Dian Fossey (* 16. 01. 1932 in Fairfax bei San Francisco, USA; † 26. 12. 1985 im Karisoke Research Center, Ruanda) wurde als Beschützerin und Erforscherin der Berggorillas bekannt. Sie war Gründerin in Leiterin (1967-1980) der Karisoke Forschungsstation in Ruanda. Ihr 1983 veröffentlichtes Buch über ihre Erfahrungen wurde 1988 mit Sigourney Weaver in der Hauptrolle verfilmt.

Ihre zum Teil extremen Maßnahmen gegen Wilderer und ihr konflikthaftes Verhältnis zur ruandischen Regierung machten ihre Situation in Ruanda prekär. Am 27.10.1985 fand sie vor ihrer Tür ein hölzernes Bild, das bedeutete, dass jemand ihren Tod wünschte. Am frühen Morgen des 27.12.1985 fand einer ihrer Mitarbeiter Dian Fosseys Leiche neben ihrem Bett in ihrer Hütte. Ihr Schädel war von Machetenhieben zertrümmert. Die Tat konnte nie aufgeklärt werden.

Leben

Fossey wollte Tiermedizin studieren, wurde dann aber Bewegungstherapeutin und arbeitete ab 1954 in einem Kinderkrankenhaus. Erst mit 31 Jahren reiste sie (vor lauter Begeisterung über einen Gorilla-Vortrag von Louis Leakey) nach Ostafrika.

Im September 1967 gründete sie mit Unterstützung durch Leakey die Karisoke Forschungsstation im Vulkan Nationalpark im ruandischen Teil des Dreiländerecks Kongo/Uganda/Ruanda.

Fossey sorgte für die Einrichtung von Anti-Wilderer-Patrouillen. Sie zerstörte aber auch selbständig von Wilderern aufgestellte Fallen. Sie wandte sich gegen Tierhandel und Tourismuspläne. Ihr Eigensinn und ihre extremen Maßnahmen zum Schutz der Gorillas (zu denen auch die Bedrohung von Wilderern und das Zerstören ihrer Hütten gehörte) machten sie vielerorts unbeliebt. Sie trat mit einer Absolutheit für "ihre" Gorillas ein, dass sie sich den Menschen immer weiter entfremdete. Sie wurde immer einsamer, exzentrischer und im Umgang schwieriger. Die Afrikaner in ihrer Umgebung nannten sie Nyiramachabelli (die einsame Frau des Waldes). Wenig beliebt war sie auch bei der Tourismusbehörde von Ruanda, die ihre Entwicklungspläne durch Fossey behindert sah.

Zu Beginn der 1980er Jahre war das Bestreben der Regierung, ihren Aufenthalt zu beenden, unverkennbar geworden. Als sich die Situation zuspitzte, verließ sie 1981 Ruanda und kehrte erst 1983 zurück, führte ihren Kampf aber unvermindert fort. Der Konflikt mit der Tourismusbehörde, die mehrmals versuchte, Fossey außer Landes zu treiben, eskalierte. 1984 veröffentlichte Fossey ihre Erinnerungen. 1985 unterzeichnete sie einen Eine-Millionen-Dollar-Vertrag mit den Universal Studios. Der Film-Plan bedeutete, dass sie noch lange im Nationalpark bleiben würde. Die Regierung verweigerte ihr daraufhin die Verlängerung ihres Visums. Ein ihr wohlgesonnener Beamter der Einwanderungsbehörde namens Augustin Nduwayezu verschaffte ihr dann doch ein neues Visum. Farley Mowat (1989) vermutet, dass das gewissermaßen das Todesurteil für Fossey gewesen sei. Kurz nach Erhalt des Visums wurde sie am 28.12.1985 mit zertrümmertem Schädel in ihrer Hütte in der Karisoke Forschungsstation aufgefunden. Alles deutete darauf hin, dass sie sich zu wehren versucht hatte, aber keine passende Munition für ihre Pistole gefunden hatte. Fossey wurde auf dem von ihr selbst in der Nähe ihrer Forschungsstation angelegten Gorillafriedhof begraben. Alle Mitarbeiter der Forschungsstation wurden verhaftet, später aber wieder freigelassen. Ein von Fossey Monate zuvor entlassener Spurensucher, der ebenfalls verhaftet worden war, wurde erhängt im Gefängnis gefunden. Die Tat wurde nie aufgeklärt. Die Forschungsstation wurde aufgegeben und von Wildnis überwuchert. In den 1990er Jahren wurde der Park zum Schauplatz bewaffneter Kämpfe vor, während und nach dem Genozid von 1994.

Seit etwa 2000 entwickelt sich im Vulkan Nationalpark ein mit erheblichen Investitionen verbundener Gorilla-Tourismus für wohlhabende Reisende, der bislang keine der von Fossey befürchteten Schäden für die Gorillas mit sich gebracht zu haben scheint. Für 500 US-Dollar kann man sie (maximal eine Stunde) aus der Distanz beobachten. Finanzinvestoren aus Dubai planen die weitere touristische Erschließung. In der Planung von acht Luxus-Tourismus-Komplexen spielt die Berggorilla-Population im Vulkan Nationalpark eine zentrale Rolle.

Wer tötete Dian Fossey?

Tatumstände

Fosseys Schädel war von einer Panga (Machete) gespalten worden. Das Tatwerkzeug war eine Wildererwaffe, die Fossey Jahre zuvor konfisziert und als Dekoration an die Wand ihres (neben dem Schlafzimmer befindlichen) Wohnzimmers gehängt hatte. Fossey wurde neben ihrem Bett aufgefunden. Ihr Schusswaffe lag neben ihr, aber die Munition passte nicht. Die Hütte wies Kampfspuren auf - Glassplitter auf dem Boden und Tische und weitere Möbelstücke waren umgeworfen. Alle Wertsachen waren unberührt, darunter tausende von Dollar in bar, Reiseschecks und wertvolle Fotoausrüstung. Sie befand sich zwei Meter von einem Loch in der Wand, das am Tag ihrer Ermordung in die Wand geschnitten worden war.

Hypothesen

In der Literatur über den Mordfall Fossey gilt die häufig geäußerte Hypothese einer Tötung durch Wilderer als die unwahrscheinlichste Möglichkeit. Mowat (1989) sieht die Hintergründe eher in der Regierung und bei Nichtregierungsorganisationen, die an der Entfernung Fosseys interessiert gewesen seien. Sie nennt die ruandische Tourismusbehörde ORTPN, ausländische Naturschutzorganisationen (WWF, AWF, FPS und Mountain Gorilla Project) sowie einige von Fosseys ehemaligen Studenten (Harcourt, Stewart, Vedder, Watts). Die oben genannten Organisationen sammelten oftmals Spenden in Fosseys Namen, obwohl nichts von diesen Geldern an Fossey und ihre Anti-Wilderer-Patrouillen ging. Melvern (2006) problematisiert die Rolle des damaligen Bürgermeisters von Ruhengeri, Protais Zigiranyirazo. Der Schwager eines ruandischen Ex-Präsidenten war zugleich Tierhändler und hatte finanzielle Interessen an der Entwicklung eines Gorilla-Tourismus im Vulkan-Nationalpark.

Veröffentlichung von Dian Fossey

  • Gorillas im Nebel. Kindler, München 1989. (Originaltitel: Gorillas in the Mist. Boston: Houghton Mifflin Company, 1983).

Literatur und Film

  • Briggs, Philip (2006) Rwanda. The Bradt Travel Guide, 3. Auflage Chalfont-St. Peter (GB) ISBN-10: 1841621803.
  • Gordon, Nicholas (1993) Murders in the Mist. Who killed Dian Fossey? London: Hodder & Stoughton ISBN 0-340-59880-8.
  • Hayes, Harold (1991) Dian Fossey. Die einsame Frau des Waldes. München: Kindler ISBN 3-463-40151-7 (Originaltitel: The Dark Romance of Dian Fossey).
  • Mara, Wil (2004) Dian Fossey: Among the Gorillas. ISBN 0-446-38720-7
  • Melvern, Linda (2006) Conspiracy to Murder. The Rwandan Genocide. London: Verso.
  • Mowat, Farley (1989) Das Ende der Fährte. Die Geschichte der Dian Fossey und der Berggorillas in Afrika. Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe. ISBN 3-404-11505-8 (Originaltitel: Woman in the Mists).
  • Nienaber, Georgianne (2006) Gorilla Dreams: The Legacy of Dian Fossey. ISBN 0-595-37669-X.
  • Gorillas im Neben (Film) Mit Sigourney Weaver. 1988 [[1]].

Weblinks

Hauptquellen dieses Beitrags

Weiterer mysteriöser Todesfall eines Berggorilla-Forschers