Ganja (Rastafari in Jamaika): Unterschied zwischen den Versionen

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Eine religionswissenschaftliche Untersuchung zur
Eine religionswissenschaftliche Untersuchung zur
Transkulturation im Kontext der Religionsgeschichte Jamaikas,
Transkulturation im Kontext der Religionsgeschichte Jamaikas,
unter Heranziehung des afrobrasilianischen Candomblé", Universität Jena, Diss., S. 161.</ref>
unter Heranziehung des afrobrasilianischen Candomblé", Diss., Universität Jena, S. 161.</ref>




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Eine religionswissenschaftliche Untersuchung zur
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Transkulturation im Kontext der Religionsgeschichte Jamaikas,
Transkulturation im Kontext der Religionsgeschichte Jamaikas,
unter Heranziehung des afrobrasilianischen Candomblé", Universität Jena, Diss., S. 249.</ref>
unter Heranziehung des afrobrasilianischen Candomblé", Diss., Universität Jena, S. 249.</ref>
Auch der rituelle Gebrauch der Pflanze ist wohl stark von der indischen Kultur geprägt.<ref>Ansley Hamid (2002): "The Ganja-Complex: Rastafari and marijuana", Lanham.</ref>
Auch der rituelle Gebrauch der Pflanze ist wohl stark von der indischen Kultur geprägt.<ref>Ansley Hamid (2002): "The Ganja-Complex: Rastafari and marijuana", Lanham.</ref>
Chevannes (1999) berichtet darüber, dass in der Zeit rundum den Ersten Weltkrieg das
Chevannes (1999) berichtet darüber, dass in der Zeit rundum den Ersten Weltkrieg das
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Eine religionswissenschaftliche Untersuchung zur
Eine religionswissenschaftliche Untersuchung zur
Transkulturation im Kontext der Religionsgeschichte Jamaikas,
Transkulturation im Kontext der Religionsgeschichte Jamaikas,
unter Heranziehung des afrobrasilianischen Candomblé", Universität Jena, Diss., S. 258.</ref><br />  
unter Heranziehung des afrobrasilianischen Candomblé", Diss., Universität Jena, S. 258.</ref><br />  
Der erste (illegale) jamaikanische Großproduzent von Ganja ist Rasta [http://en.wikipedia.org/wiki/Leonard_Howell Leonard Howell]. Howell fing 1939 mit dem Anbau von Cannabis an und begann damit Handel zu betreiben.
Der erste (illegale) jamaikanische Großproduzent von Ganja ist Rasta [http://en.wikipedia.org/wiki/Leonard_Howell Leonard Howell]. Howell fing 1939 mit dem Anbau von Cannabis an und begann damit Handel zu betreiben.


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Ganja ist eine vielseitige Pflanze. Wie viele Rastas wissen, kann sie im Kuchen gegessen, im Tee getrunken, als Joint geraucht, zu Seilen sowie Klamotten verarbeitet oder als Heilmittel genutzt werden. Aber nicht nur in ihrem Tun, auch in ihrem Denken, in ihrer Philosophie, spielt Ganja eine wichtige Rolle für Rastas. Ganja ist für den Vollzug von sogenannten "Groundings" notwendig.
Ganja ist eine vielseitige Pflanze. Wie viele Rastas wissen, kann sie im Kuchen gegessen, im Tee getrunken, als Joint geraucht, zu Seilen sowie Klamotten verarbeitet oder als Heilmittel genutzt werden. Aber nicht nur in ihrem Tun, auch in ihrem Denken, in ihrer Philosophie, spielt Ganja eine wichtige Rolle für Rastas. Ganja ist für den Vollzug von sogenannten "Groundings" notwendig.


''Groundings'' sind Rituale, die dazu dienen, die Zusammengehörigkeit der Gemeinschaft und den Glauben der Rastas zu formen und zu bewahren. Dabei sitzen Rastas zusammen, rauchen gemeinsam Ganja - entweder mithilfe eines [http://de.wikipedia.org/wiki/Shillum Chillums], welches sie in Bezug auf das [http://de.wikipedia.org/wiki/Deuteronomium Deuteronomium] und andere Bibelstellen "cup" (dt.: ''Tasse'') oder "chalice" (dt.: ''Kelch'') nennen, oder als Joint. Ein Teil des groundings bildet nach Homiak (1985) das "Reasoning", eine ungezwungene Diskussion mit offenen Ende zwischen mind. zwei Rastas. Dabei wird sich oft über Glaubensfragen oder über entscheidende Ereignisse aus dem eigenen Leben unterhalten.<ref>John P. Homiak (1985): "The "Ancient of days": Seated Black Eldership, oral tradtion, and ritual in Rastafari culture. Ph.D. Dissertation, Brandeis Universität.</ref> Es gibt sowohl alltägliche Groundings, die zufällig irgendwo stattfinden, als auch formalere Groundings, bei denen Termin und Ort feststehen. Formalere Groundings beinhalten meist zusätzliche gemeinschaftliche Aktivitäten wie Singen, Trommeln und Feiern. Groundings finden auch bei größeren Versammlungen an für Rastas kulturell bedeutsamen Tagen, wie dem Geburtstag von [http://de.wikipedia.org/wiki/Haile_Selassie Haile Selassie], statt. Die Versammlungen tragen u. a. den Namen "Rasta-Convention" oder "Nyabinghi I-seembly" (Assembly).<ref>Ennis Barrington Edmonds (2003): "Rastafari: from outcasts to culture bearers", New York, S. 74ff.</ref> Bei Groundings kommt Ganja eine sakramentale Bedeutung zu. Ganja soll den Menschen spirituell heilen, Inspiration sowie Erkenntnis geben und Gefühle sowie Sinne schärfen. Durch das Konsumieren von Ganja ist es für Rastas möglich zu entspannen und meditieren, eine engere Beziehung zu [http://de.wikipedia.org/wiki/Rastafari "Jah"] (Jehowa) aufzubauen und somit einen tiefergehenden Diskurs über Irdisches zu führen. Nach Yawney ist Ganja die Bedingung für das sogenannte "[http://de.wikipedia.org/wiki/Rastafari I and I] consciousness", einem geistigen Zustand, bei dem "ich", "du" und "Jah" miteinander verschmelzen und Rastas miteinander tiefergehende Erkenntnisse des Lebens gewinnen können.<ref>Carole D. Yawney (1979): „Dread wasteland: Rastafarian ritual in West Kingston, Jamaica“,
''Groundings'' sind Rituale, die dazu dienen, die Zusammengehörigkeit der Gemeinschaft und den Glauben der Rastas zu formen und zu bewahren. Dabei sitzen Rastas zusammen, rauchen gemeinsam Ganja - entweder mithilfe eines [http://de.wikipedia.org/wiki/Shillum Chillums], welches sie in Bezug auf das [http://de.wikipedia.org/wiki/Deuteronomium Deuteronomium] und andere Bibelstellen "cup" (dt.: ''Tasse'') oder "chalice" (dt.: ''Kelch'') nennen, oder als Joint. Ein Teil des groundings bildet nach Homiak (1985) das "Reasoning", eine ungezwungene Diskussion mit offenen Ende zwischen mind. zwei Rastas. Dabei wird sich oft über Glaubensfragen oder über entscheidende Ereignisse aus dem eigenen Leben unterhalten.<ref>John P. Homiak (1985): "The "Ancient of days": Seated Black Eldership, oral tradtion, and ritual in Rastafari culture., Diss., Brandeis Universität.</ref> Es gibt sowohl alltägliche Groundings, die zufällig irgendwo stattfinden, als auch formalere Groundings, bei denen Termin und Ort feststehen. Formalere Groundings beinhalten meist zusätzliche gemeinschaftliche Aktivitäten wie Singen, Trommeln und Feiern. Groundings finden auch bei größeren Versammlungen an für Rastas kulturell bedeutsamen Tagen, wie dem Geburtstag von [http://de.wikipedia.org/wiki/Haile_Selassie Haile Selassie], statt. Die Versammlungen tragen u. a. den Namen "Rasta-Convention" oder "Nyabinghi I-seembly" (Assembly).<ref>Ennis Barrington Edmonds (2003): "Rastafari: from outcasts to culture bearers", New York, S. 74ff.</ref> Bei Groundings kommt Ganja eine sakramentale Bedeutung zu. Ganja soll den Menschen spirituell heilen, Inspiration sowie Erkenntnis geben und Gefühle sowie Sinne schärfen. Durch das Konsumieren von Ganja ist es für Rastas möglich zu entspannen und meditieren, eine engere Beziehung zu [http://de.wikipedia.org/wiki/Rastafari "Jah"] (Jehowa) aufzubauen und somit einen tiefergehenden Diskurs über Irdisches zu führen. Nach Yawney ist Ganja die Bedingung für das sogenannte "[http://de.wikipedia.org/wiki/Rastafari I and I] consciousness", einem geistigen Zustand, bei dem "ich", "du" und "Jah" miteinander verschmelzen und Rastas miteinander tiefergehende Erkenntnisse des Lebens gewinnen können.<ref>Carole D. Yawney (1979): „Dread wasteland: Rastafarian ritual in West Kingston, Jamaica“,
in: Crumine, N. Ross. (Hrsg.). Ritual symbolism and ceremonialism in the Americas: studies in
in: Crumine, N. Ross. (Hrsg.). Ritual symbolism and ceremonialism in the Americas: studies in
symbolic anthropology (Occasional publications in anthropology. Ethnology series, vol. 33,
symbolic anthropology (Occasional publications in anthropology. Ethnology series, vol. 33,
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Eine religionswissenschaftliche Untersuchung zur
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Transkulturation im Kontext der Religionsgeschichte Jamaikas,
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unter Heranziehung des afrobrasilianischen Candomblé", Universität Jena, Diss., S. 258.</ref>
unter Heranziehung des afrobrasilianischen Candomblé", Diss., Universität Jena, S. 258.</ref>




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Eine religionswissenschaftliche Untersuchung zur
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Transkulturation im Kontext der Religionsgeschichte Jamaikas,
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unter Heranziehung des afrobrasilianischen Candomblé", Universität Jena, Diss., S. 132.</ref>
unter Heranziehung des afrobrasilianischen Candomblé", Diss., Universität Jena, S. 132.</ref>




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