Franz Exner: Unterschied zwischen den Versionen

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===Exners Wirken zur Zeit des Nationalsozialismus===
===Exners Wirken zur Zeit des Nationalsozialismus===
====Allgemeines====
====Allgemeines====
In den Jahren nach 1933 ist ein Schwenk Exners weg von überwiegend kriminalsoziologischen hin zu zumindest auch kriminalanthropologisch-„rassisch“ begründeten Thesen festzustellen. Exners Argumentation zu Zeiten des „Dritten Reiches“ blendete soziologische Fragestellungen allerdings keineswegs vollständig aus. Er blieb stets darum bemüht, das Phänomen Kriminalität als ein Resultat anlage- und umweltbezogener Ursachen darzustellen.[25] Zudem betonte er, dass selbst die seiner Ansicht nach „anlagebedingten“ Dispositionen zur Begehung von Verbrechen teilweise wiederum umweltbedingt seien – bezogen nämlich auf die Umwelteinflüsse, die für die vorherigen Generationen maßgeblich waren.[26] Daher konnte Edmund Mezger in einer Rezension der ersten Auflage von Exners Hauptwerk – der „Kriminalbiologie“ – noch 1939 feststellen, dass Exners Lieblingsdisziplin offenbar die Kriminalsoziologie sei.[27] Auffallend ist auch, dass die Kriminalbiologie in der Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft unter der Rubrik Kriminalsoziologie und nicht unter der ebenfalls vorhandenen Rubrik Kriminalbiologie rezensiert wurde.[28] Bezüglich seines Verhaltens zu konkreten Fragen der nationalsozialistischen Kriminalpolitik wird Exner in der Sekundärliteratur durchweg Zurückhaltung attestiert.[29] Er kritisierte unkritische Bezugnahmen auf das sogenannte „gesunde Volksempfinden“, das er auf eine empirische Grundlage gestellt sehen wollte. Er sprach sich für eine rationale Grundlage der Kriminalpolitik aus und kritisierte die rein „gefühlsmäßigen“ und betont irrationalen Richtungen der nationalsozialistischen Kriminalpolitik, wie sie beispielsweise von Georg Dahm, Friedrich Schaffstein und Roland Freisler vertreten wurden.[30]
In den Jahren nach 1933 ist ein Schwenk Exners weg von überwiegend kriminalsoziologischen hin zu zumindest auch kriminalanthropologisch-„rassisch“ begründeten Thesen festzustellen. Exners Argumentation zu Zeiten des „Dritten Reiches“ blendete soziologische Fragestellungen allerdings keineswegs vollständig aus. Er blieb stets darum bemüht, das Phänomen Kriminalität als ein Resultat anlage- und umweltbezogener Ursachen darzustellen.[25] Zudem betonte er, dass selbst die seiner Ansicht nach „anlagebedingten“ Dispositionen zur Begehung von Verbrechen teilweise wiederum umweltbedingt seien – bezogen nämlich auf die Umwelteinflüsse, die für die vorherigen Generationen maßgeblich waren.[26] Daher konnte Edmund Mezger in einer Rezension der ersten Auflage von Exners Hauptwerk – der „Kriminalbiologie“ – noch 1939 feststellen, dass Exners Lieblingsdisziplin offenbar die Kriminalsoziologie sei.[27] Auffallend ist auch, dass die "Kriminalbiologie" in der Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft unter der Rubrik Kriminalsoziologie und nicht unter der ebenfalls vorhandenen Rubrik Kriminalbiologie rezensiert wurde.[28] Bezüglich seines Verhaltens zu konkreten Fragen der nationalsozialistischen Kriminalpolitik wird Exner in der Sekundärliteratur durchweg Zurückhaltung attestiert.[29] Er kritisierte unkritische Bezugnahmen auf das sogenannte „gesunde Volksempfinden“, das er auf eine empirische Grundlage gestellt sehen wollte. Er sprach sich für eine rationale Grundlage der Kriminalpolitik aus und kritisierte die rein „gefühlsmäßigen“ und betont irrationalen Richtungen der nationalsozialistischen Kriminalpolitik, wie sie beispielsweise von [[Georg Dahm]], [[Friedrich Schaffstein]] und [[Roland Freisler]] vertreten wurden.[30]


Dennoch stellte er nun häufiger kriminalsoziologische Aspekte zugunsten „rassisch“ bzw. individualgenetisch begründeter kriminalanthropologischer Begründungsmuster zurück, nachdem er noch in den zwanziger Jahren den überragenden Teil der Kriminalitätsentwicklung mit umweltlichen Milieuveränderungen begründet hatte. In seinem Aufsatz „Volkscharakter und Verbrechen“ (1938) führte er die von ihm so bezeichnete „Negerkriminalität“ zu Lasten gesellschaftlicher Ursprünge auf „rassische“ Ursachen zurück und wies Möglichkeiten, das Phänomen milieuorientiert zu deuten, als nicht genügend erklärungsmächtig zurück.[31] Die Argumentation in den entsprechenden Kapiteln seines Hauptwerkes war etwas differenzierter, aber weitgehend identisch.[32]
Dennoch stellte er nun häufiger kriminalsoziologische Aspekte zugunsten „rassisch“ bzw. individualgenetisch begründeter kriminalanthropologischer Begründungsmuster zurück, nachdem er noch in den zwanziger Jahren den überragenden Teil der Kriminalitätsentwicklung mit umweltlichen Milieuveränderungen begründet hatte. In seinem Aufsatz „Volkscharakter und Verbrechen“ (1938) führte er die von ihm so bezeichnete „Negerkriminalität“ zu Lasten gesellschaftlicher Ursprünge auf „rassische“ Ursachen zurück und wies Möglichkeiten, das Phänomen milieuorientiert zu deuten, als nicht genügend erklärungsmächtig zurück.[31] Die Argumentation in den entsprechenden Kapiteln seines Hauptwerkes war etwas differenzierter, aber weitgehend identisch.[32]
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