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Die heute zur Ukraine gehörende Stadt Czernowitz (bzw. Tschernowitz; ukrainisch Чернівці/Tscherniwzi; russisch Черновцы/Tschernowzy, rumänisch Cernăuţi, polnisch Czerniowce) war bis zum Zweiten Weltkrieg ein vielsprachiges und multiethnisches Zentrum geistigen Lebens mit einer reichhaltigen jiddischen Kultur, vergleichbar mit dem damaligen Sarajevo oder auch Thessaloniki. Die einstmals deutschsprachige Universität (Franz-Josephs-Universität Czernowitz, 1875-1918), an der u.a. Joseph Schumpeter, Eugen Ehrlich und Franz Exner lehrten, firmiert heute als Yuri Fedkovych National University Tscherniwzi. | Die heute zur Ukraine gehörende Stadt Czernowitz (bzw. Tschernowitz; ukrainisch Чернівці/Tscherniwzi; russisch Черновцы/Tschernowzy, rumänisch Cernăuţi, polnisch Czerniowce) war bis zum Zweiten Weltkrieg ein vielsprachiges und multiethnisches Zentrum geistigen Lebens mit einer reichhaltigen jiddischen Kultur, vergleichbar mit dem damaligen Sarajevo oder auch Thessaloniki. Die einstmals deutschsprachige Universität (Franz-Josephs-Universität Czernowitz, 1875-1918), an der u.a. Joseph Schumpeter, Eugen Ehrlich und Franz Exner lehrten, firmiert heute als Yuri Fedkovych National University Tscherniwzi. | ||
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=== Kultureller Kontext === | === Kultureller Kontext === | ||
Seine kulturelle Blüte erlebte Czernowitz als Vielvölkerstadt mit Ukrainern, Polen, Rumänen, Ruthenen, Juden, Roma und Deutschen während seiner Zugehörigkeit zur Österreichisch-Ungarischen Monarchie und Hauptstadt des "Kronlandes" Bukowina. Bekannt war es vor allem für seine Architektur (ehem. erzbischöfliche Residenz; seit sowjetischer Zeit Sitz der Universität; griechisch-orthodoxe Kathedrale; Opernhaus; Stadttheater von 1905), seine Malerei und Literatur. Durch die Ermordung der Juden und die Umsiedlung und Vertreibung ganzer Volksgruppen, vor allem der Deutschen und der Rumänen, ging diese Tradition nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend verloren. Die jüdische Gemeinde von Czernowitz in der Diaspora hält heute noch durch die Zeitung «Die Stimme» weltweit Kontakt untereinander | Seine kulturelle Blüte erlebte Czernowitz als Vielvölkerstadt mit Ukrainern, Polen, Rumänen, Ruthenen, Juden, Roma und Deutschen während seiner Zugehörigkeit zur Österreichisch-Ungarischen Monarchie und Hauptstadt des "Kronlandes" Bukowina. Bekannt war es vor allem für seine Architektur (ehem. erzbischöfliche Residenz; seit sowjetischer Zeit Sitz der Universität; griechisch-orthodoxe Kathedrale; Opernhaus; Stadttheater von 1905), seine Malerei und Literatur. Durch die Ermordung der Juden und die Umsiedlung und Vertreibung ganzer Volksgruppen, vor allem der Deutschen und der Rumänen, ging diese Tradition nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend verloren. Die jüdische Gemeinde von Czernowitz in der Diaspora hält heute noch durch die Zeitung «Die Stimme» weltweit Kontakt untereinander. | ||
=== Universität === | === Universität === | ||
Die Franz-Josephs-Universität Czernowitz war 1875 anlässlich der 100jährigen Zugehörigkeit zu Österreich gegründet worden. Sie befand sich teilweise im Pädagogium in der Bischofsgasse, teilweise (Naturwissenschaften) im Priesterhaus bei der Residenz (nebst verschiedenen Sammlungen). Als Ende 1918 die k.u.k. Monarchie zerfiel, hörte auch "Cisleithanien", der Teil der Monarchie, zu dem die Bukowina gehört hatte, zu bestehen auf. Auf eine rund vierwöchige Zugehörigkeit zu Polen folgten eine 1919 durch den Vertrag von St. Germain bestätigte Annektion durch Rumänien (November 1918). Nach einer sowjetischen Besetzung (1940) gehörte Cernăuţi wieder zu Rumänien (1941-1944), dann erneut (1944-1991) als Tschernowzi (oder auch Tscherniwzi) zur Sowjetunion und seit 1991 als Tscherniwzi zur Ukraine. | |||
=== Franz Exner === | === Franz Exner === | ||
Der Strafrechtler und Kriminologe [[Franz Exner]] lehrte von 1912-1916 an der Universität Czernowitz. Er verfaßte während dieser Zeit seine [[Kriminalpolitik|kriminalpolitische]] Schrift "Die Theorie der Sicherungsmittel" (1914), in der sich für ein zweispuriges, aus [[Strafen]] und [[Maßnahmen]] bestehendes [[Strafrecht]] | Der Strafrechtler und Kriminologe [[Franz Exner]] lehrte von 1912-1916 an der Universität Czernowitz. Er verfaßte während dieser Zeit seine [[Kriminalpolitik|kriminalpolitische]] Schrift "Die Theorie der Sicherungsmittel" (1914), in der er sich für ein zweispuriges, aus [[Strafen]] und [[Maßnahmen]] bestehendes [[Strafrecht]] stark machte. | ||
== Söhne und Töchter der Stadt == | == Söhne und Töchter der Stadt == |