Ganja (Rastafari in Jamaika): Unterschied zwischen den Versionen

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Ganja ist eine vielseitige Pflanze: Sie kann im Kuchen gegessen, im Tee getrunken, als Joint geraucht oder zu Seilen sowie Klamotten verarbeitet werden und wird von Rastas als Heilmittel genutzt. In der Philosophie der Rastas spielt Ganja eine wichtige Rolle und ist für den Vollzug von sogenannten "Groundings" notwendig.
Ganja ist eine vielseitige Pflanze: Sie kann im Kuchen gegessen, im Tee getrunken, als Joint geraucht oder zu Seilen sowie Klamotten verarbeitet werden und wird von Rastas als Heilmittel genutzt. In der Philosophie der Rastas spielt Ganja eine wichtige Rolle und ist für den Vollzug von sogenannten "Groundings" notwendig.


''Groundings'' sind Rituale, die dazu dienen, die Zusammengehörigkeit der Gemeinschaft und den Glauben der Rastafari zu formen und zu bewahren. Dabei sitzen Rastafaris zusammen, rauchen gemeinsam Ganja - entweder mithilfe eines Chillums, welche sie in Bezug auf das [http://de.wikipedia.org/wiki/Deuteronomium Deuteronomium] und andere Bibelstellen "cup" (dt.: ''Tasse'') oder "chalice" (dt.: ''Kelch'') nennen, oder als Joint. Ein Teil des groundings bildet nach Homiak (1985) das ''Reasoning'', eine ungezwungene Diskussion mit offenen Ende zwischen mind. zwei Rastas. Dabei wird sich oft über Glauben oder über entscheidende Ereignisse aus ihrem Leben unterhalten.<ref>John P. Homiak (1985): "The "Ancient of days": Seated Black Eldership, oral tradtion, and ritual in Rastafari culture. Ph.D. Dissertation, Brandeis Universität.</ref> Es gibt sowohl alltägliche Groundings, die zufällig irgendwo stattfinden als auch formalere Groundings, bei denen Termin und Ort feststehen. Formalere Groundings beinhalten meist zusätzliche gemeinschaftliche Aktivitäten wie Singen, Trommeln und Feiern. Bei Groundings kommt Ganja eine sakramentale Bedeutung zu. Ganja soll den Menschen spirituell heilen, Inspiration sowie Erkenntnis geben und Gefühle sowie Sinne schärfen. Durch das Konsumieren von Ganja ist es für Rastafari möglich zu entspannen und meditieren, eine engere Beziehung zu Jah aufzubauen und somit einen tiefergehenden Diskurs über Irdisches zu führen. Nach Yawney ist Ganja die Bedingung für das sogenannte "[http://de.wikipedia.org/wiki/Rastafari I and I] consciousness", einem geistigen Zustand, bei dem "ich", "du" und [http://de.wikipedia.org/wiki/Rastafari "Jah"] (Jehowa) miteinander verschmelzen und Rastas miteinander tiefergehende Erkenntnisse des Lebens gewinnen können.<ref>Carole D. Yawney (1979): „Dread wasteland: Rastafarian ritual in West Kingston, Jamaica“,
''Groundings'' sind Rituale, die dazu dienen, die Zusammengehörigkeit der Gemeinschaft und den Glauben der Rastafari zu formen und zu bewahren. Dabei sitzen Rastas zusammen, rauchen gemeinsam Ganja - entweder mithilfe eines Chillums, welches sie in Bezug auf das [http://de.wikipedia.org/wiki/Deuteronomium Deuteronomium] und andere Bibelstellen "cup" (dt.: ''Tasse'') oder "chalice" (dt.: ''Kelch'') nennen, oder als Joint. Ein Teil des groundings bildet nach Homiak (1985) das ''Reasoning'', eine ungezwungene Diskussion mit offenen Ende zwischen mind. zwei Rastas. Dabei wird sich oft über Glaubensfragen oder über entscheidende Ereignisse aus dem eigenen Leben unterhalten.<ref>John P. Homiak (1985): "The "Ancient of days": Seated Black Eldership, oral tradtion, and ritual in Rastafari culture. Ph.D. Dissertation, Brandeis Universität.</ref> Es gibt sowohl alltägliche Groundings, die zufällig irgendwo stattfinden, als auch formalere Groundings, bei denen Termin und Ort feststehen. Formalere Groundings beinhalten meist zusätzliche gemeinschaftliche Aktivitäten wie Singen, Trommeln und Feiern. Groundings finden auch bei größeren Versammlungen an für Rastas kulturell bedeutsamen Tagen, wie dem Geburtstag von [Haile http://de.wikipedia.org/wiki/Haile_Selassie Selassie] statt, welche u. a. den Namen "Rasta-Convention" oder "Nyabinghi I-seembly" (Assembly) trägt.<ref>Ennis Barrington Edmonds (2003): "Rastafari: from outcasts to culture bearers", New York, S. 74ff.</ref> Bei Groundings kommt Ganja eine sakramentale Bedeutung zu. Ganja soll den Menschen spirituell heilen, Inspiration sowie Erkenntnis geben und Gefühle sowie Sinne schärfen. Durch das Konsumieren von Ganja ist es für Rastafari möglich zu entspannen und meditieren, eine engere Beziehung zu Jah aufzubauen und somit einen tiefergehenden Diskurs über Irdisches zu führen. Nach Yawney ist Ganja die Bedingung für das sogenannte "[http://de.wikipedia.org/wiki/Rastafari I and I] consciousness", einem geistigen Zustand, bei dem "ich", "du" und [http://de.wikipedia.org/wiki/Rastafari "Jah"] (Jehowa) miteinander verschmelzen und Rastas miteinander tiefergehende Erkenntnisse des Lebens gewinnen können.<ref>Carole D. Yawney (1979): „Dread wasteland: Rastafarian ritual in West Kingston, Jamaica“,
in: Crumine, N. Ross. (Hrsg.). Ritual symbolism and ceremonialism in the Americas: studies in
in: Crumine, N. Ross. (Hrsg.). Ritual symbolism and ceremonialism in the Americas: studies in
symbolic anthropology (Occasional publications in anthropology. Ethnology series, vol. 33,
symbolic anthropology (Occasional publications in anthropology. Ethnology series, vol. 33,
1), Greeley, CO: Museum of Anthropology; University of Northern Colorado 1979,
1), Greeley, CO: Museum of Anthropology; University of Northern Colorado 1979,
154-178</ref><ref>Barry Chevannes (1999): "Roots and Ideology", New York, S. 199f.</ref>
154-178</ref><ref>Barry Chevannes (1999): "Roots and Ideology", New York, S. 199f.</ref>
Groundings finden auch bei größeren Versammlungen an für Rastas kulturell bedeutsamen Tagen, wie des Geburtstages von Haile Selassie statt, welche u. a. den Namen "Rasta-Convention" oder "Nyabinghi I-seembly" (Assembly) trägt.<ref>Ennis Barrington Edmonds (2003): "Rastafari: from outcasts to culture bearers", New York, S. 74ff.</ref>
 
Rastas versuchen das Rauchen von Ganja durch unterschiedliche Bibelstlellen zu legitimieren, z. B. durch Gen 1, 12. 29; Ex 3, 2; Spr
Rastas versuchen das Rauchen von Ganja durch unterschiedliche Bibelstlellen zu legitimieren, z. B. durch Gen 1, 12. 29; Ex 3, 2; Spr
15, 17; Offb 22, 2.<ref>Heinz-Jürgen Loth(2009): "Die Anfänge von Rastafari und das Problem der Afrikanizität:
15, 17; Offb 22, 2.<ref>Heinz-Jürgen Loth(2009): "Die Anfänge von Rastafari und das Problem der Afrikanizität:
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== Musik==
== Musik==


Zur Verbreitung "Ganja-Philosophie" der Rastafari in andere Länder hat u. a. die Reggae Musik von Rasta Bob Marley und anderen Künstlern des Genres beigetragen.
Zur Verbreitung der "Ganja-Philosophie" der Rastas in anderen Ländern hat u. a. die Reggae Musik von Rastas wie Bob Marley und anderen Künstlern des Genres beigetragen.
Der weltweit berühmt gewordene ''Root''-Reggae-Sänger Bob Marley singt in seinem Song "Ganja Gun" über den regelmäßigen Konsum und unterschiedliche Konsummöglichkeiten von Ganja. Bob Marley war selbst regelmäßiger Cannabisraucher; er bekannte sich öffentlich zu seinem Lebensstil. In der ersten Strophe des Songs heißt es:  
Der weltweit berühmt gewordene ''Root''-Reggae-Sänger Bob Marley singt in seinem Song "Ganja Gun" über den regelmäßigen Konsum und unterschiedliche Konsummöglichkeiten von Ganja. Bob Marley war selbst regelmäßiger Cannabisraucher; er bekannte sich öffentlich zu seinem Lebensstil. In der ersten Strophe des Songs heißt es:  


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== Rechtslage in Jamaika==
== Rechtslage in Jamaika==


Der Gebrauch von Ganja und damit die freie Religionsausführung der Rastas, steht im Konflikt mit den jamaikanischen Gesetzen. Das Verbot von Cannabiskonsum wird oft mit der Gefahr eines erhöhten Gewaltpotentials begründet. Ein Gegenargument der Rastas ist jedoch, dass der Cannabiskonsum keinesfalls Agressionen, sondern ein Gefühl der Liebe und des Friedens hervorruft.<ref>Ennis Barrington Edmonds (2003): "Rastafari: from outcasts to culture bearers", New York, S. 62.</ref>
Der Gebrauch von Ganja, und damit die freie Religionsausführung der Rastas, steht im Konflikt mit den jamaikanischen Gesetzen. Das Verbot von Cannabiskonsum wird oft mit der Gefahr eines erhöhten Gewaltpotentials begründet. Ein Gegenargument der Rastas ist jedoch, dass der Cannabiskonsum keinesfalls Agressionen, sondern ein Gefühl der Liebe und des Friedens hervorruft.<ref>Ennis Barrington Edmonds (2003): "Rastafari: from outcasts to culture bearers", New York, S. 62.</ref>
Jamaika hat in den vergangenen Jahren folgende internationale Drogen-Abkommen unterzeichnet:
Jamaika hat in den vergangenen Jahren folgende internationale Drogen-Abkommen unterzeichnet:
   
   
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* The Drug Strategy in the Hemisphere, 1996
* The Drug Strategy in the Hemisphere, 1996


Nach dem Bericht des jamaikansichen Senators Dwight A. Nelsen waren die USA Jamaika stehts eine Stütze im "Kampf" gegen Drogen, z. B. durch die Finanzierung des Drogenvernichtungsprogramm Jamaikas von den 80er Jahren an bis 2001.
Nach dem Bericht des jamaikansichen Senators Dwight A. Nelsen waren die USA für Jamaika stehts eine Stütze im "Kampf" gegen Drogen, z. B. durch die Finanzierung des Drogenvernichtungsprogramm Jamaikas von den 80er Jahren an bis 2001.
Der Anbau von Ganja ist seit 1913 verboten. Nach den gesetzlichen Vorgaben des "[http://www.moj.gov.jm/laws/statutes/The%20Dangerous%20Drugs%20Act.pdf "Dangerous Drugs Act's] (1971) stehen Gebrauch, Besitz, Handel und Export von Ganja unter Strafe.<ref>http://www.jis.gov.jm/pdf/RESPONSE-TO-US-INCSR-2010-Senate-March-5-2010.pdf</ref>
Der Anbau von Ganja ist seit 1913 verboten. Nach den gesetzlichen Vorgaben des "[http://www.moj.gov.jm/laws/statutes/The%20Dangerous%20Drugs%20Act.pdf "Dangerous Drugs Act's] (1971) stehen Gebrauch, Besitz, Handel und Export von Ganja unter Strafe.<ref>http://www.jis.gov.jm/pdf/RESPONSE-TO-US-INCSR-2010-Senate-March-5-2010.pdf</ref>
Aufgrund geringer Menge von Cannabis landete z. B. auch Bob Marley im Gefängnis.
Aufgrund geringer Menge von Cannabis landete z. B. auch Bob Marley im Gefängnis.<ref>Heinz-Jürgen Loth(2009): "Die Anfänge von Rastafari und das Problem der Afrikanizität:
Eine religionswissenschaftliche Untersuchung zur
Transkulturation im Kontext der Religionsgeschichte Jamaikas,
unter Heranziehung des afrobrasilianischen Candomblé", Universität Jena, Diss., S. 132.</ref>




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