Giorgio Agamben: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Giorgio Agamben''' (* 22. April 1942 in Rom) ist ein weltbekannter italienischer Philosoph, der sich wie kein anderer mit kriminalpolitisch relevanten Themen wie z.B. der Polizei, dem (Konzentrations-) Lager sowie staatlicher Souveränität und Gewalt befasst. Agamben findet zum Verständnis (zeitgenössischer) Politik einige Begriffspaare nützlich, die sich "in einer Beziehung 'inklusiver Exklusivität' befinden: "zoé und bios, souveräne Macht und homo sacer sind die grundlegenden Elemente eines politischen Raumes, der auf der souveränen Ausnahme basiert, die, so Agamben, in den westlichen Demokratien zur Regel geworden ist. Sie alle sind Grenzfiguren, die durch eine Bewegung des einschließenden Ausschlusses den politischen Raum definieren: Der homo sacer (und sein nacktes Leben: zoé) - für KriminologInnen: vgl. auch den Homo necans von Walter Burkert [[http://www.kriminologie.uni-hamburg.de/wiki/index.php/Homo_necans]] - ist die untere Grenze jenes Raumes, von dem der Souverän (und sein politisch qualifiziertes Leben: bios) die obere Grenze. Sowohl der Souverän als auch der homo sacer befinden sich auf den Grenzen des politischen Raumes, in den sie durch ihre Exklusion inkludiert sind. Dem homo sacer als Figur des römischen Rechts und seinem tötbaren, aber nicht opferbaren Leben, entspricht das Leben des Souveräns, der seinerseits vom Recht ausgenommen ist, obgleich er es begründet. Das Paradigma für diese exklusive Inklusion findet Agamben im Ausnahmezustand, dessen Bestimmung er an Carl Schmitts Figur des Souveräns als demjenigen der von Außen über den Ausnahmezustand entscheidet, sowie in Benjamins Verständnis der zur Regel gewordenen Ausnahme orientiert" (Muhle 2007: 35 f.). Am bekanntesten sind seine Arbeiten über den absolut rechtlosen Menschen, den "homo sacer", und über den [[Ausnahmezustand]]. Sein Denken ist u.a. von Walter Benjamin (dessen Werk er in einer italienischen Ausgabe herausgab) und Carl Schmitt beeinflusst; wichtige Inspirationen verdankt es auch [[Michel Foucault]] und dem italienischen Neomarxismus. Seine Publikationen erscheinen ab und an etwas kryptisch, doch in Interviews findet er klare Worte zu aktuellen politischen und sozialen Konflikten.
Der weltbekannte italienische Philosoph '''Giorgio Agamben''' (* 22. April 1942 in Rom) befasst sich aufbauend auf [[Walter Benjamin]], Martin Heidegger, Carl Schmitt, Hannah Arendt und Michel Foucault sowie italienischen Neomarxisten mit kriminologisch relevanten Themen wie zum Beispiel mit dem Verhältnis von Staat, Souveränität, Gewalt und Recht, mit dem Ausnahmezustand, dem Flüchtlingsstatus und der Staatenlosigkeit, dem (Konzentrations-) Lager und immer wieder mit der Polizei.
 
Agamben findet zum Verständnis (zeitgenössischer) Politik einige Begriffspaare nützlich, die sich "in einer Beziehung 'inklusiver Exklusivität' befinden: "zoé und bios, souveräne Macht und homo sacer sind die grundlegenden Elemente eines politischen Raumes, der auf der souveränen Ausnahme basiert, die, so Agamben, in den westlichen Demokratien zur Regel geworden ist. Sie alle sind Grenzfiguren, die durch eine Bewegung des einschließenden Ausschlusses den politischen Raum definieren: Der homo sacer (und sein nacktes Leben: zoé) - für KriminologInnen: vgl. auch den Homo necans von Walter Burkert [[http://www.kriminologie.uni-hamburg.de/wiki/index.php/Homo_necans]] - ist die untere Grenze jenes Raumes, von dem der Souverän (und sein politisch qualifiziertes Leben: bios) die obere Grenze. Sowohl der Souverän als auch der homo sacer befinden sich auf den Grenzen des politischen Raumes, in den sie durch ihre Exklusion inkludiert sind. Dem homo sacer als Figur des römischen Rechts und seinem tötbaren, aber nicht opferbaren Leben, entspricht das Leben des Souveräns, der seinerseits vom Recht ausgenommen ist, obgleich er es begründet.
 
Das Paradigma für diese exklusive Inklusion findet Agamben im Ausnahmezustand, dessen Bestimmung er an Carl Schmitts Figur des Souveräns als demjenigen der von Außen über den Ausnahmezustand entscheidet, sowie in Benjamins Verständnis der zur Regel gewordenen Ausnahme orientiert" (Muhle 2007: 35 f.). Am bekanntesten sind seine Arbeiten über den absolut rechtlosen Menschen, den "homo sacer", und über den [[Ausnahmezustand]]. Sein Denken ist u.a. von Walter Benjamin (dessen Werk er in einer italienischen Ausgabe herausgab) und Carl Schmitt beeinflusst; wichtige Inspirationen verdankt es auch [[Michel Foucault]] und dem italienischen Neomarxismus. Seine Publikationen erscheinen ab und an etwas kryptisch, doch in Interviews findet er klare Worte zu aktuellen politischen und sozialen Konflikten.


== Leben==
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