Fritz Sack: Unterschied zwischen den Versionen

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Zunächst noch reiner Soziologe, führte ihn die Arbeit als wissenschaftlicher Assistent bei René König hin zur Kriminalsoziologie. In Deutschland ist die universitäre Kriminologie zu diesem Zeitpunkt weitgehend den rechtswissenschaftlichen Fakultäten zugeordnet und wird als Annexfach zum Strafrecht gelehrt. Während König noch die Bedeutung der Kriminalsoziologie für die Betrachtung des Gesellschaftlichen teilte, so trennten sich die Wege in der theoretischen Orientierung. Die inhaltliche Ausrichtung, die Sack schon sehr bald wegführte von der traditionellen ätiologischen Kriminologie und folglich auch von der Lehre René Königs, fand während des USA-Aufenthalts an der University of California in Berkeley ihren Ursprung. Kalifornien war die letzte Station seiner USA-Reise, nachdem er das Gastsemester als Research Assistent an der Columbus State University in Ohio bei Walter Reckless abgebrochen hatte und bei einem kurzen Aufenthalt in Toronto mit den Arbeiten [[Aaron Cicourel]]s in Kontakt kam. Sack bezeichnete diese Situation später als sein „Konversionserlebnis“.
Zunächst noch reiner Soziologe, führte ihn die Arbeit als wissenschaftlicher Assistent bei René König hin zur Kriminalsoziologie. In Deutschland ist die universitäre Kriminologie zu diesem Zeitpunkt weitgehend den rechtswissenschaftlichen Fakultäten zugeordnet und wird als Annexfach zum Strafrecht gelehrt. Während König noch die Bedeutung der Kriminalsoziologie für die Betrachtung des Gesellschaftlichen teilte, so trennten sich die Wege in der theoretischen Orientierung. Die inhaltliche Ausrichtung, die Sack schon sehr bald wegführte von der traditionellen ätiologischen Kriminologie und folglich auch von der Lehre René Königs, fand während des USA-Aufenthalts an der University of California in Berkeley ihren Ursprung. Kalifornien war die letzte Station seiner USA-Reise, nachdem er das Gastsemester als Research Assistent an der Columbus State University in Ohio bei Walter Reckless abgebrochen hatte und bei einem kurzen Aufenthalt in Toronto mit den Arbeiten [[Aaron Cicourel]]s in Kontakt kam. Sack bezeichnete diese Situation später als sein „Konversionserlebnis“.


Der Sammelband "Krminalsozologie" (1968), der noch zusammen mit König herausgegeben wurde, trägt bereits erste Anzeichen der Neuausrichtung. Im Nachwort "Neue Perspektiven in der Kriminologie" verarbeitete Sack seine neu erworbenen Erkenntnisse zum [[Symbolischer Interaktionismus|Symbolischen Interaktionismus]] und des Interpretativen Paradigmas. 1969 gründete Fritz Sack zusammen mit Lieselotte Pongratz und Stephan Quensel den [[Arbeitskreis Junger Kriminologen]]. Dieser diente zunächst als Forum für sozialwissenschaftlich orientierte Wissenschaftler, die sich von der rechtswissenschaftlichen Ausprägung abgrenzen wollten. Der AJK ist Herausgeber des [[Kriminologischen Journals]].
Der Sammelband "Krminalsozologie" (1968), der noch zusammen mit König herausgegeben wurde, trägt bereits erste Anzeichen der Neuausrichtung. Im Nachwort "Neue Perspektiven in der Kriminologie" verarbeitete Sack seine neu erworbenen Erkenntnisse zum [[Symbolischer Interaktionismus|Symbolischen Interaktionismus]] und des [[Interpretativen Paradigmas]]. 1969 gründete Fritz Sack zusammen mit Lieselotte Pongratz und Stephan Quensel den [[Arbeitskreis Junger Kriminologen]]. Dieser diente zunächst als Forum für sozialwissenschaftlich orientierte Wissenschaftler, die sich von der rechtswissenschaftlichen Ausprägung abgrenzen wollten. Der AJK ist Herausgeber des [[Kriminologischen Journals]].


Sack habilitierte 1970 an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln mit dem Werk „Strukturen und Prozesse in einem Delinquenzviertel Köln. Ein Beitrag zur Kriminalsoziologie.“ und erwarb die Venia Legendi für Allgemeine Soziologie. Diese (unveröffentlicht gebliebene) Habilitationsschrift enthält bereits erste Muster zur Anwendung des Labeling Approach, der später in der weiteren Sozialforschung unweigerlich mit dem Namen Sack verknüpft bleiben wird. Die Habilitationsschrift war im Ursprung eine Auftragsarbeit der Stadt Köln, in der Sack nachwies, dass Delinquenzviertel über Jahrhunderte hinweg eine Tradition hinsichtlich abweichenden Verhaltens ihre Bewohner aufwiesen.
Sack habilitierte 1970 an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln mit dem Werk „Strukturen und Prozesse in einem Delinquenzviertel Köln. Ein Beitrag zur Kriminalsoziologie.“ und erwarb die Venia Legendi für Allgemeine Soziologie. Diese (unveröffentlicht gebliebene) Habilitationsschrift enthält bereits erste Muster zur Anwendung des Labeling Approach, der später in der weiteren Sozialforschung unweigerlich mit dem Namen Sack verknüpft bleiben wird. Die Habilitationsschrift war im Ursprung eine Auftragsarbeit der Stadt Köln, in der Sack nachwies, dass Delinquenzviertel über Jahrhunderte hinweg eine Tradition hinsichtlich abweichenden Verhaltens ihre Bewohner aufwiesen.
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