Franz Exner: Unterschied zwischen den Versionen

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→‎Exners Hauptwerk: Kriminalbiologie in ihren Grundzügen: Ob es sich wirklich um Exners "Hauptwerk" handelt, erscheint fraglich
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Dennoch stellte er nun häufiger kriminalsoziologische Aspekte zugunsten „rassisch“ bzw. individualgenetisch begründeter kriminalanthropologischer Begründungsmuster zurück, nachdem er noch in den zwanziger Jahren den überragenden Teil der Kriminalitätsentwicklung mit umweltlichen Milieuveränderungen begründet hatte. In seinem Aufsatz „Volkscharakter und Verbrechen“ (1938) führte er die von ihm so bezeichnete „Negerkriminalität“ zu Lasten gesellschaftlicher Ursprünge auf „rassische“ Ursachen zurück und wies Möglichkeiten, das Phänomen milieuorientiert zu deuten, als nicht genügend erklärungsmächtig zurück.[31] Die Argumentation in den entsprechenden Kapiteln seines Hauptwerkes war etwas differenzierter, aber weitgehend identisch.[32]
Dennoch stellte er nun häufiger kriminalsoziologische Aspekte zugunsten „rassisch“ bzw. individualgenetisch begründeter kriminalanthropologischer Begründungsmuster zurück, nachdem er noch in den zwanziger Jahren den überragenden Teil der Kriminalitätsentwicklung mit umweltlichen Milieuveränderungen begründet hatte. In seinem Aufsatz „Volkscharakter und Verbrechen“ (1938) führte er die von ihm so bezeichnete „Negerkriminalität“ zu Lasten gesellschaftlicher Ursprünge auf „rassische“ Ursachen zurück und wies Möglichkeiten, das Phänomen milieuorientiert zu deuten, als nicht genügend erklärungsmächtig zurück.[31] Die Argumentation in den entsprechenden Kapiteln seines Hauptwerkes war etwas differenzierter, aber weitgehend identisch.[32]


====Exners Hauptwerk: Kriminalbiologie in ihren Grundzügen====
====Kriminologisches Lehrbuch: ''Kriminalbiologie in ihren Grundzügen''====
Exners Hauptwerk Kriminalbiologie in ihren Grundzügen erschien 1939 in erster Auflage. Es handelte sich Richard Wetzell und Karl Peters zufolge um das bedeutendste deutschsprachige kriminologische Lehrbuch seit Gustav Aschaffenburgs ''"Das Verbrechen und seine Bekämpfung"'', das zuletzt 1923 in einer dritten Auflage erschienen war.[33] Die Kriminalbiologie fasste den damaligen Forschungsstand der Kriminologie zusammen und gliederte sich in die Teile „Anlage und Umwelt“, „Das Verbrechen im Leben der Volksgemeinschaft“, „Der Täter“, „Die Tat“ und „Angewandte Kriminalbiologie“. In einem einleitenden Kapitel bekräftigte Exner die bereits in früheren Veröffentlichungen (vgl. oben: Exners methodologischer und rechtsphilosophischer Ansatz) betonte wissenschaftliche Eigenständigkeit der Kriminologie gegenüber der Strafrechtswissenschaft. Auch räumte er ein bis heute bestehendes Kernproblem der Kriminologie ein: Die Schwierigkeiten, die sich für die an naturwissenschaftlichen Erkenntnisprinzipien angelehnte Disziplin der Kriminologie aus dem sich wandelnden Verbrechensbegriff (Exners Beispiel: Die Straflosigkeit bzw. Strafbarkeit der Homosexualität innerhalb verschiedener Rechtsordnungen) ergeben. Er erklärte die Schwierigkeiten jedoch für lösbar, da sich ein weitgehend beständiges Kernstrafrecht herausschälen lasse.[34]
Exners kriminologisches Lehrbuch "Kriminalbiologie in ihren Grundzügen" erschien 1939 in erster Auflage. Es handelte sich Richard Wetzell und Karl Peters zufolge um das bedeutendste deutschsprachige kriminologische Lehrbuch seit Gustav Aschaffenburgs ''"Das Verbrechen und seine Bekämpfung"'', das zuletzt 1923 in einer dritten Auflage erschienen war.[33] Die Kriminalbiologie fasste den damaligen Forschungsstand der Kriminologie zusammen und gliederte sich in die Teile „Anlage und Umwelt“, „Das Verbrechen im Leben der Volksgemeinschaft“, „Der Täter“, „Die Tat“ und „Angewandte Kriminalbiologie“. In einem einleitenden Kapitel bekräftigte Exner die bereits in früheren Veröffentlichungen (vgl. oben: Exners methodologischer und rechtsphilosophischer Ansatz) betonte wissenschaftliche Eigenständigkeit der Kriminologie gegenüber der Strafrechtswissenschaft. Auch räumte er ein bis heute bestehendes Kernproblem der Kriminologie ein: Die Schwierigkeiten, die sich für die an naturwissenschaftlichen Erkenntnisprinzipien angelehnte Disziplin der Kriminologie aus dem sich wandelnden Verbrechensbegriff (Exners Beispiel: Die Straflosigkeit bzw. Strafbarkeit der Homosexualität innerhalb verschiedener Rechtsordnungen) ergeben. Er erklärte die Schwierigkeiten jedoch für lösbar, da sich ein weitgehend beständiges Kernstrafrecht herausschälen lasse.[34]


Bereits der zeitgenössische Rezensent [[Hans Walter Gruhle]] – ein Psychiater – kritisierte den Titel des Werkes. Exner habe sich bei der Wahl des Titels Kriminalbiologie von im übrigen wissenschaftlich nicht begründeten Zeitströmungen leiten lassen.[35] Der Titel „Kriminalbiologie“, den Exner für sein Hauptwerk gewählt hatte, ist allerdings insofern irreführend, als Exner keineswegs Kriminalbiologie und Kriminalanthropologie gleichsetzte.[36] Er fasste den Begriff „Kriminalbiologie“ weit und verstand darunter die Gesamtheit kriminalsoziologischer, kriminalanthropologischer und kriminalpsychologischer Forschungen, mithin die Disziplin, die heute gemeinhin als Kriminologie bezeichnet wird.[37] Er bezeichnete das Problem, ob der Anlage oder der Umwelt kriminalätiologisch der Vorrang gebühre, als sehr komplex und legte sich diesbezüglich weder in der einen, noch in der anderen Richtung fest.[38]
Bereits der zeitgenössische Rezensent [[Hans Walter Gruhle]] – ein Psychiater – kritisierte den Titel des Werkes. Exner habe sich bei der Wahl des Titels Kriminalbiologie von im übrigen wissenschaftlich nicht begründeten Zeitströmungen leiten lassen.[35] Der Titel „Kriminalbiologie“, den Exner für sein Hauptwerk gewählt hatte, ist allerdings insofern irreführend, als Exner keineswegs Kriminalbiologie und Kriminalanthropologie gleichsetzte.[36] Er fasste den Begriff „Kriminalbiologie“ weit und verstand darunter die Gesamtheit kriminalsoziologischer, kriminalanthropologischer und kriminalpsychologischer Forschungen, mithin die Disziplin, die heute gemeinhin als Kriminologie bezeichnet wird.[37] Er bezeichnete das Problem, ob der Anlage oder der Umwelt kriminalätiologisch der Vorrang gebühre, als sehr komplex und legte sich diesbezüglich weder in der einen, noch in der anderen Richtung fest.[38]
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