Die weltbekannte Erforscherin und Beschützerin der Berggorillas Dian Fossey (* 16. 01. 1932 in San Francisco; † 26. 12. 1985 im Vulkan Nationalpark in Ruanda) wurde am 28.12.1985 mit zertrümmertem Schädel in ihrer Hütte in der Karisoke Forschungsstation aufgefunden. Die Tat wurde nie aufgeklärt.

Leben

Mit Unterstützung durch Louis Leakey konnte die kalifornische Ergotherapeutin 1967 im Vulkan-Nationalpark im Nordwesten Ruandas (im Grenzgebiet zum Kongo und zu Uganda) eine Forschungsstation aufbauen. Ähnlich wie Jane Goodall in Tansania mit Schimpansen zusammen lebte, so konnte auch Fossey das Vertrauen der Gorillas erwerben.

Fossey kam immer mehr zu der Überzeugung, dass die Bedrohung für die Gorillas von mindestens zwei Seiten kam: von den Wilderern einerseits und vom ökonomisch-administrativen Establishment andererseits.

Was die erste Bedrohung anging, so richtete sie Anti-Wilderer-Patrouillen ein, zerstörte deren Fallen und ging in ihren Bemühungen bis zu Einschüchterung und Hüttenzerstörung.

Was die zweite Bedrohung anging, so war sie in der ruandischen Regierung wegen ihrer Ablehnung des Tourismus und des Tierhandels wenig geschätzt. Vor ihrem Tod war es ihr nur mit viel Mühe überhaupt gelungen, ein neues Visum für eine Aufenthaltsverlängerung zu erhalten. Und kurz nach Erteilung des Visums kam es zu dem tödlichen Angriff auf sie.

Das Grab von Dian Fossey, die ein erfolgreiches Buch über ihre Erfahrungen verfasst hatte (1984), das auch mit Sigourney Weaver in der Hauptrolle verfilmt wurde ("Gorillas im Nebel", 1988), befindet sich ihrem Wunsch gemäß auf dem von ihr selbst in der Nähe ihrer Forschungsstation angelegten Gorillafriedhof.

Die Forschungsstation wurde aufgegeben und von Wildnis überwuchert. Im Vorfeld des Genozids, währenddessen und danach kam es in 1990er Jahren immer wieder zu Kämpfen im Nationalpark, dessen Schutzfunktion zu der Zeit ruhte.

Seither entwickelt sich im Vulkan Nationalpark ein mit erheblichen Investitionen verbundener Gorilla-Tourismus für wohlhabende Reisende, der bislang keine der von Fossey befürchteten Schäden für die Tiere mit sich gebracht zu haben scheint.

Wer tötete Dian Fossey?

Im wesentlichen gibt es drei Möglichkeiten: Mitarbeiter der Forschungsstation, Wilderer oder ruandische Konkurrenten, die sie als Hindernis betrachteten.

  • Alle Mitarbeiter wurden verhaftet und später ohne Anklage wieder freigelassen. Ein von Fossey Monate zuvor entlassener Mitarbeiter namens Rwelekana soll sich allerdings in der Haft erhängt haben.
  • Wilderer könnten sich gerächt haben. Das wäre aber im Freien leichter gewesen. Wertgegenstände blieben in Fosseys Hütte unangetastet. Das wäre für Wilderer wohl nicht typisch gewesen.
  • Laut Linda Melvern ("Conspiracy to Murder") hätte Protais Zigiranyirazo ein Motiv haben können. Er war nicht nur Tierhändloer, Bürgermeister von Ruhengeri und Schwager eines ruandischen Ex-Präsidenten, sondern hatte auch starke finanzielle Interessen am Gorilla-Tourismus. Monate vor ihrem Tod hatte Fossey einen Eine-Millionen-Dollar-Vertrag mit Universal Studios für ihren Film unterzeichent. Die Aussicht, dass ihr Wirken damit auf Dauer gestellt sein könnte, könnte von den Investoren als Bedrohung angesehen worden sein.
  • Im Wall Street Journal schrieb Tunku Varadarajan 2002, dass Fossey eine schillernde, kontroverse Person gewesen sei, "a racist alcoholic who regarded her gorillas as better than the African people who lived around them." Farley Mowat sieht darin Anschuldigungen von interessierter Seite. Fossey soll so kritisch gegenüber der Apartheid in Südafrika gewesen sein, dass man sie aus Südafrika verbannte. Auch würden diejenigen, die Fossey persönlich kannten, der negativen Einschätzung von Varadarajan widersprechen - einschließlich ihrer Ärzte.
  • Farley Mowat meint: Wilderer hätten ohne Probleme und mit relativ geringem Risiko Fossey im Wald erschießen können. In ihrer Hütte dagegen kam es zum Kampf mit ihrem Mörder. Fossey schaffte es noch, eine Pistole zu finden. Die Munition hatte aber das falsche Kaliber. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Fossey von jenen ermordet worden ist, die sie als Behinderung der touristischen und finanziellen Ausnutzung der Gorillas ansahen. Ein Mord im Wald hätte dem Tourismus geschadet. Die ruandische Tourismusbehörde hatte mehrmals versucht, Fossey außer Landes zu treiben. Wochen vor ihrem Tod verweigerte sie Fossey eine Verlängerung ihres Visums. Jedoch schaffte es Fossey durch einen gutgesinnten hohen Beamten der Einwanderungsbehörde, Augustin Nduwayezu, ein neues Visum für zwei Jahre zu bekommen. Mowat glaubt, dass die Verlängerung ihres Visums Fosseys Todesurteil war.
  • Wer laut Mowats Biographie versuchte, Fossey das Forschungszentrum wegzunehmen, seien das ORTPN (ruandische Tourismusbehörde), ausländische Naturschutzorganisationen (WWF, AWF, FPS und Mountain Gorilla Project) sowie einige ihrer ehemaligen Studenten (Harcourt, Stewart, Vedder, Watts) gewesen. Die oben genannten Organisationen sammelten oftmals Spenden in Fosseys Namen, obwohl nichts von diesen Geldern an Fossey und ihre Anti-Wilderer-Patrouillen ging. Stattdessen flossen die meisten Mittel in kostspielige Tourismusprojekte und an das nach Fosseys Worten „nutzlose Parkmanagement“. Das Mountain Gorilla Project, das durch oben genannte Organisation gesponsert wurde und das Sabinyo Areal überwachen sollte, versuchte, mehrere durch Wilderer verursachte Tode und Todesfälle durch von Touristen übertragene Krankheiten zu vertuschen.

Weitere Entwicklung

  • Im Jahre 2010 leben im Park wieder 15 Gorilla-Familien mit etwa 300 Mitgliedern.
  • Die von Fossey abgelehnte Entwicklung eines hochpreisigen Gorilla-Tourismus hat inzwischen stattgefunden. Für 500 US-Dollar kann man sie (maximal eine Stunde) beobachten. Finanzinvestoren aus Dubai planen die touristische Erschließung der Parks durch ein Investitionsprogramm. Für knapp 160 Millionen Euro sollen acht Luxus-Tourismus-Komplexe errichtet werden. Priorität genießt dabei die Berggorilla-Population im Vulkan Nationalpark und den angrenzenden Nationalparks.

Veröffentlichung von Dian Fossey

  • Gorillas im Nebel. Kindler, München 1989. (Originaltitel: Gorillas in the Mist. London: Hodder & Stoughton Ltd. 1984)

Literatur

  • Briggs, Philip (2006) Rwanda. The Bradt Travel Guide, 3. Auflage ISBN-10: 1841621803.
  • Nicholas Gordon: Murders in the Mist. Who killed Dian Fossey? Hodder & Stoughton, London 1993, ISBN 0-340-59880-8
  • Harold Hayes: Dian Fossey. Die einsame Frau des Waldes. Kindler, München 1991, ISBN 3-463-40151-7. (Originaltitel: The Dark Romance of Dian Fossey.)
  • Wil Mara: Dian Fossey: Among the Gorillas. 2004, ISBN 0-446-38720-7
  • Farley Mowat: Das Ende der Fährte. Die Geschichte der Dian Fossey und der Berggorillas in Afrika. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 1989, ISBN 3-404-11505-8. (Originaltitel: Woman in the Mists.)
  • Georgianne Nienaber: Gorilla Dreams: The Legacy of Dian Fossey. 2006, ISBN 0-595-37669-X

Weblinks

  • Literatur von und über Dian Fossey im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Literatur von und über Dian Fossey im Katalog der Virtuellen Fachbibliothek Biologie (vifabio)

Hauptquellen dieses Beitrags: