Jeremy Bentham: Unterschied zwischen den Versionen

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Gegner schuf sich Bentham vor allem in Deutschland. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stand Benthams radikaler Atheismus, Materialismus und Demokratismus quer zum romantisch-idealistischen Zeitgeist. Aber auch in der idealistisch und historistisch geprägten Philosophie konnte sich Benthams utilitaristische Ethik nur sehr schwer durchsetzen. Profanes Glücksstreben und Nützlichkeitskalküle standen im Widerspruch zum Zeitgeist der Klassik und des Biedermeier. Goethe bezeichnete als 80-Jähriger den ungefähr gleichaltrigen Bentham etwa als „höchst radikalen Narren“ und bemerkte: „In seinem Alter so radikal zu sein, ist der Gipfel aller Tollheit.“ Aber auch weniger idealistische Zeitgenossen wie Karl Marx fanden für die Lehren Benthams nur drastische Worte: Im Kapital schreibt Marx: „Wenn ich die Courage meines Freundes H[einrich]. Heine hätte, würde ich Herrn Jeremias ein Genie der bürgerlichen Dummheit nennen.“
Gegner schuf sich Bentham vor allem in Deutschland. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stand Benthams radikaler Atheismus, Materialismus und Demokratismus quer zum romantisch-idealistischen Zeitgeist. Aber auch in der idealistisch und historistisch geprägten Philosophie konnte sich Benthams utilitaristische Ethik nur sehr schwer durchsetzen. Profanes Glücksstreben und Nützlichkeitskalküle standen im Widerspruch zum Zeitgeist der Klassik und des Biedermeier. Goethe bezeichnete als 80-Jähriger den ungefähr gleichaltrigen Bentham etwa als „höchst radikalen Narren“ und bemerkte: „In seinem Alter so radikal zu sein, ist der Gipfel aller Tollheit.“ Aber auch weniger idealistische Zeitgenossen wie Karl Marx fanden für die Lehren Benthams nur drastische Worte: Im Kapital schreibt Marx: „Wenn ich die Courage meines Freundes H[einrich]. Heine hätte, würde ich Herrn Jeremias ein Genie der bürgerlichen Dummheit nennen.“


Nach seinem Tod wurde Bentham in der Anwesenheit von Anatomiestudenten und seinen engsten Vertrauten seziert. Gemäß seinem letzten Willen wurde sein Leichnam „auto-ikonisiert“. Durch die Auto-Ikonisierung wird der Leichnam – entweder ganz oder nur der Kopf – nach den Methoden der neuseeländischen Maori mumifiziert, um ihn für die Nachwelt zu erhalten. Den Begriff der Auto-Ikone definiert Bentham als „a man who is his own image“. Durch die Auto-Ikonisierung sollte jeder Mensch über seinen Tod hinaus als Auto-Ikone sein eigenes, lebensechtes Monume==nt bilden. Benthams Skelett wurde mit seinen Kleidern angezogen, die man mit Stroh ausstopfte. Benthams Kopf wurde durch die Auto-Ikonisierung dermaßen verunstaltet, dass man für die Auto-Ikone ein Wachsmodell anfertigte. Mit dem Wachskopf und seinem Spazierstock in der Hand wurde Benthams Auto-Ikone in einer Vitrine des University College in London auf einem Stuhl sitzend ausgestellt. Der mumifizierte Kopf wurde zunächst zu Füßen der Auto-Ikone mit in die Vitrine gelegt. Heute wird der Kopf im College-Archiv aufbewahrt.
Nach seinem Tod wurde Bentham in der Anwesenheit von Anatomiestudenten und seinen engsten Vertrauten seziert. Gemäß seinem letzten Willen wurde sein Leichnam „auto-ikonisiert“. Durch die Auto-Ikonisierung wird der Leichnam – entweder ganz oder nur der Kopf – nach den Methoden der neuseeländischen Maori mumifiziert, um ihn für die Nachwelt zu erhalten. Den Begriff der Auto-Ikone definiert Bentham als „a man who is his own image“. Durch die Auto-Ikonisierung sollte jeder Mensch über seinen Tod hinaus als Auto-Ikone sein eigenes, lebensechtes Monument bilden. Benthams Skelett wurde mit seinen Kleidern angezogen, die man mit Stroh ausstopfte. Benthams Kopf wurde durch die Auto-Ikonisierung dermaßen verunstaltet, dass man für die Auto-Ikone ein Wachsmodell anfertigte. Mit dem Wachskopf und seinem Spazierstock in der Hand wurde Benthams Auto-Ikone in einer Vitrine des University College in London auf einem Stuhl sitzend ausgestellt. Der mumifizierte Kopf wurde zunächst zu Füßen der Auto-Ikone mit in die Vitrine gelegt. Heute wird der Kopf im College-Archiv aufbewahrt.
 
Wenn alle Menschen seinem Beispiel folgten, meine Bentham, dann
*wäre zum einen durch ständige Obduktionen der Wissenschaft gedient
*zweitens der Volksgesundheit, weil von den präparierten Leichen keine Gefahr mehr für die Lebenden ausginge
*drittens würden immense Begräbniskosten gespart und
*viertens würden im Fall von Prominenten die Kosten für Marmor für Denkmäler eingespart werden köönnen
*fünftens hätte das Verfahren erzieherischen Wert: wenn jeder wüsste, dass ein Körper nach dem Tod lebensecht ausgestellt werden, also für die Nachwelt immer präsent sein würde, müsste dies das Bewusstsein dafür schärfen, dass es nicht egal sei, wie man sich zu Lebzeiten aufgeführt hätte.


== Ethik ==
== Ethik ==
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