Glücksspiel: Unterschied zwischen den Versionen

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== problematisches und pathologisches Spielverhalten ==
== problematisches und pathologisches Spielverhalten ==
=== Klassifikation nach ICD-10 ===
=== Klassifikation nach ICD-10 ===
Das Klassifakationsschema ICD-10 ordnet das pathologische Spielen neben der Pyromanie, der Klepomanieund, der Trichotillomanie und sonstigen näher bezeichneten Störungen den "Abnormen Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle" zu.
Das Klassifikationsschema ICD-10 ordnet das pathologische Spielen neben der Pyromanie, der Klepomanie und, der Trichotillomanie und sonstigen nicht näher bezeichneten Störungen den "Abnormen Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle" zu.
Unter dem Diagnoseschlüssel F.63.0 ist das pathologische Spielen definiert als  
Unter dem Diagnoseschlüssel F.63.0 ist das pathologische Spielen definiert als  
häufiges und wiederholtes episodenhaftes Glücksspiel, das die Lebensführung des betroffenen Patienten beherrscht und zum Verfall der sozialen, beruflichen, materiellen und familiären Werte und Verpflichtungen führt.<ref>http://www.dimdi.de/static/de/klassi/icd-10-who/kodesuche/onlinefassungen/htmlamtl2006/index.htm</ref>
häufiges und wiederholtes episodenhaftes Glücksspiel, das die Lebensführung des betroffenen Patienten beherrscht und zum Verfall der sozialen, beruflichen, materiellen und familiären Werte und Verpflichtungen führt.<ref>http://www.dimdi.de/static/de/klassi/icd-10-who/kodesuche/onlinefassungen/htmlamtl2006/index.htm</ref>
 
Die diagnostischen Kriterien sind:
A. Wiederholte (2 oder mehr) Episoden von Glücksspiel über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr.
B. Diese Episoden bringen den Betroffenen keinen Gewinn, sondern werden trotz subjektivem Leidensdruck und Störung der Funktionsfähigkeit im täglichen Leben fortgesetzt.
C. Die Betroffenen beschreiben einen intensiven Drang, zu spielen, der nur schwer kontrolliert werden kann. Sie schildern, dass sie nicht in der Lage sind, das Glücksspiel durch Willensanstrengung zu unterbrechen.
D. Die Betroffenen sind ständig mit Gedanken oder Vorstellungen vom Glücksspiel oder mit dem Umfeld des Glücksspiels beschäftigt.
 
Das Pathologische Spielen wird abgegrenzt von exzessivem Spielen manischer Patienten (F30, nicht näher bezeichnetem Spielen und Wetten (Z72.6) und schließlich dem Spielen bei dissozialer Persönlichkeitsstörung (F60.2).
 
=== Klassifikation nach DSM-IV ===
=== Klassifikation nach DSM-IV ===
Ein pathologisches Spielverhalten(Diagnoseschlüssel 312.31) liegt nach den Diagnostische Kriterien des DSM IV vor, wenn mindestens fünf der unten aufgeführten zehn Merkmale erfüllt sind. Liegen drei bis vier der Merkmale vor, spricht man von einem problematischen Spielverhalten.  
Ein pathologisches Spielverhalten(Diagnoseschlüssel 312.31) liegt nach den Diagnostische Kriterien des DSM IV vor, wenn mindestens fünf der unten aufgeführten zehn Merkmale erfüllt sind. Liegen drei bis vier der Merkmale vor, spricht man von einem problematischen Spielverhalten.  

Version vom 19. Juli 2012, 15:13 Uhr

Glücksspiele sind Spiele, deren Spielausgang wesentlich vom Zufall abhängig ist.

Rechtliche Klassifikation

In Deutschland wird Glücksspiel durch den 2006 in Kraft getretenen Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) geregelt. In § 3 Begriffsbestimmungen wird Glücksspiel folgendermaßen definiert:

(1) Ein Glücksspiel liegt vor, wenn im Rahmen eines Spiels für den Erwerb einer Gewinnchance ein Entgelt verlangt wird und die Entscheidung über den Gewinn ganz oder überwiegend vom Zufall abhängt. Die Entscheidung über den Gewinn hängt in jedem Fall vom Zufall ab, wenn dafür der ungewisse Eintritt oder Ausgang zukünftiger Ereignisse maßgeblich ist. Auch Wetten gegen Entgelt auf den Eintritt oder Ausgang eines zukünftigen Ereignisses sind Glücksspiele.[1]

Bekannte Glücksspiele

Nahezu jedes Spiel kann gemäß der oben angeführten Definition als Glücksspiel gelten. Bekannte Glücksspiele sind:

  • Lotterien: hierzu zählen das in Deutschland beliebte Lotto 6aus49, Spiel 77, Super 6, Sofortlotterien (Rubbellose) aber auch Keno, Bingo, Klassenlotterien, Fernsehlotterien usw.
  • Casinospiele: zu den klassischerweise im Casiono angebotenen Spielen zählen Roulette und Black Jack, aber auch Baccara und Poker. Neben diesem sog. Großem Spiel bieten Casinos in der Regel auch ein Automatenspiel - das sog. Kleine Spiel an.
  • Wetten: bei Wetten handelt es sich zumeist um Wetten auf den Ausgang von Sportereignissen. Der Lotto- und Toto Block tritt in Deutschland als derzeit einziger staatlich lizenzierter Wettanbieter der Sportwette ODDSET auf.
  • Automatenspiel/ Geldspielautomaten: Spielautomaten sind in Spielbanken (das sog. Kleine Spiel), in Spielhallen und auch in Gaststätten zu finden. Sofern es sich bei einem Automatenspiel um kein ausschließliches Geschicklichkeitsspiel handelt und für die Spielteilnahme ein Geldeinsatz getätigt werden muss, handelt es sich definitionsgemäß um ein Glücksspiel. In Deutschland gelten Geldspielautomaten rechtlich jedoch nicht als Glücksspiel, sondern als Unterhaltungsautomaten mit Gewinnmöglichkeit. Gesetzliche Vorschriften zu Geldspielautomaten finden sich in der Gewerbeordnung [2] als auch der Spielverordnung [3].

Prävalenzen

Rangreihen der Lebenszeit- (LT) und 12-Monatsprävalenzen von einzelnen Glücksspielen und Glücksspiel- kategorien nach Geschlecht bei 16- bis 65-Jährigen in der Befragung 2011 durch die BZgA[4]

Glücksspielart LTP gesamt LTP männlich LTP weiblich 12-Monatsprävalenz gesamt 12-Monatsprävalenz männlich 12-Monatsprävalenz weiblich
Glücksspiele im engeren Sinne (1) 84,1 87,3 80,8 46,5 51,6 41,3
Lotto "6 aus 49" 64,9 68,0 61,7 31,5 36,5 26,3
Sofortlotterien (2) 50,7 52,5 48,8 12,9 13,0 12,8
Spiel 77/ Super 6 (3) 40,6 44,8 36,3 21,0 24,7 17,2
Lotterien insg. (4) 37,3 38,5 36,2 16,0 16,4 15,7
privates Glücksspiel 23,3 33,2 13,0 9,2 13,7 4,6
Geldspielautomaten 23,0 30,5 15,3 2,9 4,6 1,2
Glücksspirale 19,6 22,8 16,3 4,5 5,5 3,6
Spielbank insg. 18,9 21,6 16,1 2,0 2,7 1,3
Fernsehlotterien 17,1 16,0 18,1 7,3 7,4 7,2
Quizsendungen im Fernsehen 14,9 15,1 14,7 3,9 3,4 4,4
großes Spiel in der Spielbank 14,5 17,1 11,8 1,6 2,2 0,9
Sportwetten insg. 11,1 16,3 5,9 3,4 5,7 1,1
Klassenlotterien 10,3 11,6 9,0 1,2 1,2 1,2
kleines Spiel in der Spielbank 8,6 9,8 7,3 1,0 1,2 0,7
"andere Lotterien" (5) 7,4 7,4 7,5 4,9 4,5 5,4
Casinospiele im Internet (6) 6,9 10,5 3,3 0,8 1,4 0,2
Oddset-Spielangebote 5,5 9,0 2,0 1,9 3,3 0,4
Bingo 5,0 4,4 5,5 1,2 0,8 1,5
riskante Börsenspekulationen 3,3 4,9 1,8 1,0 1,6 0,4
Toto 3,1 5,1 1,2 0,6 1,0 0,2
Pferdewetten 2,8 3,3 2,4 0,4 0,5 0,2
Live-Wetten 2,1 3,0 1,2 0,9 1,6 0,3
"andere Sportwetten" (7) 2,0 3,4 0,6 0,7 1,2 0,1
Keno 1,7 1,7 1,6 0,4 0,4 0,4
Plus 5 0,3 0,4 0,3 0,2 0,2 0,2

(1) ohne riskante Börsenspekulation, Quizsendungen und privates Glücksspiel; (2) Rubbel- und Aufreißlose, Lose auf Jahrmärkten, Instant-Games im Internet, Angebote von den Lottogesellschaften und anderen Anbietern; (3) Spiel 77/Super 6 kann im Jahr 2011 nicht nur in Kombination mit Lotto „6 aus 49“ gespielt werden, sondern zu- dem auch mit der Glücksspirale, Bingo oder Toto; (4) Fernsehlotterien, Klassenlotterien, ‘andere Lotterien’, Bingo, Glücksspirale (ohne Lotto „6 aus 49“ und Sofortlot- terien); (5) Soziallotterien, Lotterie-Sparen (PS- oder S-Sparen), Gewinnsparen o. ä.; (6) inkl. Spielen um Spielgeld oder Punkte; (7) nicht weiter ausdifferenzierte Restkategorie von Sportwetten (ohne Oddset-Spielangebote, Toto, Live- und Pferdewetten).

problematisches und pathologisches Spielverhalten

Klassifikation nach ICD-10

Das Klassifikationsschema ICD-10 ordnet das pathologische Spielen neben der Pyromanie, der Klepomanie und, der Trichotillomanie und sonstigen nicht näher bezeichneten Störungen den "Abnormen Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle" zu. Unter dem Diagnoseschlüssel F.63.0 ist das pathologische Spielen definiert als häufiges und wiederholtes episodenhaftes Glücksspiel, das die Lebensführung des betroffenen Patienten beherrscht und zum Verfall der sozialen, beruflichen, materiellen und familiären Werte und Verpflichtungen führt.[5]

Die diagnostischen Kriterien sind: A. Wiederholte (2 oder mehr) Episoden von Glücksspiel über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr. B. Diese Episoden bringen den Betroffenen keinen Gewinn, sondern werden trotz subjektivem Leidensdruck und Störung der Funktionsfähigkeit im täglichen Leben fortgesetzt. C. Die Betroffenen beschreiben einen intensiven Drang, zu spielen, der nur schwer kontrolliert werden kann. Sie schildern, dass sie nicht in der Lage sind, das Glücksspiel durch Willensanstrengung zu unterbrechen. D. Die Betroffenen sind ständig mit Gedanken oder Vorstellungen vom Glücksspiel oder mit dem Umfeld des Glücksspiels beschäftigt.

Das Pathologische Spielen wird abgegrenzt von exzessivem Spielen manischer Patienten (F30, nicht näher bezeichnetem Spielen und Wetten (Z72.6) und schließlich dem Spielen bei dissozialer Persönlichkeitsstörung (F60.2).

Klassifikation nach DSM-IV

Ein pathologisches Spielverhalten(Diagnoseschlüssel 312.31) liegt nach den Diagnostische Kriterien des DSM IV vor, wenn mindestens fünf der unten aufgeführten zehn Merkmale erfüllt sind. Liegen drei bis vier der Merkmale vor, spricht man von einem problematischen Spielverhalten.

Dauerndes, wiederholtes Spielen Anhaltendes und oft noch gesteigertes Spielen trotz negativer sozialer Konsequenzen, wie

  • Verarmung
  • gestörte Familienbeziehungen
  • Zerrüttung der persönlichen Verhältnisse

A Andauerndes und wiederkehrendes, fehlangepasstes Spielverhalten, was sich in mindestens fünf der folgenden Merkmale ausdrückt

  1. Starke Eingenommenheit vom Glücksspiel (z.B. starke gedankliche Beschäftigung mit Geldbeschaffung)
  2. Steigerung der Einsätze, um gewünschte Erregung zu erreichen
  3. Wiederholte erfolglose Versuche, das Spiel zu kontrollieren, einzuschränken oder aufzugeben
  4. Unruhe und Gereiztheit beim Versuch, das Spiel einzuschränken oder aufzugeben
  5. Spielen, um Problemen oder negativen Stimmungen zu entkommen
  6. Wiederaufnahme des Glücksspiels nach Geldverlusten
  7. Lügen gegenüber Dritten, um das Ausmaß der Spielproblematik zu vertuschen
  8. Illegale Handlungen zur Finanzierung des Spielens
  9. Gefährdung oder Verlust wichtiger Beziehungen, von Arbeitsplatz und Zukunftschancen
  10. Hoffnung auf Bereitstellung von Geld durch Dritte

B Ausgenommen ist das Spielen während einer manischen Episode.

Epidemiologie

Regulation

Umsätze der Glücksspielanbieter und Einnahmen des Staates

Umsätze auf dem Glücksspiel-Markt (in Mio. €)[6]

1982 1992 2002 2008 2009 2010
Gesamt - - 27.359 31.493 31.771,8 31.509,9 (-0,8%)
davon entfallen
auf Spielbanken 3.426 6.854 10.900 8.030 6.862 6.187 (-9,8%)
auf Geldpielautomaten mit Gewinnmöglichkeit - - 5.710 14.720 16.160 17.210 (+6,5%)
auf den Deutschen Lotto- und Toto-Block 3.239 5.788 8.311 6.792 7.002,6 6.500 (-7,2%)

in Klammern: Veränderungen gegenüber Vorjahr in % Quelle: Archiv- und Informationsstelle der deutschen Lotto- und Toto-Unternehmen Institut für Wirtschaftsforschung, Meyer: eigene Erhebung, 2012

Anteile am Gesamtumsatz der Glücksspiel-Anbieter in 2010[7]

2002 2004 2005 2008 2009 2010
Spielbanken 40,2% 38,4% 39,7% 32,3% 28,6% 19,6%
Geldspielautomaten 20,3% 21,3% 20,6% 32,6% 34,9% 54,7%
Lotto- und Totoblock 30,6% 30,8% 39,2% 27,3% 29,2% 20,6%
Klassenlotterien 4,9% 5,1% 5,1% 3,2% 2,4% 1,5%
Fernsehlotterien 1,6% 2,0% 2,2% 2,5% 2,6% 1,9%
Prämien- und Gewinnsparen 1,6% 1,9% 1,8% 1,9% 2,0% 1,5%
Pferderennen 0,9% 0,5% 0,5% 0,3% 0,3% 0,2%

Quelle: Meyer, 2012

Einnahmen des Staates aus Vergnügungs, Umsatz2)- und Gewerbesteuerzahlung der Unterhaltungsautomatenwirtschaft[8]

2003 2005 2007 2008 2009 2010
696 Mio. € 250 Mio. € 1.25 Mrd. € 1.25 Mrd. € 1.2 Mrd. € 1.5 Mrd. €1)

1) davon Vergnügungssteuer: 376 Mio. € 2) Umsatzsteuern sind erst nach dem Inkrafttreten des "Gesetzes zur Eindämmung missbräuchlicher Steuergestaltung" ab 5. Mai 2006 zu entrichten. Quelle: Verband der Deutschen Automatenindustrie, s. Meyer, 2012

Einnahmen der Bundesländer 2010 aus Glücksspiel gemäß IWD[9]

Bundesland Einnahmen in Mio Euro
Nordrhein-Westfalen 725
Bayern 469
Baden-Württemberg 422
Niedersachsen 313
Rheinland-Pfalz 280
Hessen 274
Hamburg 152
Schleswig-Holstein 136
Berlin 131
Sachsen 119
Brandenburg 79
Sachsen-Anhalt 56
Mecklenburg-Vorpommern 42
Thüringen 40
Saarland 33
Bremen 27
Insgesamt 3.331

Illegales Glücksspiel

Das Strafgesetzbuch stellt das Veranstalten oder auch die Teilnahme an illegalem Glücksspiel unter Strafe:

§ 284 StGB Unerlaubte Veranstaltung eines Glücksspiels
(1) Wer ohne behördliche Erlaubnis öffentlich ein Glücksspiel veranstaltet oder hält oder die Einrichtungen hierzu bereitstellt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Als öffentlich veranstaltet gelten auch Glücksspiele in Vereinen oder geschlossenen Gesellschaften, in denen Glücksspiele gewohnheitsmäßig veranstaltet werden. (3) Wer in den Fällen des Absatzes 1 1. gewerbsmäßig oder 2. als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung solcher Taten verbunden hat, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft. (4) Wer für ein öffentliches Glücksspiel (Absätze 1 und 2) wirbt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.[10]
§ 285 StGB Beteiligung am unerlaubten Glücksspiel
Wer sich an einem öffentlichen Glücksspiel (§ 284) beteiligt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu einhundertachtzig Tagessätzen bestraft.[11]

Weblinks

Journals

Institutionen/ Fachgesellschaften

Sonstiges

Einzelnachweise