Franz von Liszt: Unterschied zwischen den Versionen

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Von Liszt studierte ab 1869 in Wien, unter anderem bei Rudolf von Jhering, der ihn nachhaltig beeinflusste; später sollte er dessen Gedanken vom "Zweck im Recht" auf das Strafrecht übertragen. 1874 zum Dr. jur. promoviert, strebte Liszt zügig die wissenschaftliche Laufbahn an, die ihn nach seiner Habilitation 1876 in Graz an Lehrstühle nach Gießen, Marburg, Halle und schließlich 1898 am Zenit seiner Laufbahn an die größte Juristenfakultät des Reiches nach Berlin brachte. In den ersten 20 Jahren widmete er sich nahezu ausschließlich dem Strafrecht. So gründete er ab 1882 in Marburg das erste Kriminalistische Seminar, mit einem Kollegen zusammen die Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft und mit zwei Kollegen die Internationale Kriminalistische Vereinigung (IKV).
Von Liszt studierte ab 1869 in Wien, unter anderem bei Rudolf von Jhering, der ihn nachhaltig beeinflusste; später sollte er dessen Gedanken vom "Zweck im Recht" auf das Strafrecht übertragen. 1874 zum Dr. jur. promoviert, strebte Liszt zügig die wissenschaftliche Laufbahn an, die ihn nach seiner Habilitation 1876 in Graz an Lehrstühle nach Gießen, Marburg, Halle und schließlich 1898 am Zenit seiner Laufbahn an die größte Juristenfakultät des Reiches nach Berlin brachte. In den ersten 20 Jahren widmete er sich nahezu ausschließlich dem Strafrecht. So gründete er ab 1882 in Marburg das erste Kriminalistische Seminar, mit einem Kollegen zusammen die Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft und mit zwei Kollegen die Internationale Kriminalistische Vereinigung (IKV).


Neben der Wissenschaft reizte ihn aber auch die praktische Politik. So engagierte er sich in Berlin seit etwa 1900 bei der Fortschrittlichen Volkspartei und wurde Mitglied der Stadtverordnetenversammlung von Charlottenburg, bis er 1908 in das preußische Abgeordnetenhaus und 1912 in der Deutschen Reichstag gewählt wurde. Dabei blieb er allerdings politisch eher ein Hinterbänkler und blieb stets ein Dorn im Auge der Ministerialbürokratie. Als liberaler Außenseiter mit Zivilcourage saß er zu sehr zwischen den Stühlen, so dass er in der etablierten Gesellschaft Preußens und des Reiches wenig Zustimmung fand. Er war somit sicher kein gewöhnlicher Professor seiner Zeit, gleichwohl ein arrivierter Großordinarius, ein German Mandarin (Fritz K. Ringer), ausgestattet mit den Insignien seiner Zunft, Orden und Geheimratstitel, und einer der letzten Vertreter des Typus des "politischen Professors".
Neben der Wissenschaft reizte ihn aber auch die praktische Politik. So engagierte er sich in Berlin seit etwa 1900 bei der Fortschrittlichen Volkspartei und wurde Mitglied der Stadtverordnetenversammlung von Charlottenburg, bis er 1908 in das preußische Abgeordnetenhaus und 1912 in der Deutschen Reichstag gewählt wurde. Dabei blieb er allerdings politisch eher ein Hinterbänkler und blieb stets ein Dorn im Auge der Ministerialbürokratie. Als liberaler Außenseiter mit Zivilcourage saß er zu sehr zwischen den Stühlen, so dass er in der etablierten Gesellschaft Preußens und des Reiches wenig Zustimmung fand. Er war somit sicher kein gewöhnlicher Professor seiner Zeit, gleichwohl ein arrivierter Großordinarius, ein German Mandarin (Fritz K. Ringer), ausgestattet mit den Insignien seiner Zunft, Orden und Geheimratstitel, und ein hervorragender Vertreter des Typus des "politischen Professors".


Liszt starb am 21. Juni 1919 nach längerer Krankheit und hinterließ seine Frau Rudolfine und zwei Töchter, die beide unverheiratet geblieben sind. Dieser Zweig der Familie Liszts ist seither ausgestorben. Ein Nachlass ist nicht mehr vorhanden; immerhin aber befinden sich Teile seiner umfangreichen Institutsbibliothek in der Liszt-Bibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin.
Liszt starb am 21. Juni 1919 nach längerer Krankheit und hinterließ seine Frau Rudolfine und zwei Töchter, die beide unverheiratet blieben. Dieser Zweig der Familie ist seither ausgestorben. Ein Nachlass ist nicht vorhanden. Teile seiner umfangreichen Institutsbibliothek befinden sich in der Liszt-Bibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin.


Strafrechtliches Werk [Bearbeiten]
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