Drogenpolitik in Japan: Unterschied zwischen den Versionen

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Drogen gelangen über verschiedene Wege nach Japan, vor allem aber aus China und den Philippinen. Eine Beispielroute für Opium beginnt in der thailändischen Grenzregion, wo in speziellen Fabriken chinesische Produzenten reines Opium herstellen. Über die Stadt Chiang Mai im Norden Thailands gelangt das Opium dann über eine Autobahn, die während des Vietnamkrieges als Militärroute benutzt wurde, nach Bangkok und über chinesische Händler weiter nach Taiwan. Über Korea schließlich gelangt das Opium nach Japan.   
Drogen gelangen über verschiedene Wege nach Japan, vor allem aber aus China und den Philippinen. Eine Beispielroute für Opium beginnt in der thailändischen Grenzregion, wo in speziellen Fabriken chinesische Produzenten reines Opium herstellen. Über die Stadt Chiang Mai im Norden Thailands gelangt das Opium dann über eine Autobahn, die während des Vietnamkrieges als Militärroute benutzt wurde, nach Bangkok und über chinesische Händler weiter nach Taiwan. Über Korea schließlich gelangt das Opium nach Japan.   
Erworben werden die ausländischen Drogen durch die japanische Mafia (Yakuza) dem mächtigen chinesischen Syndikat „Golden Triangle“ in der Region um Hongkong.     


== Drogen in Japan ==
== Drogen in Japan ==
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In den 1960er Jahren stagnierte die Zahl an Menschen, die Stimulanten konsumierten, nicht zuletzt auch durch die Erlassung des Amphetaminkontrollgesetzes (覚醒剤取締, kakuseizaitorishimarihô), nachdem in den 1970er Jahren kriminelle Gruppierungen Stimulanten als neue Einnahmequelle und der Drogenkonsum entdeckten, breitete sichder Konsum wieder schlagartig weiter und sogar bis hin zu Hausfrauen und Jugendlichen aus.  
In den 1960er Jahren stagnierte die Zahl an Menschen, die Stimulanten konsumierten, nicht zuletzt auch durch die Erlassung des Amphetaminkontrollgesetzes (覚醒剤取締, kakuseizaitorishimarihô), nachdem in den 1970er Jahren kriminelle Gruppierungen Stimulanten als neue Einnahmequelle und der Drogenkonsum entdeckten, breitete sichder Konsum wieder schlagartig weiter und sogar bis hin zu Hausfrauen und Jugendlichen aus.  
Im Zuge der Olympischen Spiele in Seoul verstärkte Korea 1988 seine Kontrolle über Amphetamine. Die koreanischen Stimulantenhersteller strömten daraufhin nach Taiwan, wo ab Mitte der 1980er hochwertigere Drogen hergestellt werden konnten. Die japanische Nachfrage wuchs über die in Taiwan hergestellte Menge hinaus und Stimulanten aus Thailand begannen über Taiwan nach Japan zu gelangen. Zudem hinaus werden Stimulanten auch von der Taiwanesischen Armee hergestellt.
Im Zuge der Olympischen Spiele in Seoul verstärkte Korea 1988 seine Kontrolle über Amphetamine. Die koreanischen Stimulantenhersteller strömten daraufhin nach Taiwan, wo ab Mitte der 1980er hochwertigere Drogen hergestellt werden konnten. Die japanische Nachfrage wuchs über die in Taiwan hergestellte Menge hinaus und Stimulanten aus Thailand begannen über Taiwan nach Japan zu gelangen. Zudem hinaus werden Stimulanten auch von der Taiwanesischen Armee hergestellt.
Die japanische Mafia kauft ihre Drogen bei dem mächtigen chinesischen Syndikat „Golden Triangle“ in der Region um Hongkong.     


=== Marihuana ===
=== Marihuana ===
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=== Andere legale oder illegale Drogen ===
=== Andere legale oder illegale Drogen ===


Kokain hat sich bisher nicht gegen Amphetamine durchsetzen können, da die Yakuza eine Vereinbarung mit der Regierung getroffen hat, Heroin und Kokain vom Markt fernzuhalten im Gegenzug für etwas Toleranz beim Amphetamin-Handel.  
Kokain hat sich bisher nicht gegen Amphetamine durchsetzen können, da die Yakuza eine Vereinbarung mit der Regierung getroffen hat, Heroin und Kokain vom Markt fernzuhalten im Gegenzug für etwas Toleranz beim Amphetamin-Handel. Eine weitere illegale Droge, über welche das Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt jährliche Daten veröffentlicht und welche zusammen mit Marihuana und Amphetaminen zu den häufiger konsumierten Drogen gehört ist Ecstasy.


In Japan konsumieren viele Jugendliche auch shinna (japanische Aussprache für das englische Wort „thinner“), d.h. Klebstoff, Lösungsmittel oder Farbverdünner, da diese viel billiger und einfacher zu beziehen sind und ebenfalls stimulative Wirkung haben.
In Japan konsumieren viele Jugendliche auch shinna (japanische Aussprache für das englische Wort „thinner“), d.h. Klebstoff, Lösungsmittel oder Farbverdünner, da diese viel billiger und einfacher zu beziehen sind und ebenfalls stimulative Wirkung haben.
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== Staatlicher Umgang mit Drogenkonsum ==
== Staatlicher Umgang mit Drogenkonsum ==


Japan geht hart gegen Drogenkonsum vor. Die Gefängnisse sind im Land bekannt für ihren harten Umgang. Manche meinen, dass dieser Umgang noch ein Überbleibsel der Militärdiktatur der 1940er Jahre ist. Die UN Resolution gegen Folter unterschrieb Japan erst 2006.
Zwar sind psychedelische Substanzen wie das Psylocibin in „Magic Mushrooms“ und das aus dem Peyote-Kaktus gewonnene Meskalin nach dem japanischen Drogengesetz verboten, jedoch nicht in ihrer Ursprungsform. So ist es möglich, einen Peyote-Kaktus oder dessen Samen zu erwerben, wie auch die anderen psychedelischer Pflanzen. Dazu zählen auch Blätter der Bella Donna Pflanze oder der Passionsblume, hawaiische Holzrosensamen, Wermut etc. Die Pflanzen, aus denen man Drogen herstellen kann, dürfen importieret werden, so lange sie nicht in irgendeiner Art und Weise behandelt oder verarbeitet wurden und man darf sie auch anpflanzen. Wenn man beim Konsum von halluzinogenen Drogen erwischt wird und die Polizei einem nachweisen kann, dass man sie konsumiert hat um “high” zu werden, können sie einen festnehmen. Sagt man  jedoch, dass man sie gegessen hat, weil man hungrig war gibt es nichts, was sie tun können.
Im Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt sind solche Lücken im System bekannt. Zwar sei es illegal, die Droge selbst zu importieren, zu veredeln, zu verarbeiten oder zu behandeln, die Pflanze jedoch, von der die Droge komme, sei legal. Solche Schlupflöcher existieren, weil Japan seine Drogengesetze nicht selbst konzipiert habe, sondern diese auf ausländischen Gesetzen basieren. So stammen die meisten der Drogengesetze noch aus der amerikanischen Besatzungszeit (1945-1952) oder wurden später auf internationalen Druck hin eingeführt, wie z.B. die verstärkte Kontrolle Cannabis, das nun im Auge des japanischen Gesetzes genauso behandelt wird, als ob es das gleiche Gefahrenpotential habe wie Heroin oder Kokain hätte.
Daher geht Japan hart gegen Drogenkonsum vor. Die Gefängnisse sind im Land bekannt für ihren harten Umgang. Manche meinen, dass dieser Umgang noch ein Überbleibsel der Militärdiktatur der 1940er Jahre ist.
Die Hoechststrafe für Cannabisbesitz und Konsum (ungeachtet der Menge, die man zum Zeitpunkt der Verhaftung besessen oder ob man lediglich mitkonsumiert hat) liegt bei 5 Jahren, bzw. 7 Jahre für den Anbau oder das Schmuggeln von Cannabis. Die Verurteilten haben auch viele soziale Einbussen wie den Verlust ihrer Arbeit oder den Ausschluss aus der Schule etc.  
Die Hoechststrafe für Cannabisbesitz und Konsum (ungeachtet der Menge, die man zum Zeitpunkt der Verhaftung besessen oder ob man lediglich mitkonsumiert hat) liegt bei 5 Jahren, bzw. 7 Jahre für den Anbau oder das Schmuggeln von Cannabis. Die Verurteilten haben auch viele soziale Einbussen wie den Verlust ihrer Arbeit oder den Ausschluss aus der Schule etc.  
Oft kommt es vor, dass Konsumenten von besorgten Familienangehörigen angezeigt werden. Häufig sind es aber auch Kuriere aus Südostasien, die verhaftet werden, oder Menschen, die sich selbst Drogen per Post aus dem Ausland haben zustellen lassen und vom Zoll erwischt werden. Erwischte Schmuggler bekommen meistens die Höchststrafe.
Oft kommt es vor, dass Konsumenten von besorgten Familienangehörigen angezeigt werden. Häufig sind es aber auch Kuriere aus Südostasien, die verhaftet werden, oder Menschen, die sich selbst Drogen per Post aus dem Ausland haben zustellen lassen und vom Zoll erwischt werden. Erwischte Schmuggler bekommen meistens die Höchststrafe.
Im Kontrast zu den jährlich über 50,000 festnahmen wegen shabu oder Speed in den 50er Jahren in Japan wurde das Cannabisgesetz nicht ernst genommen, bis die Polizei während in den 70er Jahren eine Hippie-Kommune bei Nagano entdeckte, die in ihrem Garten ohne die dafür nötige Lizenz Hanf anpflanzte. Dies war die erste Verhaftung seit der Existenz des Cannabisgesetzes 20 Jahre zuvor.
Im Kontrast zu den jährlich über 50,000 festnahmen wegen shabu oder Speed in den 50er Jahren in Japan wurde das Cannabisgesetz nicht ernst genommen, bis die Polizei während in den 70er Jahren eine Hippie-Kommune bei Nagano entdeckte, die in ihrem Garten ohne die dafür nötige Lizenz Hanf anpflanzte. Dies war die erste Verhaftung seit der Existenz des Cannabisgesetzes 20 Jahre zuvor.
Seitdem jagen die Autoritäten nach Cannabiskomsumenten, unabhängig von der konsumierten bzw. besessenen Menge oder dem sozialen Status. Mit schweren Konsequenzen haben vor allem auch Ausländer zu rechnen, die gegen die Drogengesetze verstoßen. So verwehrt Japan jedem Ausländer, der einen Eintrag wegen Drogenmissbrauchs in seiner Polizeiakte hat, die Einreise. Jene, die wegen eines Marihuanadelikts verhaftet werden, werden nach Absitzen ihrer Strafe deportiert und müssen mit einem bis zu lebenslangen Einreiseverbot rechnen. Ein berühmtes Beispiel findet sich im Fall des Snowboarders Paul Maccarthy, dem die Einreise erst 11 Jahre später wieder gewährt wurde. Einige Ausländer aus Asien, Afrika, dem Orient, auch Westlichen Staaten, dessen Visas abgelaufen sind,  finanzieren sich mit dem Verkauf von Drogen.
Seitdem jagen die Autoritäten nach Cannabiskomsumenten, unabhängig von der konsumierten bzw. besessenen Menge oder dem sozialen Status. Mit schweren Konsequenzen haben vor allem auch Ausländer zu rechnen, die gegen die Drogengesetze verstoßen. So verwehrt Japan jedem Ausländer, der einen Eintrag wegen Drogenmissbrauchs in seiner Polizeiakte hat, die Einreise. Jene, die wegen eines Marihuanadelikts verhaftet werden, werden nach Absitzen ihrer Strafe deportiert und müssen mit einem bis zu lebenslangen Einreiseverbot rechnen. Ein berühmtes Beispiel findet sich im Fall des ehemaligen Beatles-Mitglieds Paul Mccartney, der am 16.01.1980 wegen Einführen von Cannabis verhaftet und beinahe zu 7 Jahre Haft wegen Drogenschmuggels verurteilt worden wäre. Die geplante Tour, für welche er nach Japan geflogen war, musste er absagen, die Einreise nach Japan wurde ihm erst 11 Jahre später wieder gewährt. Einige Ausländer aus Asien, Afrika, dem Orient, auch Westlichen Staaten, dessen Visas abgelaufen sind,  finanzieren sich mit dem Verkauf von Drogen.
Viel Druck auf die Regierung, zwischen harten und weichen Drogen zu unterscheiden, gibt es nicht. Teilweise liegt das daran, dass die Anzahl der Verhaftungen mit Marihuanabezug in Japan viel geringer ist, als die im Westen. Während in den U.S.A. 1997 ca. 695200 Menschen wegen Marihuanakonsums festgenommen wurden, gab es in Japan (mit der Hälfte der Bevölkerungszahl) in den 1990ern gerade einmal ca. 1500-2000 Verhaftungen pro Jahr, über die Hälfte davon allein in Tokio.  
Viel Druck auf die Regierung, zwischen harten und weichen Drogen zu unterscheiden, gibt es nicht. Teilweise liegt das daran, dass die Anzahl der Verhaftungen mit Marihuanabezug in Japan viel geringer ist, als die im Westen. Während in den U.S.A. 1997 ca. 695200 Menschen wegen Marihuanakonsums festgenommen wurden, gab es in Japan (mit der Hälfte der Bevölkerungszahl) in den 1990ern gerade einmal ca. 1500-2000 Verhaftungen pro Jahr, über die Hälfte davon allein in Tokio. Seit dem sind die Zahlen nach offiziellen Angaben jedoch weiter gestiegen. So wurde wurde 2008 ein Rekordhoch von 2867 Verhaftungen mit Marihuanabezug registriert. Die Zahl der Verhaftungen bei Amphetamindelikten hingegen ist stark gesunken. Wurde um 1984 noch wurde ein Rekordhoch von um die 24000 Verhaftungen verbucht, waren es um 2008 herum nur noch etwa 11000. Auch bei Ecstasy, bei welchem die Verhaftungen Anfang 2000 schlagartig von 26 Fällen in 1998 auf 472 in 2005 explodierten, lag in 2008 wieder bei 311 Verhaftungen. Die offiziellen Zahlen für ärztliche Behandlung von Drogenkonsumenten scheinen dabei recht gering. Nach dem Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt wurden 2008 insgesamt nur 17 Fälle gemeldet, in welchen Menschen aufgrund von Drogen im Krankenhaus ärztlich behandelt werden mussten. 2 davon wegen Heroin, 3 wegen Kokain und 12 wegen Marihuana. Für die Jahre von 1986-2008 ist das der
Zwar sind psychedelische Substanzen wie das Psylocibin in „Magic Mushrooms“ und das aus dem Peyote-Kaktus gewonnene Meskalin nach dem japanischen Drogengesetz verboten, jedoch nicht in ihrer Ursprungsform. So ist es möglich, einen Peyote-Kaktus oder dessen Samen zu erwerben, wie auch die anderen psychedelischer Pflanzen. Dazu zählen auch Blätter der Bella Donna Pflanze oder der Passionsblume, hawaiische Holzrosensamen, Wermut etc. Die Pflanzen, aus denen man Drogen herstellen kann, dürfen importieret werden, so lange sie nicht in irgendeiner Art und Weise behandelt oder verarbeitet wurden und man darf sie auch anpflanzen. Wenn man beim Konsum von halluzinogenen Drogen erwischt wird und die Polizei einem nachweisen kann, dass man sie konsumiert hat um “high” zu werden, können sie einen festnehmen. Sagt man  jedoch, dass man sie gegessen hat, weil man hungrig war gibt es nichts, was sie tun können.
vierthöchste Wert, nur 2003, 2005 und 2006 waren die Werte mit jeweils 19 gemeldeten Fällen von Einweisung ins Krankenhaus wegen Drogenkonsum höher.
Im Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt sind solche Lücken im System bekannt. Zwar sei es illegal, die Droge selbst zu importieren, zu veredeln, zu verarbeiten oder zu behandeln, die Pflanze jedoch, von der die Droge komme, sei legal. Solche Schlupflöcher existieren, weil Japan seine Drogengesetze nicht selbst konzipiert habe, sondern diese auf ausländischen Gesetzen basieren. So stammen die meisten der Drogengesetze noch aus der amerikanischen Besatzungszeit (1945-1952) oder wurden später auf internationalen Druck hin eingeführt, wie z.B. die verstärkte Kontrolle Cannabis, das nun im Auge des japanischen Gesetzes genauso behandelt wird, als ob es das gleiche Gefahrenpotential habe wie Heroin oder Kokain hätte. Dabei hatte es einen gesunden Umgang mit Cannabis schon lange vor diesen Gesetzen in Japan gegeben und auch im Ministerium wird das Gefahrenpotential von Cannabis eher mit dem von Alkohol verglichen.
Diese Werte scheinen im Vergleich zum Westen gering, jedoch ist zu bedenken, dass Japan einen Mangel an Richtern und Gefängnissen hat. Da bereits die Anzahl der Verhaftungen in Fällen von Amphetaminnutzung so hoch ist, wäre es für die japanische Justiz kaum tragbar, eine weiter steigende Anzahl an Marihuana-Fällen zu bearbeiten. Da man aber von beiden Drogen davon ausgeht, dass in den kommenden Jahren die Nutzung weiter ansteigen wird, wird Japan seine Drogenpolitik früher oder später den neuen Bedingungen anpassen müssen.
 


Zudem kommt, dass Japan einen Mangel an Richtern und Gefängnissen hat. Da bereits die Anzahl der Verhaftungen in Fällen von Amphetaminnutzung so hoch ist, wäre es für die japanische Justiz kaum tragbar, eine weiter steigende Anzahl an Marihuana-Fällen zu bearbeiten. Da man aber von beiden Drogen davon ausgeht, dass in den kommenden Jahren die Nutzung weiter ansteigen wird, wird Japan seine Drogenpolitik früher oder später den neuen Bedingungen anpassen müssen.


== Literatur ==
== Literatur ==


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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