Drogenpolitik in Japan: Unterschied zwischen den Versionen

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=='''Drogen in Japan'''==
=='''Drogen in Japan'''==
== Amphetamine ===
== Amphetamine ==


Chemische Drogen, d.h. Stimulanten und Amphetamine, die vor allem in Ländern wie Schweden, Japan, Korea oder den Philippinen Verbreitung gefunden haben, wo der Konsum von weicheren Drogen wie Marihuana hart geahndet wird, werden in Japan shabu  genannt und sind die dort am meisten genutzte Droge nach Koffein, Alkohol und Nikotin, bzw. die am meisten verbreitete illegale Droge.
Chemische Drogen, d.h. Stimulanten und Amphetamine, die vor allem in Ländern wie Schweden, Japan, Korea oder den Philippinen Verbreitung gefunden haben, wo der Konsum von weicheren Drogen wie Marihuana hart geahndet wird, werden in Japan shabu  genannt und sind die dort am meisten genutzte Droge nach Koffein, Alkohol und Nikotin, bzw. die am meisten verbreitete illegale Droge.
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Die japanische Mafia kauft ihre Drogen bei dem mächtigen chinesischen Syndikat „Golden Triangle“ in der Region um Hongkong.       
Die japanische Mafia kauft ihre Drogen bei dem mächtigen chinesischen Syndikat „Golden Triangle“ in der Region um Hongkong.       


== Marihuana ==
Japan hat eine lange Hanfkultur. In Japan wurde schon in der Jungsteinzeitlichen Yayoi Kultur (10,000-300 BCE) Hanf auf dem japanischen Archipel angebaut und kultiviert.
Auch später, als der Reisanbau von den Chinesen und den Koreanern nach Japan kam war die Hauptfaser, die genutzt wurde, immer noch Hanf. Es wurde sehr vielseitig eingesetzt, unter Anderem für Kleidung, Seilherstellung, japanisches Papier (washi), Medizin und Öl. Für den in Japan weit verbreiteten Shintôismus steht Hanf für Reinheit und ist unabdingbar für Reinigungsrituale. In vielen shintôistischen Zeremonien benutzt der Priester einen gohei , eine Art Stock, and dessen Ende unverarbeiteter Hanf angebracht ist, um das Böse zu vertreiben. Die an vielen Vordertüren von Restaurants angebrachten Gardinen, heißen noren und werden aus demselben Grund angebracht. Hanfsamen werden bei shintôistischen Hochzeiten benutzt und einige Rituale beinhalten noch die Verbrennung von Canabisblättern.
Der Sonnengottheit Amaterasu, gleichzeitig auch die Gottheit für Reis und Canabis, ist der Hauptschrein der japanischen Kaiserfamilie, Ise Jingû (伊勢神宮), gewidmet. Hier findet noch heute ein wichtiges Ritual statt, welches taima (大麻; Hanf, Canabis) heißt. Seit jeher pflanzt der Kaiser, wenn er den Thron besteigt, in einer Zeremonie Reis als auch Hanf an.
Varianten von Hanf mit niedrigem THC darf man legal mit einer speziellen Industriehanflizenz anbauen. Die ursprünglichen Hanfsorten, welche noch teilweise in den Bergen wachsen (auch Berghanf genannt) werden als mayaku betrachtet. Diesen Berghanf darf man nur mit einer speziellen Lizenz anpflanzen, die nur an Wissenschaftler oder zur Medizinischenforschung ausgestellt wird.
Die Japanische Polizei behandelt Drogendelikte besonders ernst. Vor allem Verstöße gegen das Cannabisgesetz. Die von der Polizei veröffentlichten Lehrmaterialien zur Aufklärung von Drogen, sind teilweise Veröffentlichungen aus dem Westen (Amerika, Europa) von vor 30 Jahren. Ein Beispiel aus einem Pamphlet der Polizei von Shizuoka: “Gewohnheitskonsumenten von Cannabis leiden unter Illusionen oder Halluzinationen. Manchmal werden sie übermäßig nervös bzw. aufgeregt und verlieren die Kontrolle, werden provokant und gewalttätig. Der Konsum verursacht sowohl Orientierungslosigkeit als auch einen Verlust für das Zeitgefühl von Präsens, Vergangenheit und Zukunft. Süchtige sehen Dinge, die nicht gesehen werden können und sind der Meinung, dass eine Handlung, die nur wenige Minuten stattgefunden hat, seit Jahren andauert. (…) Sie sehen sich manchmal als wunderschöne Frauen, Vögel oder Tiere. So eine Art der geistigen Verwirrung verschlimmert ihre geistige Zurechnungsfähigkeit und ihre Denkweise. Ihre Gesundheit verschlimmert sich.“
Wie es eventuell dazu kam, dass das die heiligen Kräuter zu etwas bösem wurden, könnte an der Entwicklung des 2. Weltkriegs gelegen haben. Für die Amerikaner, welche Japan nach dessen Kapitulation bis Anfang der 1950er besetzt hielten, war es wohl überraschend, dass in Japan Cannabis wild wuchs und sowohl zu wirtschaftlichen, medizinischen als auch religiösen Zwecken genutzt wurde. Schließlich wurde Hanf in den USA vom Bundesamt für Betäubungsmittel unter der Führung des Bundesdrogenpolizeichefs Harry Ansinger verboten und verteufelt wurden. Sie verursacht seiner Ansicht nach Gewalttätigkeit und Unzurechnungsfähigkeit.
Aus Angst, die amerikanischen Soldaten können das wild wachsende Cannabis konsumieren, erließ die Besatzungsregierung in Japan 1948 ein Gesetz, nach welchem  man Hanf nur mit einer staatlichen Lizenz anbauen durfte.
Heute wird Marihuana illegal oft selbst angebaut, da viele den Schwarzmarkt aufgrund der hohen Gefängnisstrafen meiden. Auch verkauft wird das eigene Marihuana nicht auf dem Schwarzmarkt. Das Klima in Japan eignet sich teilweise sehr gut für den eigenen Anbau, so z.B. in Tokyo, das auf demselben Breitengrad wie Marokko oder Afghanistan liegt. Angebaut wird in ländlichen Gegenden, in privaten Gärten oder in den Bergen, aber auch in den Städten hat die Kultivierung von Cannabis mit speziellen Lampen zugenommen.
== Andere legale oder illegale Drogen ==
Kokain hat sich bisher nicht gegen Amphetamine durchsetzen können, da die Yakuza eine Vereinbarung mit der Regierung getroffen hat, Heroin und Kokain vom Markt fernzuhalten im Gegenzug für etwas Toleranz beim Amphetamin-Handel.
In Japan konsumieren viele Jugendliche auch shinna (japanische Aussprache für das englische Wort „thinner“), d.h. Klebstoff, Lösungsmittel oder Farbverdünner, da diese viel billiger und einfacher zu beziehen sind und ebenfalls stimulative Wirkung haben.
Unter den legalen Drogen ist Koffein eine der am weitesten verbreiteten in Japan. Es findet sich nicht nur in Kaffee, sondern auch in vielen anderen Getränken und ist Kindern damit bereits in einem sehr viel frühren Stadium und in viel größeren Mengen zugänglich, als noch den älteren Generationen.
== Staatlicher Umgang mit Drogenkonsum ==
Japan geht hart gegen Drogenkonsum vor. Die Gefängnisse sind im Land bekannt für ihren harten Umgang. Manche meinen, dass dieser Umgang noch ein Überbleibsel der Militärdiktatur der 1940er Jahre ist. Die UN Resolution gegen Folter unterschrieb Japan erst 2006.
Die Hoechststrafe für Cannabisbesitz und Konsum (ungeachtet der Menge, die man zum Zeitpunkt der Verhaftung besessen oder ob man lediglich mitkonsumiert hat) liegt bei 5 Jahren, bzw. 7 Jahre für den Anbau oder das Schmuggeln von Cannabis. Die Verurteilten haben auch viele soziale Einbussen wie den Verlust ihrer Arbeit oder den Ausschluss aus der Schule etc.
Oft kommt es vor, dass Konsumenten von besorgten Familienangehörigen angezeigt werden. Häufig sind es aber auch Kuriere aus Südostasien, die verhaftet werden, oder Menschen, die sich selbst Drogen per Post aus dem Ausland haben zustellen lassen und vom Zoll erwischt werden. Erwischte Schmuggler bekommen meistens die Höchststrafe.
Im Kontrast zu den jährlich über 50,000 festnahmen wegen shabu oder Speed in den 50er Jahren in Japan wurde das Cannabisgesetz nicht ernst genommen, bis die Polizei während in den 70er Jahren eine Hippie-Kommune bei Nagano entdeckte, die in ihrem Garten ohne die dafür nötige Lizenz Hanf anpflanzte. Dies war die erste Verhaftung seit der Existenz des Cannabisgesetzes 20 Jahre zuvor.
Seitdem jagen die Autoritäten nach Cannabiskomsumenten, unabhängig von der konsumierten bzw. besessenen Menge oder dem sozialen Status. Mit schweren Konsequenzen haben vor allem auch Ausländer zu rechnen, die gegen die Drogengesetze verstoßen. So verwehrt Japan jedem Ausländer, der einen Eintrag wegen Drogenmissbrauchs in seiner Polizeiakte hat, die Einreise. Jene, die wegen eines Marihuanadelikts verhaftet werden, werden nach Absitzen ihrer Strafe deportiert und müssen mit einem bis zu lebenslangen Einreiseverbot rechnen. Ein berühmtes Beispiel findet sich im Fall des Snowboarders Paul Maccarthy, dem die Einreise erst 11 Jahre später wieder gewährt wurde. Einige Ausländer aus Asien, Afrika, dem Orient, auch Westlichen Staaten, dessen Visas abgelaufen sind,  finanzieren sich mit dem Verkauf von Drogen.
Viel Druck auf die Regierung, zwischen harten und weichen Drogen zu unterscheiden, gibt es nicht. Teilweise liegt das daran, dass die Anzahl der Verhaftungen mit Marihuanabezug in Japan viel geringer ist, als die im Westen. Während in den U.S.A. 1997 ca. 695200 Menschen wegen Marihuanakonsums festgenommen wurden, gab es in Japan (mit der Hälfte der Bevölkerungszahl) in den 1990ern gerade einmal ca. 1500-2000 Verhaftungen pro Jahr, über die Hälfte davon allein in Tokio.
Zwar sind psychedelische Substanzen wie das Psylocibin in „Magic Mushrooms“ und das aus dem Peyote-Kaktus gewonnene Meskalin nach dem japanischen Drogengesetz verboten, jedoch nicht in ihrer Ursprungsform. So ist es möglich, einen Peyote-Kaktus oder dessen Samen zu erwerben, wie auch die anderen psychedelischer Pflanzen. Dazu zählen auch Blätter der Bella Donna Pflanze oder der Passionsblume, hawaiische Holzrosensamen, Wermut etc. Die Pflanzen, aus denen man Drogen herstellen kann, dürfen importieret werden, so lange sie nicht in irgendeiner Art und Weise behandelt oder verarbeitet wurden und man darf sie auch anpflanzen. Wenn man beim Konsum von halluzinogenen Drogen erwischt wird und die Polizei einem nachweisen kann, dass man sie konsumiert hat um “high” zu werden, können sie einen festnehmen. Sagt man  jedoch, dass man sie gegessen hat, weil man hungrig war gibt es nichts, was sie tun können.
Im Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt sind solche Lücken im System bekannt. Zwar sei es illegal, die Droge selbst zu importieren, zu veredeln, zu verarbeiten oder zu behandeln, die Pflanze jedoch, von der die Droge komme, sei legal. Solche Schlupflöcher existieren, weil Japan seine Drogengesetze nicht selbst konzipiert habe, sondern diese auf ausländischen Gesetzen basieren. So stammen die meisten der Drogengesetze noch aus der amerikanischen Besatzungszeit (1945-1952) oder wurden später auf internationalen Druck hin eingeführt, wie z.B. die verstärkte Kontrolle Cannabis, das nun im Auge des japanischen Gesetzes genauso behandelt wird, als ob es das gleiche Gefahrenpotential habe wie Heroin oder Kokain hätte. Dabei hatte es einen gesunden Umgang mit Cannabis schon lange vor diesen Gesetzen in Japan gegeben und auch im Ministerium wird das Gefahrenpotential von Cannabis eher mit dem von Alkohol verglichen.
Zudem kommt, dass Japan einen Mangel an Richtern und Gefängnissen hat. Da bereits die Anzahl der Verhaftungen in Fällen von Amphetaminnutzung so hoch ist, wäre es für die japanische Justiz kaum tragbar, eine weiter steigende Anzahl an Marihuana-Fällen zu bearbeiten. Da man aber von beiden Drogen davon ausgeht, dass in den kommenden Jahren die Nutzung weiter ansteigen wird, wird Japan seine Drogenpolitik früher oder später den neuen Bedingungen anpassen müssen.


== Literatur ==
== Literatur ==


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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