze ihn in der Festung Brest fest. Dort kam er zum ersten Mal in seinem Leben mit dem Gefängnis in Berührung, das ihn in der Folgezeit nicht mehr losließ.

Als Howard 1773 High Sheriff von Bedfordshire wurde und auch das dortige Gefängniswesen in seinen Verantwortungsbereich fiel, ging er anders als seine Vorgänger selbst in die Gefängnisse und war von den Verhältnissen dort schockiert. Er beschwerte sich bei den zuständigen Behörden - ohne Erfolg. In den folgenden Jahren unternahm Howard lange Reisen durch ganz Großbritannien und Europa. Nicht die üblichen Sehenswürdigkeiten zogen ihn an, sondern die Gefängnisse. Nicht überall war er ein willkommener Gast, gehören doch Gefängnisse nicht gerade zu den typischen Vorzeigeobjekten. Die letzte seiner erschöpfenden und gefährlichen Reisen führe Howard nach Rußland. Dort infizierte er sich bei einem seiner Gefängnisbesuche mit Typhus und starb am 20. Januar 1790 in Cherson.

1777 veröffentlichte Howard die Ergebnisse seiner Englandreise in dem Buch "The State of the Prisons in England and Wales". Er fand kaum gute Worte, den Zustand der damaligen Gefängnisse zu beschreiben: "...Kloake, Verbrecherschule, Bordell, Spielhölle und Schnapskneipe, nur nicht eine Anstalt im Dienste des Strafrechts und der Verbrechensbekämpfung" Tatsächlich verwahrlosten im 17. Jahrhundert die Gefängnisse in den meisten europäischen Ländern immer mehr. Der Hauptgrund hierfür war die Überfüllung der meisten Anstalten, denn immer mehr setzte sich das Gefängnis als humane Alternative zu den Leib- und Lebensstrafen durch. Da sich die Gefängnisse meist selbst finanzieren mußten, geriet der Besserungsgedanke schnell in Vergessenheit. Was zählte, war die Arbeit der Gefangenen. Das Gefängnispersonal erhielt in vielen Fällen keinen festen Lohn sondern verlangte von den Gefangenen Gebühren für Essen, Kleidung und alle möglichen Vergünstigungen (Alkohol, Frauen, Ausgang etc.).

Angesichts der vielen Mißstände in den Gefängnissen forderte Howard nicht etwa die völlige Abschaffung der Gefängnisse sondern deren gründliche Reform. Seine wichtigsten Forderungen waren:

   * Sinnvolle Arbeit für die Gefangenen und gerechte Entlohnung
   * Kampf gegen Faulheit, Glücksspiel und Alkohol
   * Gesunde Ernährung
   * Hygienische Zustände durch Einrichtung von Bädern etc.
   * Ein Stufenvollzugssystem, in dem Gefangene durch gute Führung Hafterleichterungen erlangen können.
   * Einzelhaft, um eine kriminelle Ansteckung zu verhindern.
   * Ausreichende Bezahlung der Wärter
   * Regelmäßige Kontrollen der Gefängnisse durch die Aufsichtsbehörden

Viele von Howards Ideen fanden in der Folgezeit Eingang in die englische Gesetzgebung. Auf Howards Anregungen geht auch der Bau der ersten Zellengefängnisse in Horsham, Petworth und Gloucester zurück. In Deutschland wurden seine Reformgedanken vor allem durch den evangelischen Anstaltsgeistlichen Heinrich Balthasar Wagnitz (1755-1838) bekannt, der sich besonders für eine qualifizierte Berufsausbildung der Inhaftierten einsetzte.

Noch heute kümmert sich die John Howard Society in vielen englischsprachigen Ländern um Strafgefangene, wenn auch mit anderen Methoden als damals".



Links

http://www.knast.net/article.html?id=708