Franz Exner: Unterschied zwischen den Versionen

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Indem Exner der Kriminalsoziologie bereits 1931 ein solch weites Forschungsgebiet eröffnete, nahm er wichtige Forderungen der sich im deutschsprachigen Raum erst in den 1960er Jahren formierenden „Kritischen Kriminologie“ und des Labeling Approach vorweg. Richard Wetzell zog daher den Schluss, dass Exner sich bereits damals der „teilweisen sozialen Konstruktion des Phänomens Kriminalität“ bewusst gewesen sein müsse.[13] Dieser Auffassung ist jedoch entgegenzuhalten, daß Exner auch weiterhin an einer kriminalpolitisch praktischen Anwendung seiner Forschungsergebnisse interessiert blieb. Die Kriminalsoziologie blieb für Exner Zeit seines Lebens eine - wenn auch weitgehend autonome - "Hilfswissenschaft des Strafrechts". Kritische Absichten sind somit auch Exners "weitem Verständnis von Kriminalsoziologie" nicht zu unterstellen.
Indem Exner der Kriminalsoziologie bereits 1931 ein solch weites Forschungsgebiet eröffnete, nahm er wichtige Forderungen der sich im deutschsprachigen Raum erst in den 1960er Jahren formierenden „Kritischen Kriminologie“ und des Labeling Approach vorweg. Richard Wetzell zog daher den Schluss, dass Exner sich bereits damals der „teilweisen sozialen Konstruktion des Phänomens Kriminalität“ bewusst gewesen sein müsse.[13] Dieser Auffassung ist jedoch entgegenzuhalten, daß Exner auch weiterhin an einer kriminalpolitisch praktischen Anwendung seiner Forschungsergebnisse interessiert blieb. Die Kriminalsoziologie blieb für Exner Zeit seines Lebens eine - wenn auch weitgehend autonome - "Hilfswissenschaft des Strafrechts". Kritische Absichten sind somit auch Exners "weitem Verständnis von Kriminalsoziologie" nicht zu unterstellen.


Während der Herrschaft des Nationalsozialismus griff Exner auf diese weitreichenden Fragestellungen nicht mehr zurück. Die kriminalsoziologischen Kapitel seines 1939 erschienen Hauptwerkes „Kriminalbiologie“ beschränkten sich auf die ätiologischen Fragestellungen der „Kriminalsoziologie im engeren Sinne“.
Während der Herrschaft des Nationalsozialismus griff Exner auf diese weitreichenden Fragestellungen nicht mehr zurück. Die kriminalsoziologischen Kapitel seines 1939 erschienen Hauptwerkes „Kriminalbiologie“ beschränkten sich auf die ätiologischen Fragestellungen der „Kriminalsoziologie im engeren Sinne“. Zudem entdifferenzierte Exner seinen kriminalsoziologischen Ansatz, indem er auf den Terminus "gesellschaftliche Bedingtheit" fallenließ und durch den schwammigeren Ausdruck "umweltliche Bedingtheit" ersetzte. Sämtliche innovatorischen Komponenten seiner Kriminalsoziologie gingen auf diese Weise wieder verloren.


===Exners methodologischer und rechtsphilosophischer Ansatz===
===Exners methodologischer und rechtsphilosophischer Ansatz===
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