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Helmut Wilhelm Friedrich Schelsky (* 14. 10. 1912 in Chemnitz; † 24. 02. 1984 in Münster i.W.) war ein einflussreicher deutscher Soziologe, der in seiner Hamburger Zeit (1949-1960) viele Studien zur westdeutschen Gesellschaft veröffentlichte und in seiner "Talentschmiede" unter anderem Soziologen wie Heinz Hartmann, Dieter Claessens, Franz-Xaver Kaufmann und Niklas Luhmann sowie die Kriminologin Lieselotte Pongratz förderte. | Helmut Wilhelm Friedrich Schelsky (* 14. 10. 1912 in Chemnitz; † 24. 02. 1984 in Münster i.W.) war ein einflussreicher deutscher Soziologe, der in seiner Hamburger Zeit (1949-1960) viele Studien zur westdeutschen Gesellschaft veröffentlichte und in seiner "Talentschmiede" unter anderem Soziologen wie Heinz Hartmann, Dieter Claessens, Franz-Xaver Kaufmann und Niklas Luhmann sowie die Kriminologin Lieselotte Pongratz förderte. | ||
Schelsky | == Leben == | ||
Schelsky gehörte zur "Leipziger Schule" der Soziologie (Arnold Gehlen, Hans Freyer). 1932 Eintritt in die SA; seit 1933 Mitarbeit im „Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund“; 1935 Dissertation über die „Theorie der Gemeinschaft nach Fichtes Naturrecht von 1796“ in Leipzig; 1937 NSDAP-Mitgliedschaft. 1939 Habilitation in Königsberg über „Die politische Lehre von Thomas Hobbes“. | |||
1949 wurde er | 1938-1940 Assistent von Gehlen in Leipzig, 1940-1941 von Freyer in Budapest. 1941 Soldat. Aus seiner Ehe mit Hildegard Brettle (1944) gingen zwei Söhne hervor (darunter Wilhelm Schelsky, der 2008 vom Landgericht Nürnberg-Fürth wegen Betrugs, Steuerhinterziehung und Beihilfe zur Untreue zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt wurde und ankündigte, in Revision zu gehen). Nachdem Helmut Schelsky wegen des Kriegsverlaufs (1944) eine Stelle als außerordentlicher Professor an in Straßburg nicht antreten konnte, baute er nach dem Krieg den „Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes“ auf. | ||
1949 wurde er Professor für Soziologie an der „Akademie für Gemeinwirtschaft“ in Hamburg, 1953 an der Universität. Ab 1960 leitete er als Soziologie-Professor an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät in Münster zugleich die renommierteste empirisch-soziologische Forschungsstätte jener Jahre, die der Münsteraner Universität angegliederte Sozialforschungsstelle in Dortmund. Er engagierte sich für die Gründung der Reform-Universität in Bielefeld und sorgte dort für die Errichtung der ersten „Soziologischen Fakultät“ in der Bundesrepublik. Bereits in diesem Kampf um den ostwestfälischen Standort von der Paderborner CDU als ehedem nationalsozialistischer Student enttarnt, trat er von allen Ämtern zurück - zumal von dem als Vorsitzender des Planungsbeirats Nordrhein-Westfalen für die Entwicklung des Hochschulwesens. 1970 wurde er dann jedoch Professor in Bielefeld, wo er u.a. am Standort Rheda das als ein ‚deutsches Harvard‘ angelegte „Zentrum für interdisziplinäre Forschung“ (ZiF) leitete, bis er sich mit den Kollegen in Bielefeld überwarf. Da er nach Münster zurück wollte, ein ordentliches Berufungsverfahren aber zu riskant erschien, bewirkte er eine Versetzung dorthin mitsamt seinem Lehrstuhl (1973). Nach seiner Emeritierung (1978) hielt er sich vornehmlich in seinem Feriendomizil Stadtschlaining nahe der österreichisch-ungarischen Grenze im Burgenland auf. Er schrieb noch kämpferische Großessays gegen die in seinen Augen eine utopische Erziehungsdiktatur anstrebenden Soziologen der 1968er-Generation, vereinsamte aber bis zu seinem Tod. Seine Grabstelle befindet sich in der Rosalienkapelle von Stadtschlaining unterhalb des Schelsky'schen Grundbesetzes auf dem Terrain der örtlichen katholischen Kirchengemeinde, abgedeckt mit einer Grabplatte mit der Inschrift "Wahrhaftigkeit und Wohlwollen". | |||
Er schrieb über die Soziologie der Familie, der Sexualität, der Industrie, der Jugend, der Erziehung und der Ideengeschichte der deutschen Universität, die vielfach neu aufgelegt wurden. Kontrovers diskutiert wurde seine These, dass moderne Gesellschaften zur Bildung einer „nivellierten Mittelstandsgesellschaft“ tendierten. | Er schrieb über die Soziologie der Familie, der Sexualität, der Industrie, der Jugend, der Erziehung und der Ideengeschichte der deutschen Universität, die vielfach neu aufgelegt wurden. Kontrovers diskutiert wurde seine These, dass moderne Gesellschaften zur Bildung einer „nivellierten Mittelstandsgesellschaft“ tendierten. |