Chicago School: Unterschied zwischen den Versionen

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Parks intensive empirische Forschung führte ihn letztlich zu der Entwicklung einer eigenen Theorie: die Großstadt als sozialer Organismus. Das Konzept dahinter war das des sozialdarwinistisch aufgefassten '''Kampf ums Überleben''': durch Konkurrenz um materielle und räumliche Ressourcen bilden sich einzelne Teilgebiete heraus, die Block und Bezirk als räumliche und administrative Vorgaben unterlaufen und somit keine artifiziellen, geplanten Produkte sind. Park nennt sie deshalb ‚natural areas’. Verschiedene soziale Gruppen siedeln sich in genau den ‚Nischen’ an, die sich für ihre spezifische Lebensweise (ethnische Homogenität, gemeinsame Interessen) am besten eignet. Ähnlich wie die '''‚natural areas’''', die hauptsächlich entlang der Beschäftigungsinteressen und ökonomischen Bestreben entstehen, bilden sich ‚moral regions’, die sich nach Geschmäckern und Interessen richten. Diese Gebiete sind jedoch von ständiger Mobilität durchdrungen und Verdrängungen – '''Sukzession'''-ausgesetzt. Dies lässt sich auf die stete Ankunft neuer Einwanderer – '''Invasion'''- zurückführen. Die Verwendung der biologischen Begriffe sollte der Annäherung an den naturwissenschaftlichen Status der Sozialwissenschaften dienen und verhalf Park zu dem Ruf des Sozialökologen.
Parks intensive empirische Forschung führte ihn letztlich zu der Entwicklung einer eigenen Theorie: die Großstadt als sozialer Organismus. Das Konzept dahinter war das des sozialdarwinistisch aufgefassten '''Kampf ums Überleben''': durch Konkurrenz um materielle und räumliche Ressourcen bilden sich einzelne Teilgebiete heraus, die Block und Bezirk als räumliche und administrative Vorgaben unterlaufen und somit keine artifiziellen, geplanten Produkte sind. Park nennt sie deshalb ‚natural areas’. Verschiedene soziale Gruppen siedeln sich in genau den ‚Nischen’ an, die sich für ihre spezifische Lebensweise (ethnische Homogenität, gemeinsame Interessen) am besten eignet. Ähnlich wie die '''‚natural areas’''', die hauptsächlich entlang der Beschäftigungsinteressen und ökonomischen Bestreben entstehen, bilden sich ‚moral regions’, die sich nach Geschmäckern und Interessen richten. Diese Gebiete sind jedoch von ständiger Mobilität durchdrungen und Verdrängungen – '''Sukzession'''-ausgesetzt. Dies lässt sich auf die stete Ankunft neuer Einwanderer – '''Invasion'''- zurückführen. Die Verwendung der biologischen Begriffe sollte der Annäherung an den naturwissenschaftlichen Status der Sozialwissenschaften dienen und verhalf Park zu dem Ruf des Sozialökologen.


== 3.2 Das Chicagoer Zonen-Modell ==
===Das Chicagoer Zonen-Modell ===


Mit diesem sozialökologischen Modell konnten soziologische Phänomene wie Bevölkerungsdichte und –verteilung, Mobilität, Wettstreit, Arbeitsteilung, Segregation und Beziehungsmuster auch in Bezug auf Kriminalität untersucht werden. Zusammen mit Ernest W. Burgess, der die kartographische Darstellung dieser Teilgebiete übernahm, entwickelte Park das Chicagoer Zonen-Modell. 1925 veröffentlichten sie in ‚The City’ ein '''Ideal-Modell''', eine Serie '''konzentrischer Kreise''', mit dem die Aufteilung und Expansion einer Großstadt beschrieben werden sollte: der innerste Kreis, der Kern des Modells, bildet der ‚Loop’, dieser wird auch '''‚central business district’''' (I) genannt. Um diesen city-Bereich herum verläuft die '''‚zone in transition’''' (II), die als Anlaufpunkt für Immigranten gilt. Der dritte Bereich (III) wird von Industrie-Arbeitern bewohnt, die aus der ‚zone in transition’ weggezogen sind. Hinter dieser Zone befindet sich das gehobene Wohngebiet (IV). Den fünften, unbegrenzten Bereich nennt Park die ‚commuters’ zone’ (V), das sind die Vorstadtgebiete. Burgess betonte jedoch, um entsprechender Kritik vorzubeugen, dass weder Chicago, noch irgendeine andere Stadt perfekt durch dieses Modell abgebildet werden könne.
Mit diesem sozialökologischen Modell konnten soziologische Phänomene wie Bevölkerungsdichte und –verteilung, Mobilität, Wettstreit, Arbeitsteilung, Segregation und Beziehungsmuster auch in Bezug auf [[Kriminalität]] untersucht werden. Zusammen mit Ernest W. [[Burgess]], der die kartographische Darstellung dieser Teilgebiete übernahm, entwickelte Park das Chicagoer Zonen-Modell. 1925 veröffentlichten sie in ‚The City’ ein '''Ideal-Modell''', eine Serie '''konzentrischer Kreise''', mit dem die Aufteilung und Expansion einer Großstadt beschrieben werden sollte: der innerste Kreis, der Kern des Modells, bildet der ‚Loop’, dieser wird auch '''‚central business district’''' (I) genannt. Um diesen city-Bereich herum verläuft die '''‚zone in transition’''' (II), die als Anlaufpunkt für Immigranten gilt. Der dritte Bereich (III) wird von Industrie-Arbeitern bewohnt, die aus der ‚zone in transition’ weggezogen sind. Hinter dieser Zone befindet sich das gehobene Wohngebiet (IV). Den fünften, unbegrenzten Bereich nennt Park die ‚commuters’ zone’ (V), das sind die Vorstadtgebiete. [[Burgess]] betonte jedoch, um entsprechender Kritik vorzubeugen, dass weder Chicago, noch irgendeine andere Stadt perfekt durch dieses Modell abgebildet werden könne.


== 3.3 Die ‚zone in transition’ und soziale Desorganisation ==
== 3.3 Die ‚zone in transition’ und soziale Desorganisation ==