In den USA ist der deutsch-amerikanische Jurist und Politikwissenschaftler Francis (Franz) Lieber (18.03.1800 in Berlin - 02.10.1872 in New York) als Autor des "Lieber Code" bekannt, einer Regelung für das Verhalten von Soldaten im Krieg, die zur Grundlage späterer internationaler Abkommen über das Kriegsrecht (ius in bello) wurde. Von Lieber stammt auch der Ausdruck "Pönologie" und die Forderung, Lehrstühle für "Strafkunde oder Pönologie" zu errichten, d.h. des Zweiges der Kriminalwissenschaft, der sich mit der Strafe selbst und den Sträflingen beschäftigt.

Leben

Während der Napoleonischen Kriege wurde Lieber bei der Schlacht von Waterloo verwundet. Zurück in Preußen wurde Lieber verfolgt und an der Aufnahme eines Studiums gehindert. Nach Promotion in Jena floh er nach England, kämpfte kurz im griechischen Unabhängigkeitskrieg, wanderte nach Boston aus (1827) und betätigte sich dort als Gründer und Herausgeber der Encyclopaedia Americana. Ein Jahrzehnt später lehrte er als Professor für Geschichte und Politische Ökonomie am South Carolina College (der heutigen University of South Carolina), das er 1856 zugunsten der Columbia University verließ (bis 1865).

Obwohl Lieber Bürger von South Carolina war (und einer seiner Söhne in der Schlacht von Williamsburg auf der Seite der Südstaaten starb) unterstützte er im Bürgerkrieg den Norden. Er organisierte Presse- und Propagandaarbeit; vor allem aber unterstützte er das Kriegsministerium und Präsident Lincoln durch den Entwurf von Richtlinien für die Armee der Nordstaaten, deren bedeutendste "Allgemeine Befehle Nummer 100" darstellt. Dieser gemeinhin als "Lieber Code" bekannte Befehl sollte später von anderen Armeen übernommen werden und die Basis der ersten Regeln des modernen "ius belli" werden.

Nach dem Bürgerkrieg verwaltete Lieber die Akten der ehemaligen Südstaatenregierung, darunter diejenigen der "Dahlgren-Affäre". Kurz nach Erhalt der Papiere wurde Lieber jedoch zum Kriegsminister Edwin M. Stanton beordert, der sie vermutlich unmittelbar darauf vernichtete. Von 1870 bis zu seinem Tod diente Lieber dann noch als diplomatischer Vermittler zwischen den USA und Mexiko.

Ausgewählte Werke

  • Encyclopaedia Americana (Editor, 1829-1851)
  • The Stranger in America in 2 volumes (1833-35)
  • Reminiscences of Niebuhr (1835)
  • A Manual of Political Ethics (1838)
  • A popular essay on subjects of Penal Law, and on uninterrupted solitary confinement at labour, as contradistingished to solitary confinement at night and joint labor by day in a letter to John Bacon, Esquire. Philadelphia, by order of the society.
  • Strafkunde (1845) Hamburg.
  • Translation of Penitentiary System in the United States by Alexis de Tocqueville (1848)
  • On Civil Liberty and Self-Government (1853).
  • General Orders No. 100 aka the Lieber Code (1863)
  • Memorial relative to the Verdict of Jurors (1867)
  • The Unanimity of Juries (1867)

Über Lieber

  • Müller-Dietz ( ) Franz Lieber - "Straf"- und "Gefängniskunde", in: Gedächtnisschrift für Hilde Kaufmann. 451-473.

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