Definition

Als Happy Slapping (engl. fröhliches Einschlagen oder Prügeln) wird ein grundloser Angriff auf andere Menschen bezeichnet. Die Täter sind meist Jugendliche. Es ist als eine neue Form der Gewalt Jugendlicher zu sehen. Der Angreifer läuft dabei z.B. auf sein Opfer zu und schlägt es. Mitunter werden Opfer auch bis zur Bewußtlosigkeit zusammengeschlagen. Der Täter kann alleine handeln oder aus der Gruppe heraus. Der oder die Täter laufen nach der Tat weg, ohne sich um das Opfer zu kümmern. Üblicherweise wird der Angriff von einem weiteren Beteiligten der Tat mit einem Handy gefilmt. Die Aufnahmen werden anschließend im Internet veröffentlicht oder per Mobiltelefon verbreitet. Es handelt sich hauptsächlich um gemeinschaftlich begangene Körperverletzungsdelikte. Als besonders beunruhigend wird angesehen, dass jugendliche Täter auch sexuelle Übergriffe in derartiger Weise filmen und veröffentlichen. Echte Gewalt und mediale Gewalt verschmelzen miteinander.

Die Begriffsbildung "Happy Slapping" wird mit dem Argument kritisiert, dass sie durch das Adjektiv "happy" die Schwere der Angriffe bzw. des Problems verharmlose. Als Ersatz wird der Begriff " ..." vorgeschlagen.

Geschichte

Die ersten derartigen Anschläge ereigneten sich in den 70er Jahren in England. Seit 2004 weist die Kriminalstatistik in England einen starken Anstieg dieses Deliktes auf. Es wurde zunehmend auch in anderen europäischen Ländern von derartigen Vorfällen berichtet. Über Happy Slapping wurde vermehrt in der englischen, deutschsprachigen sowie internationalen Presse intensiv berichtet. Es bleibt allerdings unklar, wie verbreitet solche Angriffe tatsächlich sind. Kritiker meinen, dass es sich vor alllem um ein Medienphänomen handelt, da die polizeilich angezeigten Fälle schwindend gering sind. Aber auch in Hamburg sind einzelne Fälle bekannt geworden. Seit man mit dem Handy ganze Filmfrequenzen aufnehmen kann und die Mobiltelefone fast für jeden verfügbar sind,nimmt das Phänomen in Deutschland wahrscheinlich stetig zu. Von Happy Slapping berichteten die Print-Medien erstmals im Januar 2005 (Shaw 2005).

Forschung

Über das Phänomen Happy Slapping liegen bislang keine empirischen Analysen vor. An der Universität Trier soll in einem Projekt eine erste explorative Annäherung erfolgen. Untersucht werden soll sowohl die Täter-als auch die Opferperspektive, wobei der Schwerpunkt auf den jugendlichen Tätern liegen soll. Im Projekt soll ferner die stattfindende Gewaltinteraktion analysiert werden. Es sollen Erklärungen erarbeitet werden, was das Besondere dieser Gewaltform ist, in dem die Rolle und Bedeutung des filmerischen Festhaltens der Gewalthandlung genau untersucht wird.

Nach einer Studie des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen (KFN) mit 4000 Schülern lässt sich bereits jeder zehnte Jugendliche, der eine Gewalttat begeht, dabei filmen oder fotografieren. Die Gründe für solche Taten sind vielschichtig. Viele gaben an, den Wunsch zu haben, sich für die Kamera in Szene setzen zu wollen,um einmal berühmt zu werden. In einem sonst eher erfolglosen und ereignisarmen Leben seien das Aufnehmen solcher Taten seltene Höhepunkte des Erfolges Pfeiffer, 2006). Möglicherweise gibt es den Tätern auch ein Gefühl der Macht, wenn sie die Opfer über die Tat hinaus vorführen können. Auch die Wissenschaftler des KFN kommen zu dem Schluss, dass das Phänomen "Happy Slapping" noch nicht aussagekräftig genug erforscht ist. Aus diesem Grund plant das KFN noch im Jahr 2007 eine bundesweite repräsentative Schülerbefragung zu starten, bei der ein Schwerpunkt auf Happy Slapping liegt.

Auf der Grundlage der Medienwirkungsforschung (Grimm; Rhein, 2007) können verschiedene Wirkungspotenziale bei bestimmten Jugendlichen Risokogruppen relvant werden...

rechtliche Einordnung

Schüler/innen, die aktiv gegen die Opfer vorgehen

  • Körperverletzungsdelikte
  • Bedrohung
  • Nötigung
  • Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung

Schüler/ innen, die die Gewalthandlungen mit dem Handy aufnehmen

  • Verstoß gegen das Recht auf das eigene Bild (Kunsturheberrecht)
  • Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen
  • unterlassene Hilfeleistung
  • Strafvereitelung
  • Anstiftung und Mittäterschaft
  • Verbreiten von Gewaltvideos

Schüler/ innen,die happy slapping beobachten

  • unterlassene Hilfeleistung
  • Strafvereitelung

Reaktionen

Eltern

Die Eltern sollten mit ihren Kindern altersentsprechend über dieses Thema sprechen und sie über die Gefahren aufklären. Dazu können sie sich Informationsmaterialien zu Hilfe nehmen.



Schule

Die Verantwortlichen an den Schulen können gemaß § 49 Abs. 1 des Hambg-SchulG die zeitweise Wegnahme von Gegenständen, welches ein Handy zweifelsohne ist, einschließlich der dazu im Einzelfall erforderlichen Nachschau in der Kleidung oder in mitgeführten Sachen durchführen. Diese Maßnahmemuss in Verbindung mit einem konkreten Vorfall stehen. Bei minderjährigen Schülern wird das sichergestellte Handy den Erzeihungsberechtigten übergeben. Zusätzlich sollte mit den Eltern ein norm-und hilfeverdeutlichendes Gespräch geführt werden. Darüber hinaus bietet das Schulgesetz Möglichkeiten, die Benutzung oder das Mitbringen von Handys zu regeln. Den Verantwortlichen der Schule ist es nicht gestattet, das Handy auf einschlägige Vorfälle hin zu durchsuchen. Besteht aus Sicht der Verantwortlichen der Schule der begründete Verdacht einer Straftat,so ist die Polizei zu verständigen und das Handy zur Beweissicherung zu übergeben.

Polizei

Gemäß §§ 94, 98 der Strafprozessordnung ist das Handy sicherzustellen oder zu beschlagnahmen, wenn es als Beweismittel zu Klärung einer Straftat dient.

andere verwandte Begriffe

  • Mobile Bullying

Beim Mobile Bullying, auch E-Bullying genannt, wird über Handy mittels SMS, Photo oder Video jemand bedroht, beschimpft, gehänselt, schikaniert oder sexuell belästigt. Auch falsche Gerüchte, üble Nachreden oder Verleumdungen können via Handy ohne Wissen des Opfers leicht verbreitet werden. Des Weiteren können die Telefonnummern der Opfer missbraucht werden, um unter falscher Identität andere zu belästigen.

  • Snuff- Video

Der Begriff "Snuff- Video" leitet sich ab vom englischen Verb "to snuff out" ([jemanden] "umbringen", [eine Kerze]"ausblasen", [ein Leben] "auslöschen"). Videos dieser Art sind im Internet zu finden und können über einschlägige Webseiten sowie über Tauschbörsen heruntergeladen werden. Die Inhalte dieser Dateien sind häufig kurze, zusammenhanglose Tötungsdarstellungen. Dabei handelt es sich entweder um Ausschnitte von Film-/Videoproduktionen oder um Dokumentationen tatsächlicher Tötungen- wie beispielsweise Steinigungen, Verbrennungen oder Leichenschändungen. Die Herkunft diess Materials geht oft auf Kriegsmilizen zurück, die davon profitieren, dass die Nutzer dieses Materials, wenn auch von diesen ungewollt, die Propaganda für die Terroristen unterstützen.


Literatur

  • Artikel auf Hamburger Abendblatt online "Makabres Spiel mit der Gewalt"

(http://www.abendblatt.de/daten/2007/02/26/695894.html)

  • Durrer, Hans (2006)Dossier: Happy Slapping, oder ist nur wirklich, was dokumentiert ist?
  • Grimm, Petra; Rhein Stefanie; Clausen-Muradian, Elisabeth (2007),Problematik von gewalthaltigen und pornografischen Videoclips auf Mobiltelefonen von Jugendlichen
  • Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN)

(http://www.kfn.de)

  • Forschungsprojekt zum Thema Happy Slapping der AG sozialwissenschaftliche Forschung und Weiterbildung (asw) e.V. an der Universität Trier

(http://www.asw-trier.de/inszenierte-gewalt)