Der Hamburger Strafvollzug galt während der Weimarer Republik und dann wieder in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1980er Jahre hinein als innovativ, liberal und human. Dann wurden zahlreiche Entscheidungen getroffen, die den Zielkonflikt zwischen Sicherheit und Resozialisierung zugunsten einer deutlichen Betonung des Sicherheitsdenkens aufzulösen suchten. Gerhard Rehn kritisiert diese Politik durch die Benennung von "5 Hauptsünden":

  • Geld verschleudert: Ausbau der JVA Billwerder um weitere ca. 400 auf rund 800 Plätze.
  • Umbau um jeden Preis: die offene Anstalt Billwerder wird gechlossener Vollzug.
  • Die Lust am Einsperren: Der offene Vollzug als Nadelöhr.
  • Abbau von Eingliederungschancen: Ausgang, Urlub, Freigang als Ausnahme.
  • Es war einmal: Sozialtherapie und Übergangsvollzug.

"Mit der Schließung/Verlagerung der drei kleinen, langjährig außerordentlich erfolgreichen und bundesweit vorbildlichen Übergangs- und Sozialtherapieanstalten erreichte die radikal restaurative 'Vollzugspolitik' des Gespanns Kusch/Lüdemann einen schmachvollen Höhepunkt. Im einzelnen: Im Februar 2005 wurde die Übergangsanstalt Moritz-Liepmann-Haus (MLH) ersatzlos gestrichen. ... Im Dezember 2005 wurde die Sozialtherapeutische Anstlat HH-Altengamme nach 21jähriger Tätigkeit geschlossen. Sie verfügte über 54 Plätze für Mäner und 6 für Frauen. Die traditionsreiche, seit 1969 bestehende Sozialtherapie Bergedorf mit ihren 42 Haftplätzen wurde Außenstelle der JVA Fuhlsbüttel. Ihre ganz eigene Existenz wurde zerstört; viele MitarbeiterInen mussten in andere Anstalten wechseln" (Rehn 2008: 36).



Literatur

  • Rehn, Gerhard (2008) Hamburger Strafvollzug - Wege und Irrwege. Zentrale Fakten einer verfehlten Strafvollzugspolitik. Neue Kriminalpolitik 20.2008: 34-36.