Fritz Sack

Prof. Dr. Dr. h. c. Fritz Sack ist ein deutscher Soziologe und Kriminologe. Er wurde am 26. Februar 1931 in Neumark (heute Stare Czarnowo) im Landkreis Greifenhagen in Pommern geboren. Er gilt als Begünder der Kritischen Kriminologie und hat den Labeling Approach in der radikalen Ausprägung in die deutsche Sozialforschung eingeführt und weiterentwickelt.


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wird bearbeitet von Johann v. Borby


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Noch während des zweiten Weltkrieges siedelte Fritz Sack mit seiner Familie nach Westen. Seine Eltern blieben jedoch nach Ende des Krieges auf dem Gebiet der Sowjetisch Besetzten Zone und der späteren DDR, während er zu Verwandten nach Schleswig-Holstein zog.

Nach dem Abitur an der Oberrealschule II am Königsweg in Kiel 1951 absolvierte er zunächst eine Ausbildung zum Steuerinspektor bei der Landesfinanzverwaltung Schleswig-Holstein in Kiel. Ebenfalls in Kiel begann Sack 1954 mit dem Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität.

Die Kölner Zeit

Das Studium hat Fritz Sack ab 1955 in Köln weitergeführt und 1958 als Diplom-Kaufmann abgeschlossen. An der Universität zu Köln traf er auf René König, der seit 1948/49 Professor für Soziologie an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät und ab 1955 erster Direktor des "Forschungsinstitut für Soziologie" der Universität zu Köln gewesen war. Fritz Sack promovierte 1963 mit der Arbeit „Integration und Anpassung des Handwerks in der industriellen Gesellschaft“.

Zunächst noch reiner Soziologe, führte ihn die Arbeit als wissenschaftlicher Assistent bei René König hin zur Kriminalsoziologie. In Deutschland ist die universitäre Kriminologie zu diesem Zeitpunkt weitgehend den rechtswissenschaftlichen Fakultäten zugeordnet und wird als Annexfach zum Strafrecht gelehrt. Während König noch die Bedeutung der Kriminalsoziologie für die Betrachtung des Gesellschaftlichen teilte, so trennten sich die Wege in der theoretischen Orientierung. Die inhaltliche Ausrichtung, die Sack schon sehr bald wegführte von der traditionellen ätiologischen Kriminologie und demzufolge auch von der Lehre René Königs, fand während des USA-Aufenthalts an der University of California in Berkeley ihren Ursprung. Kalifornien war die letzte Station seiner USA-Reise, nachdem er das Gastsemester als Research Assistent an der Columbus State University in Ohio bei Walter Reckless abgebrochen hatte und bei einem kurzen Aufenthalt in Toronto mit den Arbeiten Aaron Cicourels in Kontakt kam. Sack bezeichnete diese Situation später als sein „Konversionserlebnis“.

Der Sammelband "Krminalsozologie" (1968), der noch zusammen mit König herausgegeben wurde, trägt bereits erste Anzeichen der Neuausrichtung. Im Nachwort "Neue Perspektiven in der Kriminologie" verarbeitete Sack seine neu erworbenen Erkenntnisse zum Symbolischen Interaktionismus und des Interpretativen Paradigmas. 1969 gründete Fritz Sack zusammen mit Lieselotte Pongratz und Stephan Quensel den Arbeitskreis Junger Kriminologen diente zunächst als Forum für sozialwissenschaftlich orientierte Wissenschaftler, die sich von der rechtswissenschaftlichen Ausprägung abgrenzen wollten. Der AJK ist Herausgeber des Kriminologischen Journals. Sack habilitierte 1970 an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln mit dem Werk „Strukturen und Prozesse in einem Delinquenzviertel Köln. Ein Beitrag zur Kriminalsoziologie.“ und erwarb die Venia Legendi für Allgemeine Soziologie. Diese (unveröffentlicht gebliebene) Habilitationsschrift enthält bereits erste Muster zur Anwendung des Labeling Approach, der später in der weiteren Sozialforschung unweigerlich mit dem Namen Sack verknüpft bleiben wird.

Privat Fritz Sack ist verheiratet (1960) und Vater von drei Kindern (1964, 1967 und 1969 geboren).