Faisal Shahzad

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Der US-Bürger Faisal Shahzad (*1980) bekannte sich am 21.06.2010 vor der Richterin Miriam Cedarbaum der versuchten Zündung einer selbstgebauten Autobombe am 1.05.2010 am New Yorker Times Square für schuldig. Nach der Fehlzündung begann das Auto zu qualmen; ein Straßenverkäufer meldete das qualmende Auto; eine Großfahndung führte nach zwei Tagen zum Ziel, als Shahzad an Bord eines starbereiten Flugzeugs nach Dubai festgenommen wurde.

Leben

Der Sohn eines pakistanischen Luftwaffenoffiziers war mit 18 Jahren in die USA gekommen, hatte sechs Jahre lang in Buchhaltung und Finanzabteilung eines Kosmetikunternehmens gearbeitet und für sich und seine Familie (mit zwei kleinen Kindern) ein Haus in Connecticut gekauft.

Im Juni 2009 flog er nach Pakistan, um sich der Tehrik-e-Taliban anzuschließen. Ab Dezember absolvierte er eine 40tägige Ausbildung im Umgang mit Sprengstoff in Wasiristan. Womöglich erhielt er auch Geld für die Beschaffung der für den Anschlag erforderlichen Gegenstände. Shahzad erklärte, dass er keinen konkreten Auftrag ausgeführt, sondern allein gehandelt habe.

Vor Gericht

Schuldbekenntnis

Vor Gericht zeigte Shahzad ungewöhnliches Verhalten. Vor dem Prozess hatte er keine Absprache mit der Anklage getroffen, also nicht auf einen Deal hingearbeitet. Offenbar ging es ihm nicht um Verständnis oder Milde. Als die Richterin ihn auf die Konsequenzen eines Schuldbekenntnisses aufmerksam machte - nämlich lebenslange Freiheitsstrafe - erklärte er:

"Ich will mich schuldig bekennen, und ich werde mich hundert Mal schuldig bekennen. Denn bis zu der Stunde, da die Amerikaner ihre Truppen aus dem Irak und aus Afghanistan abziehen, bis sie ihre Drohnenangriffe in Somalia, im Jemen und in Pakistan einstellen, bis sie nicht länger muslimischen Boden besetzt halten, bis sie aufhören, Muslime zu töten, werden wir Amerika angreifen. Und dazu bekenne ich mich schuldig" (Rüb 2010).

Rechtfertigung

Auf die weitere Frage, warum er denn selbst Frauen und Kinder habe töten wollen, antwortete Shahzad: "

"Sie greifen mit ihren Drohnen Frauen und Kinder in Afghanistan an. Was ich getan habe, ist meiner Ansicht nach kein Verbrechen. Ich weiß, dass es gegen die Gesetze der Vereinigten Staaten verstößt, aber mich interessieren die Gesetze der Vereinigten Staaten nicht. Ich betrachte mich als Mudschahid, als muslimischen Soldaten. Amerika und die Nato haben muslimisches Land angegriffen. Dies ist ein Krieg, und ich nehme daran teil."


Koinzidenz

Mit 6:3 Stimmen - darunter derjenigen des liberalen Richters John Paul Stevens - entschied am Tag, an dem Shahzad sein Schuldbekenntnis abgab, der Supreme Court, dass ein Anti-Terror-Gesetz verfassungsgemäß sei, das auch zivile Hilfeleistungen wie z.B. juristische Aufklärung über die Rechte von Angeklagten oder Seminare zur friedlichen Konfliktlösung als "materielle Unterstützung" einer terroristischen Organisation wertet.

Quellen

  • Rüb, Matthias (2010) Geständnis als Schlachtruf. Der Terrorist vom Times Square erklärt den Krieg. FAZ 23.06.2010: 3.