COSA

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COSA ist die Abkürzung für die kanadischen "Circles of Support and Accountability" ("Kreise von Unterstützung und Rechenschaftspflicht") in der Gegend um Toronto, die sich mit dem Ziel der Rückfallverhütung um (gefährliche) haftentlassene Sexualstraftäter (sog. Endstrafer) kümmern und dabei bemerkenswerte Erfolge verzeichnen. Haftentlassene, die von COSA betreut wurden, wurden deutlich seltener rückfällig als die Haftentlassenen einer Vergleichsgruppe:

"Specifically, offenders who participated in COSA had a 70% reduction in sexual recidivism in contrast to the matched comparison group (5% vs. 16.7%), a 57% reduction in all types of violent recidivism (including violent and sexual - 28.3% vs. 43.4%). Further, a considerable harm reduction function was noted in the COSA sample, in that sexual reoffences in this group were categorically less severe than prior offences by the same individual. This function was not observed in the matched comparison group"(Wilson et al. 2007: 327).

COSA wurde vom Mennonitenpastor Harry Nigh in Hamilton (Ontario) als Reaktion auf die problematische Entlassungssituation eines Sexualdelinquenten gegründet. Intensive Medienaufmerksamkeit begleitete den Entlassenen und hätte ihn zum Untertauchen oder zur Flucht an einen neuen Wohnsitz genötigt (und damit das Rückfallrisiko erhöht), wenn es nicht gelungen wäre, eine kleine Gruppe von Freiwilligen aus der Mennonitengemeinde dazu zu bewegen, dem Entlassenen bei der Wiedereingliederung in die Gemeinde zu helfen. Als in Toronto (Ontario) ein ähnlicher Entlassungsfall bevorstand, fand sich auch dort ein Pastor, der einen solchen Unterstützerkreis zusammen brachte und dem Klienten über die Hürden der ersten Zeit in Freiheit half. Im Auftrag des kanadischen Strafvollzugsamts (Correctional Service of Canada, CSD) befasste sich daraufhin das Zentralkomitee der Mennoniten der Provinz Ontario mit der Frage einer Institutionalisierung dieser Vorgehensweise. COSA ist das Produkt dieses Prozesses und die oben zitierten Rückfallraten sind ein starker Beleg für die These, dass die Befolgung bekannter Prinzipien einer erfolgreichen Resozialisierung - zu denken ist hier insbesondere an die Kombination von Unterstützung und einem Netz von Rechenschaftspflichten im Sinne von "risk, need, and responsivity" (Andrews and Bonta 2003) - von entscheidender Bedeutung für die sog. Legalbewährung sein kann, und zwar auch dann, wenn diese Nachsorge von Ehrenamtlichen in der Form eines solchen "Kreises" geleistet wird.


Literatur

  • Andrews, D.A. and Bonta, J. (2003) The Psychology of Criminal Conduct. 3. Aufl. Cincinnati, OH: Anderson.
  • Wilson, Robin J., Janice E. Picheca and Michelle Prinzo (2007) Evaluating the Effectiveness of Professionally-Facilitated Volunteerism in the Community-Based Management of High-Risk Sexual Offenders: Part Two - A Comparision of Recidivism Rates. The Howard Journal Vol. 46 No. 4: 327-337.