Gezielte Tötung: Unterschied zwischen den Versionen

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Hinrichtungen sind Strafen für begangene Taten, sind also repressiv. Gezielte Tötungen werden meist mit präventiven Zwecken begründet - obwohl auch ein Vergeltungszweck dahinter stehen kann.
Hinrichtungen sind Strafen für begangene Taten, sind also repressiv. Gezielte Tötungen werden meist mit präventiven Zwecken begründet - obwohl auch ein Vergeltungszweck dahinter stehen kann.


Hinrichtungen vollziehen ein gerichtliches Urteil und sind Teil der rechtsprechenden Gewalt. Gezielte Tötungen vollziehen eine ohne Einschaltung der Justiz zustande gekommene Entscheidung der Exekutive, d.h. der Regierung. Unmittelbar ausgeführt werden Hinrichtungen von Henkern an dafür vorgesehenen Hinrichtungsstätten (z.B. innerhalb von Gefängnisgebäuden), gezielte Tötungen hingegen von Angehörigen der Polizei, des Militärs und/oder der Geheimdienste im Umfeld des Betroffenen (im Wohnhaus, im Straßenverkehr). Diese Vorgehensweise bringt es mit sich, dass nicht nur die Zielperson getötet wird, sondern häufig auch weitere Personen in Mitleidenschaft gezogen werden.  
Hinrichtungen vollziehen ein gerichtliches Urteil und sind Teil der rechtsprechenden Gewalt. Gezielte Tötungen vollziehen eine ohne Einschaltung der Justiz zustande gekommene Entscheidung der Exekutive, d.h. der Regierung. Unmittelbar ausgeführt werden Hinrichtungen von Henkern an dafür vorgesehenen Hinrichtungsstätten (z.B. innerhalb von Gefängnisgebäuden), gezielte Tötungen hingegen von Angehörigen der Polizei, des Militärs und/oder der Geheimdienste im Umfeld des Betroffenen (im Wohnhaus, im Straßenverkehr).
Hinrichtungen werden gegenüber "gewöhnlichen" und gegenüber "politischen" Tätern durchgeführt, gezielte Tötungen hingegen gelten als Mittel gegen "Terroristen". , um dieser Taktik nicht von vornherein einen Beigeschmack der Illegitimität zu verleihen (wie z.B. bei "targeted assassination"). Vornehmlich im Zusammenhang mit dem "War on Terror" werden Praxis und Begriff der gezielten Tötung auch außerhalb der israelischen Politik benutzt. Sowohl Israel als auch die USA praktizieren gezielte Tötungen auch außerhalb ihres eigenen Staatsgebiets. All dies macht sie in rechtlicher, politischer und moralischer Hinsicht umstritten.
 
Diese Vorgehensweise bringt es mit sich, dass nicht nur die Zielperson getötet wird, sondern häufig auch weitere Personen in Mitleidenschaft gezogen werden.
 
Hinrichtungen werden gegenüber "gewöhnlichen" und gegenüber "politischen" Tätern durchgeführt, gezielte Tötungen hingegen gelten als Mittel gegen "Terroristen". Vornehmlich im Zusammenhang mit dem "War on Terror" werden Praxis und Begriff der gezielten Tötung auch außerhalb der israelischen Politik benutzt. Sowohl Israel als auch die USA praktizieren gezielte Tötungen auch außerhalb ihres eigenen Staatsgebiets.


==Erscheinungsformen und Häufigkeit==
==Erscheinungsformen und Häufigkeit==
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===Methoden===
===Methoden===
Die interne Prozess, in dem darüber entschieden wird, wer wann wie durch eine gezielte Tötung eliminiert werden soll, unterliegt normalerweise der Geheimhaltung und ist der Öffentlichkeit unbekannt.
Mehr ist über die Methoden der Durchführung der gezielten Tötungen bekannt. So können gezielte Tötungen z.B. mittels unbemannter Drohnen oder mittels von Hubschraubern abgefeuerter Raketen durchgeführt werden. In beiden Fällen ist die Distanz der Akteure zu den Opfern so gross, dass ein Sichtkontakt von Tätern und Opfern vermieden wird.
Das ist anders in den Fällen, in denen die Tötung durch Scharfschützen erfolgt.


Die israelische Armee führt seit der Zweiten Intifada eine spezielle Scharfschützen-Ausbildung für die Durchführung gezielter Tötungen durch.
Auch Geheimdienste (z.B. der Mossad) unterhalten spezielle Einheiten für diesen Zweck.
Häufig erfolgt die Tötung auch mittels unbemannter Drohnen oder mittels Raketen, die von Hubschraubern abgefeuert werden.


===Einzelfälle===
===Einzelfälle===
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*In den USA erlaubt eine nach dem 11. September 2001 erlassene Verfügung von Präsident George W. der CIA die gezielte Tötung mit Hilfe unbemannter Drohnen: "Shortly after the attacks, Bush approved a 'presidential finding' that allowed the CIA to write a set of highly classified rules describing which individuals could be killed by CIA officers. Such killings were defined as self-defense in a global war against al Qaeda terrorists. The rules have been vetted by the White House, CIA and State Department lawyers. They allow CIA counterterrorism officials in the field to decide much more quickly when to fire, according to former intelligence officials involved in developing the rules."
*In den USA erlaubt eine nach dem 11. September 2001 erlassene Verfügung von Präsident George W. der CIA die gezielte Tötung mit Hilfe unbemannter Drohnen: "Shortly after the attacks, Bush approved a 'presidential finding' that allowed the CIA to write a set of highly classified rules describing which individuals could be killed by CIA officers. Such killings were defined as self-defense in a global war against al Qaeda terrorists. The rules have been vetted by the White House, CIA and State Department lawyers. They allow CIA counterterrorism officials in the field to decide much more quickly when to fire, according to former intelligence officials involved in developing the rules."


==Gezielte Tötung als Beruf==
==Akteure==
Akteure gezielter Tötungen finden sich vor allem im Militär, in der Polizei und den Geheimdiensten.


===Ausbildung===
===Ausbildung===
Die israelische Armee führt seit der Zweiten Intifada eine spezielle Scharfschützen-Ausbildung für die Durchführung gezielter Tötungen durch. Auch Geheimdienste (z.B. der Mossad) unterhalten spezielle Einheiten für diesen Zweck.


Der Militärpsychologe David Grossman (1995; 1999) - Erfinder des Begriffs "Killologie" (als Bezeichnung für die wissenschaftliche Erforschung des destruktiven Akts, bzw. für die Lehre von der Erziehung zum Töten in Militär und Gesellschaft) - geht davon aus, dass Menschen einen biologisch machtvollen Widerstand gegen den Akt des Tötens besitzen. Wenn Soldaten nicht speziell geschult würden, dann würden sie - wie im Zweiten Weltkrieg geschehen - selbst im Ernstfall nur in 10 bis 15 Prozent der Fälle auf einen gut sichtbar exponierten Feind schießen. Auch aufgrund dieser Erfahrung habe man in den USA vier effektive Mechanismen entwickelt, um das Töten zu trainieren:
Der Militärpsychologe David Grossman (1995; 1999) - Erfinder des Begriffs "Killologie" (als Bezeichnung für die wissenschaftliche Erforschung des destruktiven Akts, bzw. für die Lehre von der Erziehung zum Töten in Militär und Gesellschaft) - geht davon aus, dass Menschen einen biologisch machtvollen Widerstand gegen den Akt des Tötens besitzen. Wenn Soldaten nicht speziell geschult würden, dann würden sie - wie im Zweiten Weltkrieg geschehen - selbst im Ernstfall nur in 10 bis 15 Prozent der Fälle auf einen gut sichtbar exponierten Feind schießen. Auch aufgrund dieser Erfahrung habe man in den USA vier effektive Mechanismen entwickelt, um das Töten zu trainieren:
Anonymer Benutzer