Fritz Sack: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Kindheit und Jugend'''
'''Kindheit und Jugend'''


Noch während des zweiten Weltkrieges siedelte die Familie Sack nach Westen. Seine Eltern blieben jedoch nach Ende des Krieges auf dem Gebiet der Sowjetisch Besetzten Zone und der späteren DDR, während er zu Verwandten nach Schleswig-Holstein zog.
Noch während des zweiten Weltkrieges siedelte die Familie Sack nach Westen. Seine Eltern blieben jedoch nach Ende des Krieges auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone und der späteren DDR, während er zu Verwandten nach Schleswig-Holstein zog.


Nach dem Abitur an der Oberrealschule II am Königsweg in Kiel 1951 absolvierte er zunächst eine Ausbildung zum Steuerinspektor bei der Landesfinanzverwaltung Schleswig-Holstein in Kiel. Ebenfalls in Kiel begann Sack 1954 mit dem Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität.
Nach dem Abitur an der Oberrealschule II am Königsweg in Kiel 1951 absolvierte er zunächst eine Ausbildung zum Steuerinspektor bei der Landesfinanzverwaltung Schleswig-Holstein in Kiel. Ebenfalls in Kiel begann Sack 1954 mit dem Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität.
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Zunächst noch reiner Soziologe, führte ihn die Arbeit als wissenschaftlicher Assistent bei René König hin zur Kriminalsoziologie. In Deutschland ist die universitäre Kriminologie zu diesem Zeitpunkt weitgehend den rechtswissenschaftlichen Fakultäten zugeordnet und wird als Annexfach zum Strafrecht gelehrt. Während König noch die Bedeutung der Kriminalsoziologie für die Betrachtung des Gesellschaftlichen teilte, so trennten sich die Wege in der theoretischen Orientierung. Die inhaltliche Ausrichtung, die Sack schon sehr bald wegführte von der traditionellen ätiologischen Kriminologie und folglich auch von der Lehre René Königs, fand während des USA-Aufenthalts an der University of California in Berkeley ihren Ursprung. Kalifornien war die letzte Station seiner USA-Reise, nachdem er das Gastsemester als Research Assistent an der Columbus State University in Ohio bei [[Walter Reckless]] abgebrochen hatte und bei einem kurzen Aufenthalt in Toronto mit den Arbeiten [[Aaron Cicourel]]s (hier insbesondere das druckfrische ''Methods and measurement'')<ref>Method and measurement in sociology Verfasser: Cicourel, Aaron Victor New York : Free Press [u.a.], 1967</ref> in Kontakt kam. Sack bezeichnete diese Situation später als sein „Konversionserlebnis“.
Zunächst noch reiner Soziologe, führte ihn die Arbeit als wissenschaftlicher Assistent bei René König hin zur Kriminalsoziologie. In Deutschland ist die universitäre Kriminologie zu diesem Zeitpunkt weitgehend den rechtswissenschaftlichen Fakultäten zugeordnet und wird als Annexfach zum Strafrecht gelehrt. Während König noch die Bedeutung der Kriminalsoziologie für die Betrachtung des Gesellschaftlichen teilte, so trennten sich die Wege in der theoretischen Orientierung. Die inhaltliche Ausrichtung, die Sack schon sehr bald wegführte von der traditionellen ätiologischen Kriminologie und folglich auch von der Lehre René Königs, fand während des USA-Aufenthalts an der University of California in Berkeley ihren Ursprung. Kalifornien war die letzte Station seiner USA-Reise, nachdem er das Gastsemester als Research Assistent an der Columbus State University in Ohio bei [[Walter Reckless]] abgebrochen hatte und bei einem kurzen Aufenthalt in Toronto mit den Arbeiten [[Aaron Cicourel]]s (hier insbesondere das druckfrische ''Methods and measurement'')<ref>Method and measurement in sociology Verfasser: Cicourel, Aaron Victor New York : Free Press [u.a.], 1967</ref> in Kontakt kam. Sack bezeichnete diese Situation später als sein „Konversionserlebnis“.


Der Sammelband "Kriminalsoziologie" (1968), der noch zusammen mit König herausgegeben wurde, trägt bereits erste Anzeichen der Neuausrichtung. Im Nachwort "Neue Perspektiven in der Kriminologie" verarbeitete Sack seine neu erworbenen Erkenntnisse zum [[Symbolischer Interaktionismus|Symbolischen Interaktionismus]] und des [[Paradigma|Interpretativen Paradigmas]]. 1969 gründete Fritz Sack zusammen mit [[Lieselotte Pongratz]] und [[Stephan Quensel]] den [[Arbeitskreis Junger Kriminologen]]. Dieser diente zunächst als Forum für sozialwissenschaftlich orientierte Wissenschaftler, die sich von der rechtswissenschaftlichen Ausprägung der Kriminologie abgrenzen wollten. Der AJK ist Herausgeber des [[Kriminologisches Journal|Kriminologischen Journals]]. Im selben Jahr beauftragte die [[Deutsche Forschungsgesellschaft]] Sack mit einer Studie über die Reaktion der Öffentlichkeit auf Contergan geschädigte Kinder.  
Der Sammelband "Kriminalsoziologie" (1968), der noch zusammen mit König herausgegeben wurde, trägt bereits erste Anzeichen der Neuausrichtung. Im Nachwort "Neue Perspektiven in der Kriminologie" verarbeitete Sack seine neu erworbenen Erkenntnisse zum [[Symbolischer Interaktionismus|Symbolischen Interaktionismus]] und des [[Paradigma|Interpretativen Paradigmas]]. 1969 gründete Fritz Sack zusammen mit [[Lieselotte Pongratz]] und [[Stephan Quensel]] den [[Arbeitskreis Junger Kriminologen]]. Dieser diente zunächst als Forum für sozialwissenschaftlich orientierte Wissenschaftler, die sich von der rechtswissenschaftlichen Ausprägung der Kriminologie abgrenzen wollten. Der AJK ist Herausgeber des [[Kriminologisches Journal|Kriminologischen Journals]]. Im selben Jahr beauftragte die [[Deutsche Forschungsgesellschaft]] Sack mit einer Studie über die Reaktion der Öffentlichkeit auf durch Contergan geschädigte Kinder.  


Fritz Sack habilitierte 1970 an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln mit dem Werk „Strukturen und Prozesse in einem Delinquenzviertel Köln. Ein Beitrag zur Kriminalsoziologie.“ und erwarb die Venia Legendi für Allgemeine Soziologie. Diese (unveröffentlicht gebliebene) Habilitationsschrift enthält bereits erste Muster zur Anwendung des Labeling Approach, der später in der weiteren Sozialforschung unweigerlich mit dem Namen Sack verknüpft bleiben wird. Die Habilitationsschrift war im Ursprung eine Auftragsarbeit der Stadt Köln, in der Sack nachwies, dass Delinquenzviertel über Jahrhunderte hinweg eine Tradition hinsichtlich abweichenden Verhaltens ihrer Bewohner aufwiesen.
Fritz Sack habilitierte 1970 an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln mit dem Werk „Strukturen und Prozesse in einem Delinquenzviertel Köln. Ein Beitrag zur Kriminalsoziologie.“ und erwarb die Venia Legendi für Allgemeine Soziologie. Diese (unveröffentlicht gebliebene) Habilitationsschrift enthält bereits erste Muster zur Anwendung des Labeling Approach, der später in der weiteren Sozialforschung unweigerlich mit dem Namen Sack verknüpft bleiben wird. Die Habilitationsschrift war im Ursprung eine Auftragsarbeit der Stadt Köln, in der Sack nachwies, dass Delinquenzviertel über Jahrhunderte hinweg eine Tradition hinsichtlich abweichenden Verhaltens ihrer Bewohner aufwiesen.
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'''1970-1974 - Erste Professur'''
'''1970-1974 - Erste Professur'''
   
   
1970 nimmt Sack den Ruf der Universität Regensburg an und hält den Lehrstuhl für Soziologie für 4 Jahre inne. Dem Ruf an die Universität Wien im selben Jahr folgt Sack nicht. An der Universität Bremen nimmt Sack die Tätigkeit im Gründungssenat auf. Zusammen mit Georg Heike leitet Sack ein Projekt der DFG zur Soziophonik.  
1970 nimmt Sack den Ruf der Universität Regensburg an und hat den Lehrstuhl für Soziologie für 4 Jahre inne. Dem Ruf an die Universität Wien im selben Jahr folgt Sack nicht. An der Universität Bremen nimmt Sack die Tätigkeit im Gründungssenat auf. Zusammen mit Georg Heike leitet Sack ein Projekt der DFG zur Soziophonik.  




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