Fritz Sack: Unterschied zwischen den Versionen

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Die [[Gesellschaft für interdisziplinäre wissenschaftliche Kriminologie]] (GiwK) vergibt im 2-Jahres Turnus den [http://www1.uni-hamburg.de/giwk/preis.html Fritz-Sack-Preis]. Zum 65. Geburtstag von Fritz Sack wurde die Festschrift ''Politischer Wandel, Gesellschaft und Kriminalitätsdiskurse'' von [[Trutz von Trotha]] herausgegeben.  
Die [[Gesellschaft für interdisziplinäre wissenschaftliche Kriminologie]] (GiwK) vergibt im 2-Jahres Turnus den [http://www1.uni-hamburg.de/giwk/preis.html Fritz-Sack-Preis]. Zum 65. Geburtstag von Fritz Sack wurde die Festschrift ''Politischer Wandel, Gesellschaft und Kriminalitätsdiskurse'' von [[Trutz von Trotha]] herausgegeben.  
Die eigens zu diesem Zweck von Aldo Legnaro, Carmen Gransee, Detlef Nogala, Reinhard Kreissl und Susanne Krasmann gegründete '''Criminologische Vereinigung''' veröffentlichte zum 70. Geburtstag von Fritz Sack den Band Retro-Perspektiven der Kriminologie.  
Die eigens zu diesem Zweck von Aldo Legnaro, Carmen Gransee, Detlef Nogala, Reinhard Kreissl und Susanne Krasmann gegründete '''Criminologische Vereinigung''' veröffentlichte zum 70. Geburtstag von Fritz Sack den Band ''Retro-Perspektiven der Kriminologie''.  


Die Ehrendoktorwürde wurde Fritz Sack am 1. Juni 2006 von der Universität Kreta verliehen.  
Die Ehrendoktorwürde wurde Fritz Sack am 1. Juni 2006 von der Universität Kreta verliehen.  
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Die Arbeit von Fritz Sack ist geprägt davon, die herrschende Meinung in Frage zu stellen, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Wo die Meinung eine Position der Herrschenden einnimmt und zu Repression und Ausgrenzung führt, bleibt Fritz Sack ein akribischer Arbeiter, der keine Scheu kennt gegen die Mehrheit zu argumentieren, wobei er durchaus politisch motiviert agiert. Er zeichnet sich durch eine "kritische Distanz und intellektuelle Unzufriedenheit mit dem Status Quo" (Kreissl 2001: 3) aus. Unermüdlich weist Sack in den Jahren seines Schaffens die „Medikalisierung der Abweichung“ als alternatives Subsystem zum Strafrecht innerhalb der Sozialkontrolle nach. (Sack 1969a). Sack formuliert, dass der Täter als solcher „das Endprodukt eines komplexen sozialen Geschehens“ ist, „um dessen Analyse der Kriminologe zu allererst bemüht sein muss“ (Sack 1969a). Diese Ansicht und Herangehensweise zieht sich wie ein roter Faden durch alle Werke und kennzeichnet bereits 1969 den „Kernpunkt der Kritik an der bisherigen Kriminologie“. Aufbauend auf „Überwachen und Strafen“ <ref>Überwachen und Strafen Frankfurt am Main 1977. (fr. Ausgabe Surveiller et punir– la naissance de la prison, Paris 1975)</ref> von Michel Foucault postulierte Sack einen radikalen Paradigmenwechsel in der Kriminologie. Dabei scheute sich Sack auch nicht, gelegentlich Wegbegleitern vor den Kopf zu stossen und auf Konfrontationskurs zur „korrumpierende Nähe der Kriminologie zum Strafrecht“ (Sack 1978: 385) zu gehen.  
Die Arbeit von Fritz Sack ist geprägt davon, die herrschende Meinung in Frage zu stellen, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Wo die Meinung eine Position der Herrschenden einnimmt und zu Repression und Ausgrenzung führt, bleibt Fritz Sack ein akribischer Arbeiter, der keine Scheu kennt gegen die Mehrheit zu argumentieren, wobei er durchaus politisch motiviert agiert. Er zeichnet sich durch eine "kritische Distanz und intellektuelle Unzufriedenheit mit dem Status Quo" (Kreissl 2001: 3) aus. Unermüdlich weist Sack in den Jahren seines Schaffens die „Medikalisierung der Abweichung“ als alternatives Subsystem zum Strafrecht innerhalb der Sozialkontrolle nach. (Sack 1969a). Sack formuliert, dass der Täter als solcher „das Endprodukt eines komplexen sozialen Geschehens“ ist, „um dessen Analyse der Kriminologe zu allererst bemüht sein muss“ (Sack 1969a). Diese Ansicht und Herangehensweise zieht sich wie ein roter Faden durch alle Werke und kennzeichnet bereits 1969 den „Kernpunkt der Kritik an der bisherigen Kriminologie“. Aufbauend auf „Überwachen und Strafen“ <ref>Überwachen und Strafen Frankfurt am Main 1977. (fr. Ausgabe Surveiller et punir– la naissance de la prison, Paris 1975)</ref> von Michel Foucault postulierte Sack einen radikalen Paradigmenwechsel in der Kriminologie. Dabei scheute sich Sack auch nicht, gelegentlich Wegbegleitern vor den Kopf zu stossen und auf Konfrontationskurs zur „korrumpierende Nähe der Kriminologie zum Strafrecht“ (Sack 1978: 385) zu gehen.  


Leitmotiv seines Denkens und intellektuellen Handelns ist dabei ein „tiefsitzendes Misstrauen gegen kanonisierte und konsentierte Positionen“ (Kaiser 1996: 183) und wird dadurch zur Inspiration für einen kleinen Kreis von Kriminologen. Während sich Anfang der 1980er Jahre abzeichnet, dass die wissenschaftliche Erkenntnisse sich von der tatsächlichen Kriminalpolitik trennen, erkennt Fritz Sack bereits früh die Morgendämmerung der Punitivität.
Leitmotiv seines Denkens und intellektuellen Handelns ist dabei ein „tiefsitzendes Misstrauen gegen kanonisierte und konsentierte Positionen“ (Kaiser 1996: 183) und wird dadurch zur Inspiration für einen kleinen Kreis von Kriminologen. Während sich Anfang der 1980er Jahre abzeichnet, dass die wissenschaftliche Erkenntnisse sich von der tatsächlichen Kriminalpolitik trennen, erkennt Fritz Sack bereits früh die Morgendämmerung der [[Punitivität]].


Sack scheut dabei auch weiterhin keineswegs den Umgang mit Themen, die emotional aufgeladen sind, wie zum Beispiel durch seine Tätigkeit als Mitglied im Kuratorium der Arbeitsgemeinschaft Humane Sexualität. Dieser Verein setzt sich dafür ein, dass der Gedanke der sexuellen Selbstbestimmung auch auf Bereiche angewendet werden sollte, die von weiten Teilen der Gesellschaft tabuisiert oder kriminalisiert werden.
Sack scheut dabei auch weiterhin keineswegs den Umgang mit Themen, die emotional aufgeladen sind, wie zum Beispiel durch seine Tätigkeit als Mitglied im Kuratorium der Arbeitsgemeinschaft Humane Sexualität. Dieser Verein setzt sich dafür ein, dass der Gedanke der sexuellen Selbstbestimmung auch auf Bereiche angewendet werden sollte, die von weiten Teilen der Gesellschaft tabuisiert oder kriminalisiert werden.


Fritz Sack beschreibt die Kategorien der Moral, des Rechts und des Unrechts, beschreibt damit auch das Konzept der Kriminalität und bereitet so auch den Weg für viele Nachfolger, die die Kriminalpolitik und die neue Lust am Strafen als Kampf gegen die Armen und nicht als Kampf gegen die Armut enttarnen und somit wieder den Kreis der akademischen Laufbahn schließen, die zurückgeht auf die genuine Soziologie Dürkheims: Soziales durch Soziales erklären.
Fritz Sack beschreibt die Kategorien der Moral, des Rechts und des Unrechts, beschreibt damit auch das Konzept der Kriminalität und bereitet so auch den Weg für viele Nachfolger, die die Kriminalpolitik und die neue Lust am Strafen als Kampf gegen die Armen und nicht als Kampf gegen die Armut enttarnen und somit wieder den Kreis der akademischen Laufbahn schließen, die zurückgeht auf die genuine Soziologie [[Émile Durkheim]]s: Soziales durch Soziales erklären.


== '''Privat''' ==
== '''Privat''' ==
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