Dian Fossey: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Dian Fossey''' (* 16. 01. 1932 in San Francisco; † 26. 12. 1985 im Vulkan Nationalpark in Ruanda) hat sich um die Erforschung und den Schutz der Berggorillas verdient gemacht. 1967 gründete sie die Karisoke Forschungsstation, wo sie das Verhalten der Gorillas studierte und sich sowohl gegen die Wilderei als auch gegen alle Bestrebungen zur Etablierung eines Gorilla-Tourismus wehrte. Kurz nachdem die bei der ruandischen Regierung und vielen Interessengruppen unbeliebte Forscherin gegen viele Widerstände noch eine Verlängerung ihres Aufenthaltsrechts in Ruanda erhalten hatte, fand man sie am Morgen des 27.12.1985 mit zertrümmertem Schädel in ihrer Hütte in der Forschungsstation im Vulkan Nationalpark. Alle Mitarbeiter wurden festgenommen und später wieder freigelassen - bis auf den Monate vor der Tat von Fossey entlassenen Rwelekana, der erhängt im Gefängnis aufgefunden wurde. Die Forschungsstation wurde aufgegeben und von Wildnis überwuchert. Während des Genozids (1994) und in den Jahren danach (bis 1999) war die Existenz der Gorillas gefährdet. Seit 2000 entwickelt sich im Vulkan Nationalpark ein Gorilla-Tourismus für wohlhabende Reisende, der bislang keine der von Fossey befürchteten Schäden für die Tiere mit sich gebracht zu haben scheint.  
Die weltbekannte Erforscherin und Beschützerin der Berggorillas '''Dian Fossey''' (* 16. 01. 1932 in San Francisco; † 26. 12. 1985 im Vulkan Nationalpark in Ruanda) wurde am 28.12.1985 mit zertrümmertem Schädel in ihrer Hütte in der Karisoke Forschungsstation aufgefunden. Die Tat wurde nie aufgeklärt.
 
== Leben ==
Mit Unterstützung durch Louis Leakey konnte die kalifornische Ergotherapeutin 1967 im Vulkan-Nationalpark im Nordwesten Ruandas (im Grenzgebiet zum Kongo und zu Uganda) eine Forschungsstation aufbauen. Ähnlich wie Jane Goodall in Tansania mit Schimpansen zusammen lebte, so konnte auch Fossey das Vertrauen der Gorillas erwerben.
 
Fossey kam immer mehr zu der Überzeugung, dass die Bedrohung für die Gorillas von mindestens zwei Seiten kam: von den Wilderern einerseits und von Geschäftsinteressen des Establishments andererseits.  
 
Was die erste Bedrohung anging, so richtete sie Anti-Wilderer-Patrouillen ein und bemühte sich um die Zerstörung der von Wilderern aufgestellten Fallen.
 
Was die zweite Bedrohung anging, so befürchtete sie insbesondere vom Tourismus das Schlimmste für die wenigen verbliebenen Gorillas. Insbesondere würden Infektionen den Bestand bedrohen.
 
Bei ruandischen Regierungsstellen war Fossey nicht beliebt. Vor ihrem Tod war es ihr nur mit viel Mühe überhaupt gelungen, ein neues Visum für eine Aufenthaltsverlängerung zu erhalten. Und kurz nach Erteilung des Visums kam es zu dem tödlichen Angriff auf sie.  


Das Grab von Dian Fossey, die ein erfolgreiches Buch über ihre Erfahrungen verfasst hatte (1984), das auch mit Sigourney Weaver in der Hauptrolle verfilmt wurde ("Gorillas im Nebel", 1988), befindet sich ihrem Wunsch gemäß auf dem von ihr selbst in der Nähe ihrer Forschungsstation angelegten Gorillafriedhof.
Das Grab von Dian Fossey, die ein erfolgreiches Buch über ihre Erfahrungen verfasst hatte (1984), das auch mit Sigourney Weaver in der Hauptrolle verfilmt wurde ("Gorillas im Nebel", 1988), befindet sich ihrem Wunsch gemäß auf dem von ihr selbst in der Nähe ihrer Forschungsstation angelegten Gorillafriedhof.


== Kampf gegen Wilderei ==
Die Forschungsstation wurde aufgegeben und von Wildnis überwuchert. Im Vorfeld des Genozids, währenddessen und danach kam es in 1990er Jahren immer wieder zu Kämpfen im Nationalpark, dessen Schutzfunktion zu der Zeit ruhte.
Fossey zerstörte Fallen, die von Wilderern gestellt worden waren, um Gorillas zu fangen (und zu essen). Sie bemühte sich auch um die Aufklärung der Weltöffentlichkeit.
 
Seither entwickelt sich im Vulkan Nationalpark ein mit erheblichen Investitionen verbundener Gorilla-Tourismus für wohlhabende Reisende, der bislang keine der von Fossey befürchteten Schäden für die Tiere mit sich gebracht zu haben scheint.  


== Wer tötete Dian Fossey? ==
== Wer tötete Dian Fossey? ==
Im wesentlichen gibt es drei Möglichkeiten: Mitarbeiter der Forschungsstation, Wilderer oder ruandische Konkurrenten, die sie als Hindernis betrachteten.  
Im wesentlichen gibt es drei Möglichkeiten: Mitarbeiter der Forschungsstation, Wilderer oder ruandische Konkurrenten, die sie als Hindernis betrachteten.  


*Alle Mitarbeiter wurden verhaftet und später ohne Anklage wieder freigelassen. Ein von Fossey Monate zuvor entlassener Mitarbeiter namens Rwelekana erhängte sich vorgeblich im Gefängnis selbst.  
*Alle Mitarbeiter wurden verhaftet und später ohne Anklage wieder freigelassen. Ein von Fossey Monate zuvor entlassener Mitarbeiter namens Rwelekana soll sich allerdings in der Haft erhängt haben.  


*Wilderer könnten sich gerächt haben. Das wäre aber im Freien leichter gewesen. Wertgegenstände blieben in Fosseys Hütte unangetastet. Das wäre für Wilderer wohl nicht typisch gewesen.  
*Wilderer könnten sich gerächt haben. Das wäre aber im Freien leichter gewesen. Wertgegenstände blieben in Fosseys Hütte unangetastet. Das wäre für Wilderer wohl nicht typisch gewesen.  


*Gegnerische Interessen gab es viele. Dazu gehörte Protais Zigiranyirazo (laut Linda Melverns "Conspiracy to Murder"). Er war nicht nur Tierhändloer, Bürgermeister von Ruhengeri und Schwager eines ruandischen Ex-Präsidenten, sondern hatte auch starke finanzielle Interessen am Gorilla-Tourismus. Monate vor ihrem Tod hatte Fossey einen Eine-Millionen-Dollar-Vertrag mit Universal Studios für ihren Film unterzeichent. Die Aussicht, dass ihr Wirken damit auf Dauer gestellt sein könnte, könnte von den Investoren als Bedrohung angesehen worden sein.
*Laut Linda Melvern ("Conspiracy to Murder") hätte Protais Zigiranyirazo ein Motiv haben können. Er war nicht nur Tierhändloer, Bürgermeister von Ruhengeri und Schwager eines ruandischen Ex-Präsidenten, sondern hatte auch starke finanzielle Interessen am Gorilla-Tourismus. Monate vor ihrem Tod hatte Fossey einen Eine-Millionen-Dollar-Vertrag mit Universal Studios für ihren Film unterzeichent. Die Aussicht, dass ihr Wirken damit auf Dauer gestellt sein könnte, könnte von den Investoren als Bedrohung angesehen worden sein.


*Im Wall Street Journal schrieb Tunku Varadarajan 2002, dass Fossey eine schillernde, kontroverse Person gewesen sei, "a racist alcoholic who regarded her gorillas as better than the African people who lived around them." Farley Mowat sieht darin Anschuldigungen von interessierter Seite. Fossey soll so kritisch gegenüber der Apartheid in Südafrika gewesen sein, dass man sie aus Südafrika verbannte. Aus der Umgebung von Fossey und von ihren Ärzten seien keine negativen Bemerkungen dieser Art überliefert.  
*Im Wall Street Journal schrieb Tunku Varadarajan 2002, dass Fossey eine schillernde, kontroverse Person gewesen sei, "a racist alcoholic who regarded her gorillas as better than the African people who lived around them." Farley Mowat sieht darin Anschuldigungen von interessierter Seite. Fossey soll so kritisch gegenüber der Apartheid in Südafrika gewesen sein, dass man sie aus Südafrika verbannte. Auch würden diejenigen, die Fossey persönlich kannten, der negativen Einschätzung von Varadarajan widersprechen - einschließlich ihrer Ärzte.  


*Farley Mowat meint: Wilderer hätten ohne Probleme und mit relativ geringem Risiko Fossey im Wald erschießen können. In ihrer Hütte dagegen kam es zum Kampf mit ihrem Mörder. Fossey schaffte es noch, eine Pistole zu finden. Die Munition hatte aber das falsche Kaliber. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Fossey von jenen ermordet worden ist, die sie als Behinderung der touristischen und finanziellen Ausnutzung der Gorillas ansahen. Ein Mord im Wald hätte dem Tourismus geschadet. Die ruandische Tourismusbehörde hatte mehrmals versucht, Fossey außer Landes zu treiben. Wochen vor ihrem Tod verweigerte sie Fossey eine Verlängerung ihres Visums. Jedoch schaffte es Fossey durch einen gutgesinnten hohen Beamten der Einwanderungsbehörde, Augustin Nduwayezu, ein neues Visum für zwei Jahre zu bekommen. Mowat glaubt, dass die Verlängerung ihres Visums Fosseys Todesurteil war.
*Farley Mowat meint: Wilderer hätten ohne Probleme und mit relativ geringem Risiko Fossey im Wald erschießen können. In ihrer Hütte dagegen kam es zum Kampf mit ihrem Mörder. Fossey schaffte es noch, eine Pistole zu finden. Die Munition hatte aber das falsche Kaliber. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Fossey von jenen ermordet worden ist, die sie als Behinderung der touristischen und finanziellen Ausnutzung der Gorillas ansahen. Ein Mord im Wald hätte dem Tourismus geschadet. Die ruandische Tourismusbehörde hatte mehrmals versucht, Fossey außer Landes zu treiben. Wochen vor ihrem Tod verweigerte sie Fossey eine Verlängerung ihres Visums. Jedoch schaffte es Fossey durch einen gutgesinnten hohen Beamten der Einwanderungsbehörde, Augustin Nduwayezu, ein neues Visum für zwei Jahre zu bekommen. Mowat glaubt, dass die Verlängerung ihres Visums Fosseys Todesurteil war.
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== Weitere Entwicklung ==  
== Weitere Entwicklung ==  


* Im Vorfeld des Völkermordes in Ruanda fanden auch im Nationalpark immer wieder Kämpfe statt, in deren Verlauf 1992 auch dessen Verwaltungszentrum angegriffen wurde.
* Bis 1999 gab es keine Verwaltung des Nationalparks mehr. Stattdessen versuchten sich nach dem Ende des Genozids verschiedene Rebellengruppen einzurichten, die aber immer wieder militärisch vertrieben wurden.
* Im Jahre 2010 leben im Park wieder 15 Gorilla-Familien mit etwa 300 Mitgliedern.  
* Im Jahre 2010 leben im Park wieder 15 Gorilla-Familien mit etwa 300 Mitgliedern.  
* Die von Fossey abgelehnte Entwicklung eines hochpreisigen Gorilla-Tourismus hat inzwischen stattgefunden. Für 500 US-Dollar kann man sie (maximal eine Stunde) beobachten. Finanzinvestoren aus Dubai planen die touristische Erschließung der Parks durch ein Investitionsprogramm. Für knapp 160 Millionen Euro sollen acht Luxus-Tourismus-Komplexe errichtet werden. Priorität genießt dabei die Berggorilla-Population im Vulkan Nationalpark und den angrenzenden Nationalparks.
* Die von Fossey abgelehnte Entwicklung eines hochpreisigen Gorilla-Tourismus hat inzwischen stattgefunden. Für 500 US-Dollar kann man sie (maximal eine Stunde) beobachten. Finanzinvestoren aus Dubai planen die touristische Erschließung der Parks durch ein Investitionsprogramm. Für knapp 160 Millionen Euro sollen acht Luxus-Tourismus-Komplexe errichtet werden. Priorität genießt dabei die Berggorilla-Population im Vulkan Nationalpark und den angrenzenden Nationalparks.
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