Georg Elser: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Georg Elser''' (Johann Georg Elser, * 4.01.1903 in Hermaringen, Württemberg; † 9.04.1945 im KZ Dachau) hatte am Abend des 8.11.1939 um 21:20 Uhr eine per Zeitzünder aktivierte Bombe explodieren lassen, mittels derer er Adolf Hitler töten wollte. Das Attentat scheiterte trotz seines technischen Funktionierens an der witterungsbedingt verfrühten Abreise Hitlers aus München: er hatte sich entschlossen, statt des Flugzeugs für die Rückkehr nach Berlin den Zug zu benutzen und seine vor 2000 Personen gehaltene Rede im Keller des Hofbräuhauses zum Gedenken an den Putschversuch von 1923 entsprechend abgekürzt.  wo er alljährlich des Marsches auf die Feldherrnhalle von 1923 mit einer Gedenkrede vor großem Publikum gedachteund eine unbestimmte Zahl der um Hitler herum sich befindgezündet Aen Attentatsversuch auf Adolf Hitler, der wegen Hitlers verfrühter Abreise scheiterte. Bei dem misslungenen Attentat wurden acht Personen getötet und 63 verletzt. Elser wurde gefasst und vier Wochen vor Kriegsende auf Hitlers ausdrücklichen Befehl hin im KZ Dachau von SS-Oberscharführer Theodor Bongartz mittels Genickschusses getötet. Nach Kriegsende galt sein Attentat lange Zeit als künstlich eingefädelter Nazi-Propagandatrick. Neue Quellen und neue Bewertungen führten dann seit den 1960er Jahren zu einer Aufwertung Elsers. "Einzelne Widerstandskämpfer wie der erfolglose Attentäter Georg Elser" wurden zum Beispiel ausdrücklich von Bundeskanzler Helmut Kohl (am 20.07.1984) gewürdigt. 2003 würdigte eine Sonderbriefmarke Elsers 100. Geburtstag. Seit November 2009 erinnert in München eine leuchtreklamenähnliche Neon-Installation an einer Hauswand in der Maxvorstand am Georg-Elser-Platz (einer Ausbuchtung der Türkenstraße, wo Elser 1939 wohnte) an den Zeitpunkt des Attentats: jeden Abend um 21:20 Uhr, zum Zeitpunkt der Bombenexplosion, leuchtet sie rot auf.
'''Georg Elser''' (Johann Georg Elser, * 4.01.1903 in Hermaringen, Württemberg; † 9.04.1945 im KZ Dachau) hatte am Abend des 8.11.1939 um 21:20 Uhr eine per Zeitzünder aktivierte Bombe explodieren lassen, mittels derer er Adolf Hitler töten wollte. Das Attentat scheiterte trotz seines technischen Funktionierens an der witterungsbedingt verfrühten Abreise Hitlers aus München: dieser hatte sich entschlossen, statt des Flugzeugs für die Rückkehr nach Berlin den Zug zu benutzen. Dementsprechend hatte er seine Rede entsprechend abgekürzt und von den ursprünglich 2000 Personen befanden sich nur noch rund 160 am Attentatsort. Durch die Explosion wurden acht Personen getötet, darunter sieben Parteimitglieder und eine Aushilfskellnerin. 63 Personen wurden verletzt, 12 davon schwer.
 
gehaltene Rede im Keller des Hofbräuhauses zum Gedenken an den Putschversuch von 1923 entsprechend abgekürzt.  wo er alljährlich des Marsches auf die Feldherrnhalle von 1923 mit einer Gedenkrede vor großem Publikum gedachteund eine unbestimmte Zahl der um Hitler herum sich befindgezündet Aen Attentatsversuch auf Adolf Hitler, der wegen Hitlers verfrühter Abreise scheiterte. Bei dem misslungenen Attentat wurden acht Personen getötet und 63 verletzt. Elser wurde gefasst und vier Wochen vor Kriegsende auf Hitlers ausdrücklichen Befehl hin im KZ Dachau von SS-Oberscharführer Theodor Bongartz mittels Genickschusses getötet. Nach Kriegsende galt sein Attentat lange Zeit als künstlich eingefädelter Nazi-Propagandatrick. Neue Quellen und neue Bewertungen führten dann seit den 1960er Jahren zu einer Aufwertung Elsers. "Einzelne Widerstandskämpfer wie der erfolglose Attentäter Georg Elser" wurden zum Beispiel ausdrücklich von Bundeskanzler Helmut Kohl (am 20.07.1984) gewürdigt. 2003 würdigte eine Sonderbriefmarke Elsers 100. Geburtstag. Seit November 2009 erinnert in München eine leuchtreklamenähnliche Neon-Installation an einer Hauswand in der Maxvorstand am Georg-Elser-Platz (einer Ausbuchtung der Türkenstraße, wo Elser 1939 wohnte) an den Zeitpunkt des Attentats: jeden Abend um 21:20 Uhr, zum Zeitpunkt der Bombenexplosion, leuchtet sie rot auf.


== Das Attentat ==
== Das Attentat ==

Version vom 13. November 2009, 11:16 Uhr

Georg Elser (Johann Georg Elser, * 4.01.1903 in Hermaringen, Württemberg; † 9.04.1945 im KZ Dachau) hatte am Abend des 8.11.1939 um 21:20 Uhr eine per Zeitzünder aktivierte Bombe explodieren lassen, mittels derer er Adolf Hitler töten wollte. Das Attentat scheiterte trotz seines technischen Funktionierens an der witterungsbedingt verfrühten Abreise Hitlers aus München: dieser hatte sich entschlossen, statt des Flugzeugs für die Rückkehr nach Berlin den Zug zu benutzen. Dementsprechend hatte er seine Rede entsprechend abgekürzt und von den ursprünglich 2000 Personen befanden sich nur noch rund 160 am Attentatsort. Durch die Explosion wurden acht Personen getötet, darunter sieben Parteimitglieder und eine Aushilfskellnerin. 63 Personen wurden verletzt, 12 davon schwer.

gehaltene Rede im Keller des Hofbräuhauses zum Gedenken an den Putschversuch von 1923 entsprechend abgekürzt.  wo er alljährlich des Marsches auf die Feldherrnhalle von 1923 mit einer Gedenkrede vor großem Publikum gedachteund eine unbestimmte Zahl der um Hitler herum sich befindgezündet Aen Attentatsversuch auf Adolf Hitler, der wegen Hitlers verfrühter Abreise scheiterte. Bei dem misslungenen Attentat wurden acht Personen getötet und 63 verletzt. Elser wurde gefasst und vier Wochen vor Kriegsende auf Hitlers ausdrücklichen Befehl hin im KZ Dachau von SS-Oberscharführer Theodor Bongartz mittels Genickschusses getötet. Nach Kriegsende galt sein Attentat lange Zeit als künstlich eingefädelter Nazi-Propagandatrick. Neue Quellen und neue Bewertungen führten dann seit den 1960er Jahren zu einer Aufwertung Elsers. "Einzelne Widerstandskämpfer wie der erfolglose Attentäter Georg Elser" wurden zum Beispiel ausdrücklich von Bundeskanzler Helmut Kohl (am 20.07.1984) gewürdigt. 2003 würdigte eine Sonderbriefmarke Elsers 100. Geburtstag. Seit November 2009 erinnert in München eine leuchtreklamenähnliche Neon-Installation an einer Hauswand in der Maxvorstand am Georg-Elser-Platz (einer Ausbuchtung der Türkenstraße, wo Elser 1939 wohnte) an den Zeitpunkt des Attentats: jeden Abend um 21:20 Uhr, zum Zeitpunkt der Bombenexplosion, leuchtet sie rot auf.

Das Attentat

Das Attentat war - neben demjenigen vom 20.07.1944 - unter den mehr als 40 geplanten und versuchten Attentaten das einzige, bei dem die Zielperson gleichsam nur um Haaresbreite verfehlt wurde.

Der gelernte Dreher und Schreiner hatte die Fertigkeiten, die er brauchte, um einen Zeitzünder zu konstruieren, während seiner Tätigkeit in einer Uhrenfabrik (1925-29) erworben. Der etwas einzelgängerische, aber korrekte und freundliche Elser war Mitglied in einem Konstanzer Trachtenverein und im Zitherclub. 1928 und 1929 war er Mitglied im Roten Frontkämpferbund, der Kampforganisation der KPD. Nach einer mehrjährigen Schreinertätigkeit in der Schweiz (1929-1932) und Rückkehr nach Konstanz, wo er im elterlichen Betrieb arbeitete, bemerkte der Gegner des Nationalsozialismus, der den Hitlergruß zu verweigern pflegte, spätestens während seiner Zeit als Hilfsarbeiter in einer Heidenheimer Armaturenfabrik ab 1936 die deutschen Aufrüstungsmaßnahmen. Die Lage der Arbeiter, die Herrschaft der Partei, zunehmend aber auch die Kriegsvorbereitungen des Deutschen Reiches machten ihn zu einem grundsätzlichen Gegner des Regimes:

„Die von mir angestellten Betrachtungen zeitigten das Ergebnis, dass die Verhältnisse in Deutschland nur durch eine Beseitigung der augenblicklichen Führung geändert werden könnten. Unter der Führung verstand ich die ‚Obersten‘, ich meine damit Hitler, Göring und Goebbels. Durch meine Überlegungen kam ich zu der Überzeugung, dass durch die Beseitigung dieser 3 Männer andere Männer an die Regierung kommen, die an das Ausland keine untragbaren Forderungen stellen, ‚die kein fremdes Land einbeziehen wollen‘ und die für eine Verbesserung der sozialen Verhältnisse der Arbeiterschaft Sorge tragen werden.“

– Gestapo-Protokoll vom November 1939

Nach dem Münchner Abkommen vom 30.09.1938 begann Elser mit der Planung eines Bombenanschlags. Er besorge sich als Arbeiter in einem Steinbruch den erforderlichen Sprengstoff, mietete eine Werkstatt in München und konstruierte eine Zeitbombe, die er im Laufe von 30 Nächten in mühevoller Kleinarbeit in eine Säule hinter dem Rednerpult baute. Die Bombe explodierte plangemäß am 8.11.1939 um 21:20 Uhr. Hitler hatte den Saal jedoch schon 13 Minuten früher verlassen. Das Attentat tötete acht Personen (darunter sieben Mitglieder der NSDAP sowie eine Aushilfskellnerin) und verletzte 63 Besucher, davon 16 schwer.

Elser war schon um 20:45 Uhr vom Zollgrenzschutz in Konstanz festgenommen worden und gestand die Tat noch im November bei Gestapo-Verhören. Hitler verlangte von Reinhard Heydrich Informationen (1):

„Ich möchte wissen, um was für einen Typ es sich bei diesem Elser handelt. Man muss den Mann doch irgendwie klassifizieren können. Berichten Sie mir darüber. Im übrigen wenden Sie alle Mittel an, um diesen Verbrecher zum Reden zu bringen. Lassen Sie ihn hypnotisieren, geben Sie ihm Drogen; machen Sie Gebrauch von allem, was unsere heutige Wissenschaft in dieser Richtung erprobt hat. Ich will wissen, wer die Anstifter sind, ich will wissen, wer dahintersteckt.“

Elser wurde zunächst als „Sonderhäftling des Führers“ im KZ Sachsenhausen, später im KZ Dachau unter dem Decknamen Eller gefangen gehalten. Nach dem „Endsieg“ sollte er in einem Schauprozess abgeurteilt werden.

Am 5.04.1945 erschien SS-Obergruppenführer Ernst Kaltenbrunner, Chef der Sicherheitspolizei und des SD im Führerbunker und berichtete Hitler über die polizeiliche Sicherheitslage. Hitler ordnete dabei die Hinrichtung von Admiral Wilhelm Canaris und des „besonderen Schutzhäftlings” Georg Elser an. Der Chef der Gestapo, SS-Gruppenführer Heinrich Müller, übermittelte den Auftrag am selben Tag dem Kommandanten des KZ Dachau, Obersturmbannführer Eduard Weiter:

„Folgende Weisung ist ergangen: Bei einem der nächsten Terrorangriffe auf München bzw. auf die Umgebung von Dachau ist angeblich ‚Eller‘ tödlich verunglückt. Ich bitte, zu diesem Zweck ‚Eller‘ in absolut unauffälliger Weise nach Eintritt einer solchen Situation zu liquidieren. Ich bitte besorgt zu sein, dass darüber nur ganz wenige Personen, die ganz besonders zu verpflichten sind, Kenntnis erhalten. Die Vollzugsanzeige hierüber würde dann etwa an mich lauten: ,Am … anlässlich des Terrorangriffs auf … wurde u.a. der Schutzhäftling ‚Eller‘ tödlich verletzt“

Der SS-Oberscharführer Theodor Bongartz tötete Georg Elser am 9. April 1945 gegen 23:00 Uhr, wenige Wochen vor Kriegsende, in Dachau durch einen Genickschuss.

Seit 2001 wird alle zwei Jahre der Georg-Elser-Preis für Zivilcourage verliehen. Anlässlich seines 100. Geburtstags gab die Deutsche Post im Januar 2003 eine Sondermarke heraus.

Der Chemnitzer Politologe Lothar Fritze, Mitarbeiter des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung (HAIT), sprach 1998 in seiner Antrittsvorlesung Elser das moralische Recht ab, als Schreiner und Einzelgänger ein Attentat auf Hitler zu verüben und dabei den Tod von Unschuldigen in Kauf zu nehmen. Die Frankfurter Rundschau veröffentlichte Fritzes Thesen am 8. November 1999. Uwe Backes, stellvertretender Leiter des Instituts, und der Politologe Eckhard Jesse unterstützten Fritze. Das löste Ende 1999 einen heftigen Streit im HAIT und in der Öffentlichkeit aus. Der US-amerikanische Historiker Saul Friedländer verließ wegen des Streits den HAIT-Beirat.

Auf Initiative von Rolf Hochhuth will der Berliner Senat zum 70. Jahrestag des Attentats am 8. November 2009 ein weiteres Denkmal errichten.

Literatur

  • Johann Georg Elser: Autobiografie eines Attentäters. Der Anschlag auf Hitler im Bürgerbräu 1939. Hrsg. von Lothar Gruchmann, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1989 [1970], ISBN 3-421-06519-5 (Aussage zum Sprengstoffanschlag im Bürgerbräukeller, München am 8. November 1939).
  • Blasius, Rainer (2009) Die Geschichte eines schwierigen Helden. FAZ 06.11.09: 9.
  • Anton Hoch, Lothar Gruchmann: Georg Elser: Der Attentäter aus dem Volke. Der Anschlag auf Hitler im Münchener Bürgerbräu 1939. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-596-23485-9.
  • Hellmut G. Haasis: „Den Hitler jag’ ich in die Luft.” Der Attentäter Georg Elser. Eine Biographie. Edition Nautilus, Hamburg 2009, ISBN 978-3-894016-06-7.
  • Peter-Paul Zahl: Johann Georg Elser. Ein deutsches Drama. Trotzdem-Verlag, Grafenau 1996, ISBN 3-922209-99-8.
  • Helmut Ortner: Der Attentäter. Georg Elser – der Mann, der Hitler töten wollte. Klöpfer & Meyer, Tübingen 1999, ISBN 3-931402-50-9.
  • Peter Steinbach, Johannes Tuchel: Georg Elser be.bra wissenschaft verlag GmbH, Berlin 2008, ISBN 978-3-937233-53-6
  • Christian Graf von Krockow: Georg Elser. In: Porträts berühmter deutscher Männer, München 2001, S. 337–378. ISBN 978-3-548604-47-3 (Taschenbuch).
  • Achim Rogoss, Eike Hemmer, Edgar Zimmer (Hrsg.): Georg Elser. Ein Attentäter als Vorbild. Edition Temmen, Bremen 2006, ISBN 978-3-86108-871-4 (Georg-Elser-Initiative Bremen; Inhalt).
  • Georg-Elser-Arbeitskreis Heidenheim (Hrsg.): Georg Elser: Gegen Hitler – gegen den Krieg. 2. Auflage, Heidenheim 2003 (Inhalt).
  • Georg-Elser-Gedenkstätte Königsbronn (Hrsg.): Die Akte Elser. Königsbronn 2000.
  • Andreas Grießinger (Hrsg.): Grenzgänger am Bodensee. Georg Elser – Verfolgte – Flüchtlinge – Opportunisten. Universitäts-Verlag Konstanz, Konstanz 2000, ISBN 3-87940-717-7.

Filme

  • Der Attentäter Doku-Feature 90 min. von Rainer Erler (BR Deutschland 1969), Adolf Grimme Preis der DAG in Gold
  • Allein gegen den Führer TV Dokumentation 15 min., ein Film von Rüdiger Liedtke (Red.: Beate Schlanstein)
  • Eine Höllenmaschine für den Führer, „Der Widerstandskämpfer Georg Elser.” Von Christian Berger, Farbe-S/W. 30 Min., Matthias Film, Stuttgart 1995
  • Einer aus Königsbronn. Der Widerstandskämpfer Georg Elser Eine Dokumentation von Eva Witte. BR Deutschland 1997, 30 Min.
  • Georg Elser – Einer aus Deutschland in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database Regie: Klaus Maria Brandauer, Darsteller: Klaus Maria Brandauer, Rebecca Miller, Brian Dennehy (D 1989) – ein Spielfilm, mit zusätzlichen, dramatisierenden, ahistorischen Elementen: eine erfundene Liebesbeziehung zur Kellnerin Annelise im Bürgerbräukeller, ein erfundener Gestapo-Mann Wagner, der Georg Elser auf den Fersen ist.

Einzelbelege

(1) Vgl. Schellenberg, Memoiren, Köln 1959, S. 92.


Dieser Beitrag ist im wesentlichen ein Kondensat des dt. wikipedia Artikels über Georg Elser [[1]]