Hans von Hentig: Unterschied zwischen den Versionen

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(Monographie v. Mayenburg)
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*Beccaria-Medaille
*Beccaria-Medaille
*Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.  
*Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.  
== Literatur ==
David von Mayenburg, '' Kriminologie und Strafrecht zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus: Hans von Hentig (1887 - 1974)'', Baden-Baden 2006.




Quelle:
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Stichwort "Hans von Hentig" in "Munzinger Online" (aufgerufen am 08.06.2004)
Stichwort "Hans von Hentig" in "Munzinger Online" (aufgerufen am 08.06.2004)

Version vom 13. Dezember 2007, 15:28 Uhr

(* 9. Juni 1887 Berlin - † 6. Juli 1974 Bad Tölz)

Ein von der heutigen Wissenschaft fast vergessener Kriminologe. Ein bewegtes Leben. Ein großes, zum Teil bedeutendes Werk.


Herkunft

Sein Vater Otto war ein sehr prominenter Rechtsanwalt in Berlin. Zu seinen Mandanten gehören so berühmte Leute wie der Reichskanzler v. Bismarck, Generalfeldmarschall v. Moltke, die Industriellen W. v. Siemens, die Brüder Mannesmann und der Erfinder Thomas A. Edison.


Studium

Paris (Garcon), Berlin (v. Liszt), München (Amira, Birkmeyer). Jur. Promotion 1912 bei Birkmeyer. Zweitstudium in Medizin wird wegen Kriegsbeginn 1914 abgebrochen.


Krieg und Weimarer Republik

Kriegsausbildung "Königsjäger zu Pferde" in Posen (1906/07), Kriegsteilnahme an der Westfront, auf dem Balkan und in Palästina. Seine Kriegserinnerungen schreibt er in "Mein Krieg" (1919) nieder. - Nach dem Krieg war Hans von Hentig einer der führenden "Nationalbolschewisten". Er war in und um München zwar in erster Linie als Privatgelehrter und politischer Publizist tätig; als Hitler am 9. November 1923 zu putschen versuchte, traf er aber Anstalten, um von Thüringen und Sachsen aus mit Volksfronttruppen Richtung München zu rücken. - Um einem (später eingestellten) Hochverratsverfahren zu entgehen, floh er nach Sowjetrußland, wo er einen ihm von Lenin angebotenen leitenden Posten im sowjetischen Eisenbahnwesen ausschlug. - Von 1925 - 1933 redigierte er mit Gustav Aschaffenburg die "Monatsschrift" (""MschKrim""). Nach seiner Habilitation (Gießen, 1929) erhält Hans von Hentig einen Ruf als Ordinarius nach Kiel (Dekan 1932/33), wo er wegen seiner politischen Vergangenheit (und seiner Gegnerschaft zur Todesstrafe usw.) 1934 seiner Professur enthoben wird. Nachdem er einer Berufung nach Bonn folgte, ereilte ihn dort am 1. September 1935 per Eilbrief seine Pensionierung.


NS-Zeit und Bundesrepublik

1935 Emigration in die USA. Er lehrt in Yale; Tätigkeit beim Generalstaatsanwalt in Washington, dann Professor in Puerto Rico, in Berkeley, in Boulder (dort auch Dirketor des Colorado Crime Survey), Iowa, Kansas City. - Nach Kriegsende schlägt er ein Angebot von Präsident Eisenhower, Rektor der Universität Heidelberg zu werden, aus. 1951 Rückkehr auf seinen Lehrstuhl nach Bonn, dort 1955 Emeritierung. Von 1955 bis 1974 lebte er in Bad Tölz.


Publikationen

  • The Criminal and His Victim. Studies in the Sociobiology of Crime (1948). (Dieses Buch gilt als Grundsteinlegung der Viktimologie.)
  • Crime. Causes and Conditions (1947)
  • Zur Psychologie der Einzeldelikte (4 Bände, 1954/56/57/59)
  • Das Verbrechen (3 Bände, 1961/62/63)

Außerdem u.a.:

  • Fouché (1919)
  • Robespierre (1924)
  • Die Kriminalität der lesbischen Frau (1959, 2. Aufl. 1965)
  • Die Kriminalität des homophilen Mannes (1960, 2. Aufl. 1966)
  • Soziologie der zoophilen Neigung (1962)
  • Der nekrotrope Mensch. Vom Totenglauben zur morbiden Totennähe (1964)
  • Vom Ursprung der Henkersmahlzeit (1958)
  • Der Friedensschluss. Geist und Technik einer verlorenen Kunst (1952, 1965)
  • Terror - Zur Psychologie der Machtergreifung (1970)
  • Beiträge zur Verbrechenskunde (1972)

Ehrungen

  • Beccaria-Medaille
  • Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.

Literatur

David von Mayenburg, Kriminologie und Strafrecht zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus: Hans von Hentig (1887 - 1974), Baden-Baden 2006.


Quelle: Stichwort "Hans von Hentig" in "Munzinger Online" (aufgerufen am 08.06.2004)