Faisal Shahzad

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Faisal Shazad (2010)

Faisal Shahzad (*30.06.1979 in Pakistan) wurde durch einen Anschlagsversuch am 1.05.2010 auf dem New Yorker Times Square bekannt. Der Anschlag scheiterte aus technischen Gründen. Ein Straßenverkäufer meldete das qualmende Auto der Polizei und zwei Tage später wurde Shahzad aus einem startbereiten Flugzeug heraus (Ziel: Pakistan über Dubai) verhaftet. Am ersten Tag seines Prozesses bekannte er sich am 21.06.2010 vor der Richterin Miriam Cedarbaum der versuchten Zündung einer selbstgebauten Autobombe für schuldig. Er verband das Schuldbekenntnis mit scharfen Angriffen auf die Außenpolitik der Vereinigten Staaten.


Leben

Das jüngste von vier Kindern eines pakistanischen Luftwaffenoffiziers war mit 18 Jahren in die USA gekommen, hatte sechs Jahre lang in Buchhaltung und Finanzabteilung des Kosmetikunternehmens Elizabeth Arden gearbeitet und für sich und seine Familie (mit zwei kleinen Kindern) ein Haus in Connecticut gekauft. Eheschließung 24.12.2004 in Peschawar (Pakistan) mit Huma Asif Mian, einer US-Bürgerin und University-of-Colorade-Absolventin paschtunischer Abstammung. 2006 erhielt Shahzad die unbefristete Aufenthaltserlaubnis (Green Card). Kurz nach Erhalt der US-Staatsbürgerschaft im April 2009 änderte Shahzad sein Verhalten. Er verließ abrupt seinen Job, stellte die Hypothekenzahlungen auf sein Haus ein, erklärte, er wolle von den USA nach Pakistan umziehen. Seine Frau, von der um diese Zeit auch eine Umstellung ihrer Kleidungsgewohnheiten velangte, folgte auch der letzten, von einem Telefon vom JFK Airport in New York ausgehenden, Aufforderung nicht und zog stattdessen mit den Kindern zu ihren Eltern nach Saudi-Arabien.

Vorbereitung

Am 25.02.2006 schickte Shahzad eine lange E-Mail an Freunde, in der es um das Verbot (des Koran) ging, Unschuldige zu töten. Er bezweifelte aber die Position des "friedlichen Protests" und fragte: "Can you tell me a way to save the oppressed? And a way to fight back when rockets are fired at us and Muslim blood flows? Everyone knows how the Muslim country bows down to pressure from west. Everyone knows the kind of humiliation we are faced with around the globe" (New York Times, 15.05.2010). Um diese Zeit begann er, jeden Tag fünf Mal zu beten und seine Moscheebesuche wurden häufiger. 2008 verweigerte ihm sein Vater in Pakistan die Erlaubnis, in Afghanistan zu kämpfen. Im April 2008 kritisierte er in E-Mails an Freunde einen pakistanischen Politiker für seine Übernahme des "westlichen Jargons", indem er Mudschaheddin als "Extremisten" bezeichnete. Seine Vorbilder, so Shahzad, befänden sich "im Feld" ... "Allah commands about fighting for Islam."

Am 02.06.2009 flog Shahzad nach Pakistan. Er suchte Kontakt zur Tehrik-e-Taliban, insbesondere zu dem (noch 2009 bei einem Drohnenangriff getöteten) Mehsud, aber auch zu Anwar al-Awlaki (den er später als Inspirationsquelle für seinen Anschlag nannte), absolvierte eine Sprengstoffausbildung und erhielt finanzielle Unterstützung.

Überwachung und Ermittlung

1999 wurde er auf eine "travel lookout list", das sog. "Traveler Enforcement Compliance System", gesetzt. Nach dem Anschlagsversuch wurde er am 03.05.2010 um 12:30 Uhr auf die "no-fly" Liste gesetzt. Die Emirates Fluggesellschaft überprüfte die No-Fly-Liste nicht auf Aktualisierungen, als Emirates um 18:30 Uhr seinen Flug reservierte - oder als er um 19:35 Uhr auf dem Flughafen sein Ticket bar bezahlte. Eine Routine-Check nach dem Boarding um 23:00 Uhr zeigte dann, dass sich ein Passagier an Bord befand, dessen Name auf einer No-Fly-Liste stand. Innerhalb von Minuten wurde er dann verhaftet. Zur Zeit seines Prozesses befand sich Shahzad als Häftling "Federal Bureau of Prisons #63510-054" im Metropolitan Correctional Center in New York City.


Vor Gericht

Schuldbekenntnis

Vor Gericht zeigte Shahzad ungewöhnliches Verhalten. Vor dem Prozess hatte er keine Absprache mit der Anklage getroffen, also nicht auf einen Deal hingearbeitet. Offenbar ging es ihm nicht um Verständnis oder Milde. Als die Richterin ihn auf die Konsequenzen eines Schuldbekenntnisses aufmerksam machte - nämlich lebenslange Freiheitsstrafe - erklärte er:

"Ich will mich schuldig bekennen, und ich werde mich hundert Mal schuldig bekennen. Denn bis zu der Stunde, da die Amerikaner ihre Truppen aus dem Irak und aus Afghanistan abziehen, bis sie ihre Drohnenangriffe in Somalia, im Jemen und in Pakistan einstellen, bis sie nicht länger muslimischen Boden besetzt halten, bis sie aufhören, Muslime zu töten, werden wir Amerika angreifen. Und dazu bekenne ich mich schuldig" (Rüb 2010).

Rechtfertigung

Auf die weitere Frage, warum er denn selbst Frauen und Kinder habe töten wollen, antwortete Shahzad: "

"Sie greifen mit ihren Drohnen Frauen und Kinder in Afghanistan an. Was ich getan habe, ist meiner Ansicht nach kein Verbrechen. Ich weiß, dass es gegen die Gesetze der Vereinigten Staaten verstößt, aber mich interessieren die Gesetze der Vereinigten Staaten nicht. Ich betrachte mich als Mudschahid, als muslimischen Soldaten. Amerika und die Nato haben muslimisches Land angegriffen. Dies ist ein Krieg, und ich nehme daran teil."


Koinzidenz

Mit 6:3 Stimmen - darunter derjenigen des liberalen Richters John Paul Stevens - entschied am Tag, an dem Shahzad sein Schuldbekenntnis abgab, der Supreme Court, dass ein Anti-Terror-Gesetz verfassungsgemäß sei, das auch zivile Hilfeleistungen wie z.B. juristische Aufklärung über die Rechte von Angeklagten oder Seminare zur friedlichen Konfliktlösung als "materielle Unterstützung" einer terroristischen Organisation wertet.

Quellen

  • Rüb, Matthias (2010) Geständnis als Schlachtruf. Der Terrorist vom Times Square erklärt den Krieg. FAZ 23.06.2010: 3.


Weblinks

  • Faisal Shahzad in: wikipedia engl. [[1]]
  • Portraitfoto von Faisal Shahzad in: The Guardian 5 May 2010 [[2]]
  • Kazim, Haznain (2010) US-Militärschlag-Szenario .. Spiegel Online 01.06.2010: [[3]]