Erweiterter Suizid: Unterschied zwischen den Versionen

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Hinsichtlich der Motive werden an erster Stelle Enttäuschung in einer Beziehung, Eifersucht, Trennungswunsch und drohende bzw. vollzogene Trennung genannt. An zweiter Stelle stehen materielle Probleme, gefolgt von Angst vor Krankheit / Tod, Angst vor Abwertung, das Gefühl des Versagens und Angst vor Aufdeckung einer Schuld (Geiger 1991). Während männliche Täter meist ihre Intimpartnerinnen töten, neigen weibliche Homizid-Suizid-Täterinnen eher zur Tötung ihrer Kinder (Hellen u.a. 2014). In der älteren Literatur wird den Müttern, die ihre Kinder mit in den Tod nehmen, oft eine altruistische oder pseudoaltruistische Motivation zugestanden. Sie sollen als letzte Mutterpflicht das Kind vor den Folgen des eigenen Suizids bewahrt haben wollen. Die Tatsache, dass diese Frauen (versuchen) ihren Kindern das Leben (zu) nehmen, verfehlt die primär gestörte und aggressive Dynamik (Geiger 1991). Laut Foerster (2009) dient der Begriff Altruismus hier der Erklärung und Entschuldigung, ist aber nicht angebracht.
Hinsichtlich der Motive werden an erster Stelle Enttäuschung in einer Beziehung, Eifersucht, Trennungswunsch und drohende bzw. vollzogene Trennung genannt. An zweiter Stelle stehen materielle Probleme, gefolgt von Angst vor Krankheit / Tod, Angst vor Abwertung, das Gefühl des Versagens und Angst vor Aufdeckung einer Schuld (Geiger 1991). Während männliche Täter meist ihre Intimpartnerinnen töten, neigen weibliche Homizid-Suizid-Täterinnen eher zur Tötung ihrer Kinder (Hellen u.a. 2014). In der älteren Literatur wird den Müttern, die ihre Kinder mit in den Tod nehmen, oft eine altruistische oder pseudoaltruistische Motivation zugestanden. Sie sollen als letzte Mutterpflicht das Kind vor den Folgen des eigenen Suizids bewahrt haben wollen. Die Tatsache, dass diese Frauen (versuchen) ihren Kindern das Leben (zu) nehmen, verfehlt die primär gestörte und aggressive Dynamik (Geiger 1991). Laut Foerster (2009) dient der Begriff Altruismus hier der Erklärung und Entschuldigung, ist aber nicht angebracht.
Wie Paschen (2006) zusammenfasst, ist es bislang nicht gelungen, ein grundlegendes Motiv für den erweiterten Selbstmord festzustellen, was die Prävention derartiger Taten im besonderen Maße erschwert.
Wie Paschen (2006) zusammenfasst, ist es bislang nicht gelungen, ein grundlegendes Motiv für den ''erweiterten Selbstmord'' festzustellen, was die Prävention derartiger Taten im besonderen Maße erschwert.




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*Faller-Marquardt, Maria; Pollak, Stefan (2006): Erweiterter Suizid mit Tötung von 5 Familienmitgliedern aus 3 Generationen. In: Kauert, Gerold; Mebs, Dietrich; Schmidt, Peter (Hrsg.). Kausalität. Forensische Medizin, Toxikologie, Biologie, Biomechanik und Recht. Hansjürgen Bratzke zum 60. Geburtstag. 43-53. Berliner Wissenschaftsverlag GmbH. Berlin.
*Faller-Marquardt, Maria; Pollak, Stefan (2006): Erweiterter Suizid mit Tötung von 5 Familienmitgliedern aus 3 Generationen. In: Kauert, Gerold; Mebs, Dietrich; Schmidt, Peter (Hrsg.). Kausalität. Forensische Medizin, Toxikologie, Biologie, Biomechanik und Recht. Hansjürgen Bratzke zum 60. Geburtstag. 43-53. Berliner Wissenschaftsverlag GmbH. Berlin.


*Foerster, Karl (2009): „Erweiterter Suizid“ Ein problematischer Begriff? In: Der Nervenarzt, 80: 1078-1084. Springer Verlag. Berlin, Heidelberg.
*Foerster, Karl (2009): „Erweiterter Suizid“ Ein problematischer Begriff? In: Der Nervenarzt, 80: 1078-1084. Springer Medizin Verlag. Berlin, Heidelberg.


*Geiger, Dietmar Walter (1991): Erweiterter Suizid: Genese der Tatsituation und Tatmotivation, Täter-Opfer-Beziehung; kasuistische Beiträge aus der Gutachtenpraxis des Instituts für Gerichtliche Medizin der Universität Tübingen (Berichtszeit 1964 bis 1985). Tübingen.
*Geiger, Dietmar Walter (1991): Erweiterter Suizid: Genese der Tatsituation und Tatmotivation, Täter-Opfer-Beziehung; kasuistische Beiträge aus der Gutachtenpraxis des Instituts für Gerichtliche Medizin der Universität Tübingen (Berichtszeit 1964 bis 1985). Tübingen.
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*Pollack, Stefan (1981): Erscheinungsformen des erweiterten Selbstmordes. In: Forensia: Nr.3/4 Band 2. 67-78. Interdisziplinare Zeitschrift für Recht, Neurologie, Psychiatrie und Psychologie. Fakultas Verlag. Wien.  
*Pollack, Stefan (1981): Erscheinungsformen des erweiterten Selbstmordes. In: Forensia: Nr.3/4 Band 2. 67-78. Interdisziplinare Zeitschrift für Recht, Neurologie, Psychiatrie und Psychologie. Fakultas Verlag. Wien.  


*Watzka, Carlos (2015): Suizide und ihre biopsychosozialen Bedingungsfaktoren Epidemiologische Analysen auf Basis von Aggregat- und Individualdaten. Springer VS, Springer Fachmedien. Wiesbaden 2015.
*Watzka, Carlos (2015): Suizide und ihre biopsychosozialen Bedingungsfaktoren Epidemiologische Analysen auf Basis von Aggregat- und Individualdaten. Springer VS, Springer Fachmedien. Wiesbaden.


==weiterführende Literatur und Web-Links==
==weiterführende Literatur und Web-Links==


*[http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=2&ved=0ahUKEwi6tJjqxZzSAhUK1RQKHU_NAq4QFggpMAE&url=https%3A%2F%2Fwww.researchgate.net%2Ffile.PostFileLoader.html%3Fid%3D552661d5f079ed914c8b45b8%26assetKey%3DAS%253A273753651515393%25401442279364586&usg=AFQjCNED7G_XhPtcv52pNTkmrmL8HgS4SA Foerster: Erweiterter Suizid. Ein problematischer Begriff. 2009.]
*[http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=2&ved=0ahUKEwi6tJjqxZzSAhUK1RQKHU_NAq4QFggpMAE&url=https%3A%2F%2Fwww.researchgate.net%2Ffile.PostFileLoader.html%3Fid%3D552661d5f079ed914c8b45b8%26assetKey%3DAS%253A273753651515393%25401442279364586&usg=AFQjCNED7G_XhPtcv52pNTkmrmL8HgS4SA Foerster, Karl (2009): „Erweiterter Suizid“ Ein problematischer Begriff? Springer Medizin Verlag. Berlin, Heidelberg.]
 


*[https://www.youtube.com/watch?v=Li2t_XbXaRY Die Toten Hosen: Alles aus Liebe]
*[https://www.youtube.com/watch?v=Li2t_XbXaRY Die Toten Hosen: Alles aus Liebe]
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