Ernst Seelig

Aus Krimpedia – das Kriminologie-Wiki
Version vom 13. Januar 2010, 23:59 Uhr von Tiao (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der österreichische Kriminologie und Strafrechtler Ernst Seelig (*25.03.1895 in Graz; † 01.11.1955 in Wien), ein Schüler von Adolf Lenz, war Direktor des Kriminologischen Instituts in Graz und 1954-1955 Kriminologie-Professor in Saarbrücken und Leiter des kurzlebigen ersten kriminologischen Diplomstudiengangs (Dipl.-Krim.).

Jugend

Ernst Josef August Seelig war der Sohn des Musikprofessors und Inhabers eines Musikverlages August Seelig (1847-1908) und der Ehefrau von August Seelig, der Arzttochter Martha von Kottowitz Edle zu Kortschak (1854-1920). Ernst Seeligs Bruder war der Mathematikdozent Dr.phil. Rudolf Seelig (1890-1918).

Schulzeit: 1901/02 bis 1904/05 Besuch der Evangelischen Volksschule und 1905/06 bis 1912/13 des humanistischen Staatsrealgymnasiums in Graz; Matura 1913. 1913/14 bis 1917 Studium der Rechts- und Staatswissenschaften (Graz); 1918 Dr. jur.; 1918 Ehe mit der Forstbeamtentochter Maria Angela Alberer (1889-1933); Sohn Gerhart Otto Seelig (1921-1985), Angestellter bei einer Wohnbaugenossenschaft.

Beruf

Rechtsanwaltspraxis in Graz (1918-20; 1921-22); Gerichtspraxis (1920-21; 1922-24: Richteramtsanwärter).

Kriminologisches Institut der Universität Graz. Unbesoldeter Assistent bei Adolf Lenz (April 1919-Dezember 1923). 1923: Habilitation für Strafrecht, Strafprozessrecht und Kriminologie ("Das Glücksspielstrafrecht").

1924–1939: Privatdozent und besoldeter ordentlicher Assistent am Kriminologischen Institut; seit 1928: mit dem Titel eines außerordentlichen Universitäts-Professors (a.o. Univ.-Prof.)

1934-1938: Mitglied der "Vaterländischen Front"

5. Mai 1938: Mitgliedschaftsanwärter NSDAP (Mitglied: 1. Jänner 1941); Februar 1939: Mitglied von "NSD-Dozentenbund und Dozentenschaft" der Reichsuniversität Graz (1940: Pressereferent); Februar 1939: Zuständig für sämtliche in Durchführung der Nürnberger Gesetze vorgenommenen „Mischlingsuntersuchungen". 1939 Ernennung zum außerplanmäßigen Professor (apl. Prof.).

Juli 1941: vertretungsweiser Inhaber des ordentlichen Lehrstuhls für Strafrecht und Strafprozessrecht

Im August 1941 wird Seelig ordentlicher Universitätsprofessor des Strafrechts und Strafprozesses und Direktor des Kriminologischen Instituts in Graz.

Im April 1945 Übersiedlung des Kriminologischen Instituts zur Ausweichstelle beim Amtsgericht Kitzbühel / Tirol; im Juli 1945 Rückübersiedlung nach Graz.

Per Erlass des steiermärkischen Landeshauptmanns vom 23.11.1945 bleibt Seelig Direktor des Kriminologischen Instituts. Er wird wieder a.o. Univ.-Prof. der Kriminologie.

Per Verfügung der britischen Zivilverwaltung mit Wirkung vom 4.02.1946 wird Seelig seines Amtes enthoben.

Vorläufige Wiedereinsetzung Seeligs per Landesberatungskomitee bei der Landeshauptmannschaft für Steiermark im November 1946

Endgültige Dienstenthebung durch neuerliche Verfügung der britischen Zivilverwaltung vom 22.01.1947 auf Grund der Entscheidung der Alliierten Kommission für Österreich /ACA)

Versetzung in den Ruhestand unter Kürzung der Bezüge bis zur Erreichung des 60. Lebensjahres (als ordentlicher Assistent; per Erlass des Unterrichtsministeriums vom 26. August 1947 mit Wirksamkeit vom 31. August 1947, laut Beamtenüberleitungsgesetz)

1951 Wiederverleihung der Venia Legendi für Strafrecht, Strafprozessrecht und Kriminologie an der Universität Graz als titular außerordentlicher Universitäts-Professor (tit. a.o. Univ.-Prof.)

Provisorischer Leiter des Kriminologischen Instituts (Dezember 1951)

Gastprofessor für Strafrecht und Kriminologie an die Universität des Saarlandes in Saarbrücken/Saarland (ab März 1952), zunächst unter Beibehaltung seiner Funktionen an der Universität Graz.

Gründung des Saarbrücker Institut für Kriminologie. Das Institut bot in den Anfangsjahren einen eigenständigen Diplomstudiengang Kriminologie an und betreute später namentlich auch die Wahlfachgruppe Kriminologie. Mit der „Kriminologie“ in Saarbrücken sind zahlreiche Forschungsarbeiten im Bereich Kriminologie, Jugendstrafrecht und Strafvollzug verbunden.

Ordentlicher Univ.-Prof. des Strafrechts, Strafprozessrechts und der Kriminologie an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken (April 1954). Ehe mit Roswitha Grüner (*1920); endgültige Übersiedlung nach Saarbrücken.

Zu Pfingsten 1955: Rückkehr nach Graz aus Gesundheitsgründen (Lungenkrebs). Tod in einer Wiener Privatklinik.

Literatur über Ernst Seelig

  • Müller, Reinhard (1991) Ernst Seelig (1895-1955). Kriminologe und Kriminalbiologe, Strafrechtler und Strafprozeßrechtler, in: Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich. Newsletter (Graz), Nr. 5 (Juli 1991), S. 10-12.
  • Müller, Reinhard (1996) Notiz. Der Nachlaß Ernst Seelig, in: Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich. Newsletter (Graz), Nr. 14 (Dezember 1996), S. 10.

Weblinks

[[1]]