Henner Hess: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Henner Hess''' ist ein deutscher [[Kriminologie|Kriminologe]] (*1940). Studium der Soziologie in Heidelberg, Lexington und Paris. Nach Promotion (1967) und Habilitation (1976) hatte er seit 1979 den Lehrstuhl für Kriminologie der Rijksuniversiteit Utrecht inne. 1982 ging er als Professor für Sozialpädagogik an die Universität Frankfurt am Main. Seit 2001 - und über seine Pensionierung (2005) hinaus - ist er dortselbst auch Direktor des Centre for Drug Research. Neben der Drogenproblematik waren und sind weitere Schwerpunkte seiner Arbeit die kriminologische Theorie, Geschichte und Zukunft der sozialen Kontrolle und [[Terrorismus]]. Für sein Buch Mafia (Mohr 1970, seither 12 Auflagen in 4 Sprachen) erhielt er die Literaturpreise Premio Nazionale Iglesias 1973 und Premio Nazionale Empedocle 1982.  
'''Henner Hess''' ist ein deutscher [[Kriminologie|Kriminologe]] (*12. 1. 1940 in Olmütz, heute Tschechien). Nach Kindheit und Jugend in Meiningen (Thüringen), Studium der Soziologie in Heidelberg, Lexington und Paris, Promotion (1967) und Habilitation (1976) Professor für Kriminologie an der Rijksuniversiteit Utrecht (1979). 1982 bis 2005 Professor für Sozialpädagogik an der Goethe Universität in Frankfurt a.M. Seit 2001 auch Direktor des ''Centre for Drug Research''.


== Heribert Prantl über Henner Hess ==
Schwerpunkte seiner Forschung und Lehre sind kriminologische Theorie, Drogenprobleme, [[Terrorismus]] sowie Geschichte und Zukunft sozialer Kontrolle.  
http://www.sueddeutsche.de/politik/raf-terrorismus-tage-im-herbst-1.801525 Prantl, Heribert in der Süddeutschen Zeitung (2008)]: Darin:
Er hat dann womöglich gar die Pläne von Baader, Ensslin und Raspe zur "suicide action" belauschen können, die Überlegungen also zum Selbstmord bei Scheitern der Freipressungsversuche. Damals, 1977, begann die Materialermüdung des Rechtsstaats, die bei der Bewertung des katastrophal geführten Stammheimer Strafprozesses, von der Neuen Zürcher Zeitung, der Washington Post und dem Spiegel, noch unisono festgestellt worden ist.


Die Terroristen damals, die Terroristen heute: Die RAF-Terroristen waren nicht so fremd, sie hießen nicht Mohammed oder Arwan, sie waren nicht aus Ägypten oder Saudi-Arabien, sondern entstammten deutschen Pfarrhäusern und Professorenhaushalten. Sie reklamierten, anfänglich jedenfalls, die Werte der Aufklärung für sich und pervertierten sie.
Hess ist Mitbegründer und Direktor des „Centre for Drug Research“ (CDR) und zudem Mitglied im [[Schildower Kreis]], einem Experten-Netzwerk, das sich für Reformen in der Drogenpolitik ausspricht.


Die Terroristen von heute morden für voraufklärerische Ideale, für den religiösen Fundamentalismus. Verfolger und Verfolgte damals kamen mehr oder minder aus der gleichen kleinen Welt; man wusste, mit wem man es zu tun hatte. Aber was hat man aus diesem Wissen gemacht? Was hat dieses Wissen geholfen? Hat es Anschläge verhindert?
Für sein Buch Mafia (Mohr 1970, seither 12 Auflagen in 4 Sprachen) erhielt er die Literaturpreise Premio Nazionale Iglesias 1973 und Premio Nazionale Empedocle 1982.


Von den RAF-Terroristen der dritten Generation, die Schwerstverbrechen begangen haben, weiß man bis heute gar nichts. Kein einziger ihrer Morde ist aufgeklärt - nicht der an Zimmermann, Beckurts, Herrhausen, nicht der an Braunmühl und an Rohwedder.
Aus der Wikipedia:


Der Terrorismus von heute ist angeblich so gefährlich, wie noch nie einer war. Wir neigen dazu, Gegenwärtiges als völlig neu und in seinen Auswirkungen einmalig zu begreifen.
"1997 verfasste Hess zusammen mit Sebastian Scheerer die Skizze einer konstruktivistischen Kriminalitätstheorie. Gemeinsam mit Scheerer gilt er der deutschsprachigen Kritischen Kriminologie inzwischen als Opposition, weil er sich nicht mehr ausschließlich auf den Etikettierungsansatz bezieht."


Die Lehren aus dem alten Terror
== Heribert Prantl über Henner Hess ==
Zu Unrecht, wie der Frankfurter Emeritus Henner Hess in dem von Wolfgang Kraushaar herausgegebenen vorzüglichen Doppelband über "Die RAF und den linken Terrorismus" schreibt. Bei aller Furchtbarkeit, auch in den Folgen: Die Auswirkungen des Attentats vom 28. Juni 1914 auf den österreichischen Thronfolger in Sarajewo waren sicherlich bedeutsamer als die des 11.September 2001.
*[http://www.sueddeutsche.de/politik/raf-terrorismus-tage-im-herbst-1.801525 Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung, 2008]_
 
Liegt man ganz daneben mit dem Verdacht, dass die Einmaligkeit des neuen Terrorismus auch deswegen so betont wird, weil damit die Notwendigkeit entfällt, aus dem alten zu lernen? Und was wäre aus dem alten zu lernen? Zum Beispiel dies: Dass massivste Verfolgung und eine das Recht sprengende Repression die terroristische Gewalt eher am Kochen hält, als dass sie diese beendet.
:Der Terrorismus von heute ist angeblich so gefährlich, wie noch nie einer war. Wir neigen dazu, Gegenwärtiges als völlig neu und in seinen Auswirkungen einmalig zu begreifen. Zu Unrecht, wie der Frankfurter Emeritus Henner '''Hess''' in dem von Wolfgang Kraushaar herausgegebenen vorzüglichen Doppelband über "Die RAF und den linken Terrorismus" schreibt. Bei aller Furchtbarkeit, auch in den Folgen: Die Auswirkungen des Attentats vom 28. Juni 1914 auf den österreichischen Thronfolger in Sarajewo waren sicherlich bedeutsamer als die des 11.September 2001.


Nicht zuletzt die Entwertung rechtsstaatlicher Garantien in den RAF-Prozessen und die Kriminalisierung einer großmäulig-kindischen Sympathisantenszene (Haftstrafe für das Pinseln eines RAF-Sterns!) haben damals dazu geführt, dass kleine Fische das geworden sind, was ihnen der Verfolgungsapparat von vornherein unterstellt hatte. Maßlosigkeit, das vor allem gilt für heute, diskreditiert den Kampf gegen den Terrorismus. Übertreibung und Grenzenlosigkeit liefern dessen Sympathisanten die Bestärkung und Verstärkung ihres Feindbildes.
:Liegt man ganz daneben mit dem Verdacht, dass die Einmaligkeit des neuen Terrorismus auch deswegen so betont wird, weil damit die Notwendigkeit entfällt, aus dem alten zu lernen? Und was wäre aus dem alten zu lernen? Zum Beispiel dies: Dass massivste Verfolgung und eine das Recht sprengende Repression die terroristische Gewalt eher am Kochen hält, als dass sie diese beendet.


:Nicht zuletzt die Entwertung rechtsstaatlicher Garantien in den RAF-Prozessen und die Kriminalisierung einer großmäulig-kindischen Sympathisantenszene (Haftstrafe für das Pinseln eines RAF-Sterns!) haben damals dazu geführt, dass kleine Fische das geworden sind, was ihnen der Verfolgungsapparat von vornherein unterstellt hatte. Maßlosigkeit, das vor allem gilt für heute, diskreditiert den Kampf gegen den Terrorismus. Übertreibung und Grenzenlosigkeit liefern dessen Sympathisanten die Bestärkung und Verstärkung ihres Feindbildes.


== Publikationen von Henner Hess ==  
== Publikationen von Henner Hess ==  
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*[http://www.wiso.uni-hamburg.de/fileadmin/sowi/kriminologie/Publikationen/Hess-Scheerer_Theorie_der_Kriminalitaet.pdf Theorie der Kriminalität]
*[http://www.wiso.uni-hamburg.de/fileadmin/sowi/kriminologie/Publikationen/Hess-Scheerer_Theorie_der_Kriminalitaet.pdf Theorie der Kriminalität]
*Terrorismus: Quo vadis? Kurzfristige Prognosen und mittelfristige Orientierungen, in: Kemmesies (2006) Terrorismus und Extremismus: der Zukunft auf der Spur, 105-150. Als pdf Datei im Internet.


=== Chronologisch ===
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[[Kategorie:Deutscher]]
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[[Kategorie:Mann]]
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[[Kategorie:Geboren 1940]]