Franz Exner: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach einem freiwilligen Jahr beim österreich-ungarischen Militär studierte Exner in Wien, Heidelberg und am Kriminalistischen Seminar Franz von Liszts in Berlin Rechtswissenschaften. Er beendete sein Studium 1906 mit der Promotion. In den Jahren 1907–1910 arbeitete Exner wissenschaftlich in Berlin, wo er sich 1910 bei Franz von Liszt habilitierte, während er gleichzeitig als Anwärter auf das Richteramt in Wien praktische Erfahrungen sammelte.
Nach einem freiwilligen Jahr beim österreich-ungarischen Militär studierte Exner in Wien, Heidelberg und am Kriminalistischen Seminar Franz von Liszts in Berlin Rechtswissenschaften. Er beendete sein Studium 1906 mit der Promotion. In den Jahren 1907–1910 arbeitete Exner wissenschaftlich in Berlin, wo er sich 1910 bei Franz von Liszt habilitierte, während er gleichzeitig als Anwärter auf das Richteramt in Wien praktische Erfahrungen sammelte.


Exner wurde 1910 Privatdozent in Wien und hatte anschließend Professuren in Czernowitz (1912), Prag (1916), Tübingen (1919) und Leipzig (1921). Am 1. April 1933 folgte er einem Ruf auf eine Professur für [[Strafrecht]], [[Strafprozess]]recht und [[Kriminologie]] an die Ludwig-Maximilians-Universität München. Exner war nie Mitglied der NSDAP gewesen und behielt im Gegensatz zu vielen seiner akademischen Kollegen seine dortige Professur auch im Zuge der nach dem 8. Mai 1945 stattfindenden „Entnazifizierung“. Als er 1947 starb, war er einer der wenigen namhaften Kriminologen, die unter vier verschiedenen politischen Systemen geforscht und gelehrt hatten – von der österreichischen Donaumonarchie über die Weimarer Republik und das „Dritte Reich“ bis hin zur Zeit der Alliierten Besatzung.
Exner wurde 1910 Privatdozent in Wien und hatte anschließend Professuren in Czernowitz (1912), Prag (1916), Tübingen (1919) und Leipzig (1921). Am 1. April 1933 folgte er einem Ruf auf eine Professur für [[Strafrecht]], [[Strafprozess]]recht und [[Kriminologie]] an die Ludwig-Maximilians-Universität München.  
 
Erwähnenswert sind weiterhin Exners Kontakte zur amerikanischen Kriminologie, insbesondere zu [[Edwin H. Sutherland]], mit dem er seit Ende der zwanziger Jahre eine briefliche Korrespondenz pflegte. Exner unternahm während des Sommersemesters 1934 eine mehrmonatige Studienreise in die USA und traf dort unter anderem Sutherland und [[Torsten Sellin]]. Seine Erfahrungen bezüglich des us-amerikanischen [[Strafvollzug]]swesens und der dortigen kriminologischen Forschung verarbeitete er sodann literarisch in seinem "Kriminalistischen Bericht über eine Reise nach Amerika" (veröffentlicht 1935 in der ZSTW).
 
Exner war nie Mitglied der NSDAP gewesen und behielt im Gegensatz zu vielen seiner akademischen Kollegen seine dortige Professur auch im Zuge der nach dem 8. Mai 1945 stattfindenden „Entnazifizierung“. Als er 1947 starb, war er einer der wenigen namhaften Kriminologen, die unter vier verschiedenen politischen Systemen geforscht und gelehrt hatten – von der österreichischen Donaumonarchie über die Weimarer Republik und das „Dritte Reich“ bis hin zur Zeit der Alliierten Besatzung.


Exner war Herausgeber der „Kriminalistischen Abhandlungen“ (1926–1941) und seit 1936 – zusammen mit dem Juristen Rudolf Sieverts sowie den Medizinern Hans Reiter und Hans Bürger-Prinz – Mitherausgeber der „Monatsschrift für Kriminalpsychologie und Strafrechtsreform“ (ab 1937: „Monatsschrift für Kriminalbiologie und Strafrechtsreform“). 1937 war Exner dritter Vorsitzender der „Kriminalbiologischen Gesellschaft“, einer die interdisziplinäre Zusammenarbeit der akademischen Kriminalwissenschaft, der kriminalbiologischen Untersuchungspraxis und administrativen Behörden forcierenden Organisation.[3] 1945/46 verteidigte er in den Nürnberger Prozessen zusammen mit Hermann Jahrreis den als Hauptkriegsverbrecher angeklagten Generaloberst Alfred Jodl, Mitglied des Generalstabs und des Oberkommandos der Wehrmacht.[4]
Exner war Herausgeber der „Kriminalistischen Abhandlungen“ (1926–1941) und seit 1936 – zusammen mit dem Juristen Rudolf Sieverts sowie den Medizinern Hans Reiter und Hans Bürger-Prinz – Mitherausgeber der „Monatsschrift für Kriminalpsychologie und Strafrechtsreform“ (ab 1937: „Monatsschrift für Kriminalbiologie und Strafrechtsreform“). 1937 war Exner dritter Vorsitzender der „Kriminalbiologischen Gesellschaft“, einer die interdisziplinäre Zusammenarbeit der akademischen Kriminalwissenschaft, der kriminalbiologischen Untersuchungspraxis und administrativen Behörden forcierenden Organisation.[3] 1945/46 verteidigte er in den Nürnberger Prozessen zusammen mit Hermann Jahrreis den als Hauptkriegsverbrecher angeklagten Generaloberst Alfred Jodl, Mitglied des Generalstabs und des Oberkommandos der Wehrmacht.[4]
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