Environmental Criminology: Unterschied zwischen den Versionen

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===Crime Pattern Theory===
===Crime Pattern Theory===


Die Crime Pattern Theory untersucht sowohl den situativen Einfluss auf individuelles Täterverhalten als auch die Ursachen für bestimmte aggregierte Verteilungsmuster von Kriminalität. Auf der individuellen Ebene spielen der Aktivitätsraum des Täters und sein kognitives Abbild der Stadt (mentale Landkarte) eine wichtige Rolle bei seiner Suche nach geeigneten Tatgelegenheiten. Nur bestimmte Orte einer Stadt kommen üblicherweise für die Suche in Frage. Entsprechende Studien aus Journey-to-Crime-Research stellen übereinstimmend fest, dass die Anzahl der Delikte in Abhängigkeit von der Distanz zum Wohnort durch eine Pareto-Funktion, die sog. Distance-Decay-Function, am besten beschrieben werden kann. Crime Templates sind Scripts (im psychologischem Sinne), die dem Täter helfen, eine Situation ohne großen kognitiven Aufwand als eine günstige Gelegenheit zu erkennen und entsprechend zu handeln. Bestimmte Orte einer Stadt bieten Merkmale, die dem Crime Template einiger Menschen entsprechen. Die Ermittlungsmethode Geographic Profiling nutzt diese und weitere Befunde der E.C..  
Die Crime Pattern Theory untersucht sowohl den situativen Einfluss auf individuelles Täterverhalten als auch die Ursachen für bestimmte aggregierte Verteilungsmuster von [[Kriminalität]]. Auf der individuellen Ebene spielen der Aktivitätsraum des Täters und sein kognitives Abbild der Stadt (mentale Landkarte) eine wichtige Rolle bei seiner Suche nach geeigneten Tatgelegenheiten. Nur bestimmte Orte einer Stadt kommen üblicherweise für die Suche in Frage. Entsprechende Studien aus Journey-to-Crime-Research stellen übereinstimmend fest, dass die Anzahl der Delikte in Abhängigkeit von der Distanz zum Wohnort durch eine Pareto-Funktion, die sog. Distance-Decay-Function, am besten beschrieben werden kann. Crime Templates sind Scripts (im psychologischem Sinne), die dem Täter helfen, eine Situation ohne großen kognitiven Aufwand als eine günstige Gelegenheit zu erkennen und entsprechend zu handeln. Bestimmte Orte einer Stadt bieten Merkmale, die dem Crime Template einiger Menschen entsprechen. Die Ermittlungsmethode Geographic Profiling nutzt diese und weitere Befunde der E.C..  
Makroanalytisch betrachtet sind Hot Spots für bestimmte Delikte ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass die städtische Umwelt Einfluss auf die aggregierten Kriminalitätsmuster nimmt (vgl. z.B. Sherman 1989). Dabei konzentrieren sich viele Delikte nicht nur an besonders betriebsamen Orten in der Stadt (Aktivitätsknoten), wo es alleine aufgrund der hohen Nutzerzahlen zu einer gesteigerten Zahl krimineller Handlungen kommt. Nicht alle Aktivitätsknoten sind hot spots, und nicht alle hot spots liegen an Aktivitätsknoten. Hot Spots lassen sich unterscheiden in Crime Generators und Crime Attractors. Das erhöhte Kriminalitätsaufkommen in Crime Generators entsteht dadurch, dass eine hohe Anzahl von Menschen bestimmten Tatgelegenheiten ausgesetzt wird, und Delikte ohne feste Tatabsichten begangen werden (z.B. spontane Ladendiebstähle in Kaufhäusern oder Schlägereien vor Kneipen). Crime Attractors hingegen werden von Menschen mit festen Tatabsichten aufgesucht, um ein Delikt zu begehen (z.B. Diebstahl aus KFZ in Parkhäusern). Einige Untersuchungen haben gezeigt, dass das Nebeneinander bestimmter Raumtypen (Juxtaposition) kriminogene Wirkung entfalten kann. So zeigte eine Untersuchung von Brantingham und Brantingham (1990), dass Singleappartements in der Nähe von Einkaufszentren ein überdurchschnittlich hohes Viktimisierungsrisiko haben, weil die ohnehin schon risikobelasteten Ziele an einem Aktivitätsknoten liegen, und somit in den Aktivitätsraum einer größeren Anzahl potentieller Täter fallen. In einer ganzen Reihe weiterer Studien wird der Einfluss bestimmter Raumtypen und konkreter Raummerkmale (z.B. Kioske, Beleuchtung, Sitzgelegenheiten,…) auf das Kriminalitätsaufkommen in Hot Spots und anderen städtischen Räumen untersucht. In den Untersuchungsbereich der Crime Pattern Theorie fallen ebenfalls Studien, die Veränderungen von Kriminalitätsaufkommen und räumlicher Kriminalitätsverteilung in Verbindung mit Einrichtungen des öffentlichen Personennahverkehrs erforschen.
Makroanalytisch betrachtet sind Hot Spots für bestimmte Delikte ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass die städtische Umwelt Einfluss auf die aggregierten Kriminalitätsmuster nimmt (vgl. z.B. Sherman 1989). Dabei konzentrieren sich viele Delikte nicht nur an besonders betriebsamen Orten in der Stadt (Aktivitätsknoten), wo es alleine aufgrund der hohen Nutzerzahlen zu einer gesteigerten Zahl krimineller Handlungen kommt. Nicht alle Aktivitätsknoten sind hot spots, und nicht alle hot spots liegen an Aktivitätsknoten. Hot Spots lassen sich unterscheiden in Crime Generators und Crime Attractors. Das erhöhte Kriminalitätsaufkommen in Crime Generators entsteht dadurch, dass eine hohe Anzahl von Menschen bestimmten Tatgelegenheiten ausgesetzt wird, und Delikte ohne feste Tatabsichten begangen werden (z.B. spontane Ladendiebstähle in Kaufhäusern oder Schlägereien vor Kneipen). Crime Attractors hingegen werden von Menschen mit festen Tatabsichten aufgesucht, um ein Delikt zu begehen (z.B. Diebstahl aus KFZ in Parkhäusern). Einige Untersuchungen haben gezeigt, dass das Nebeneinander bestimmter Raumtypen (Juxtaposition) kriminogene Wirkung entfalten kann. So zeigte eine Untersuchung von Brantingham und Brantingham (1990), dass Singleappartements in der Nähe von Einkaufszentren ein überdurchschnittlich hohes Viktimisierungsrisiko haben, weil die ohnehin schon risikobelasteten Ziele an einem Aktivitätsknoten liegen, und somit in den Aktivitätsraum einer größeren Anzahl potentieller Täter fallen. In einer ganzen Reihe weiterer Studien wird der Einfluss bestimmter Raumtypen und konkreter Raummerkmale (z.B. Kioske, Beleuchtung, Sitzgelegenheiten,…) auf das Kriminalitätsaufkommen in Hot Spots und anderen städtischen Räumen untersucht. In den Untersuchungsbereich der Crime Pattern Theorie fallen ebenfalls Studien, die Veränderungen von Kriminalitätsaufkommen und räumlicher Kriminalitätsverteilung in Verbindung mit Einrichtungen des öffentlichen Personennahverkehrs erforschen.


==Literaturhinweise==  
==Literaturhinweise==