Burschenschaften: Unterschied zwischen den Versionen

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(Rechts- und Linksextremismus)
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== Zusammenhang mit andern Begriffen ==
== Zusammenhang mit andern Begriffen ==
===Zusammenhang mit Rechtsextremismus===
===Zusammenhang mit Rechtsextremismus===
Seit der Wiederbelebung des studentischen Verbindungslebens in der Nachkriegszeit werden Burschenschaften in der Öffentlichkeit oftmals als rechtsgerichtet oder sogar rechtsradikal wahrgenommen.
Dieser Eindruck mag auf Übereinstimmungen mit der NS-Ideologie hinsichtlich des völkischen Nationalismus und dem seit der Gründung vorhandenen/frühen Antisemitismus von Burschenschaften zusammenhängen. Aber auch aktuelle Ereignisse, wonach auf dem Burschentag der Deutschen Burschenschaft im Jahr 2011 ein Antrag auf Ausschluss einer Burschenschaft eingebracht wurde, weil diese einen Deutschen mit Migrationshintergrund als Mitglied aufgenommen hatte, unterstützen diese Wahrnehmung.


Insgesamt reicht das Spektrum politischer Einordnung deutscher Burschenschaften von liberal bis rechts-konservativ. Eine einheitliche politisches Anschauung existiert nicht. Aufgrund interner Unstimmigkeiten spalteten sich 1996 mehrere Bünde von dem rechts-konservativen Dachverband der „Deutschen Burschenschaft“ ab und gründeten die weit liberalere „Neue Deutsche Burschenschaft“. Im Jahr 2016 gründete sich die „Allgemeine Deutsche Burschenschaft“ als dritter Dachverband. Dieser Verband steht für eine konservative Politik unter klarer Abgrenzung zum Rechtsextremismus.
===Zusammenhang mit Linksextremismus===
===Zusammenhang mit Linksextremismus===
Burschenschaften sehen sich immer wieder als Ziel von linksextremem Vandalismus. Teilweise werden Verbindungshäuser mit Farbbeuteln und Steinen beworfen oder versucht in Brand zu setzen.
Im Rahmen öffentlicher Zusammenkünfte von Verbindungsstudenten wird teilweise die Polizei zum Schutz eingesetzt.


Im Januar 2011 präsentierte der Convent Deutscher Akademikerverbände (CDA) bei einer Pressekonferenz in Frankfurt am Main erstmals eine eigene Statistik, die Gewalt gegen Studentenverbindungen thematisierte.
== Empirie ==
== Empirie ==



Version vom 12. Februar 2017, 14:57 Uhr

Wird bearbeitet von Nils

Als Burschenschaft wird eine spezielle Ausgestaltungsform einer Studentenverbindung (auch Korporation) bezeichnet. Durch ihre traditionelle Verbundenheit zum Studium sind Burschenschaften an vielen Hochschulorten innerhalb und teilweise auch außerhalb Deutschlands vertreten, wobei ihr gemeinsames Leitbild größtenteils auf die Urburschenschaft von 1815 zurückgeführt werden kann.

Etymologie

Die Entstehung des Begriffs „Burschenschaft“ folgt aus dem Bezug zu ihren Mitgliedern, den Studenten. Der „Bursche“ leitet sich aus dem neulateinischen Bursarius, dem Bewohner einer Burse, ab. Als Burse bezeichnete man im 14. Jahrhundert Wohnungen und Häuser, die Studenten von privaten Bürgern zur Verfügung gestellt wurden. Im 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelte sich aus der für Studenten üblichen Bezeichnung Bursarius der Terminus „Bursch“. Die Endung „-schaft“ stammt aus dem mittelhochdeutschen und bezeichnet eine Personengruppe oder (seltener) die Gesamtheit von Dingen. Das Wort „Burschenschaft“ bedeutet somit etwa „Gesamtheit der Burschen“. Die Mitglieder einer Burschenschaft heißen „Burschenschafter“.

Definition

Der Ursprung der heutigen Burschenschaften ist die sogenannte „Urburschenschaft“, welche 1815 in Jena gegründet wurde. Die Idee der Initiatoren war die Fertigung eines gemeinsamen Vaterlandes und die Befreiung von der Obrigkeit.

Der anfängliche Anspruch der Burschenschaft, für die Gesamtheit der Studenten zu stehen, konnte sich im Laufe der Entwicklung der Studentenverbindungen nicht durchsetzen. Die Burschenschaft ist vielmehr als eine Art von Studentenverbindung einzuordnen, neben der noch weitere, wie beispielsweise „Corps“, „Landsmannschaften“ und religiöse Verbindungen, existieren. Nahezu alle Burschenschaften sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz beheimatet. Lediglich weitere fünf Burschenschaften existieren in Chile, was auf deutsche Einwanderung in der Wende zum 20. Jahrhundert zurückzuführen ist.

In Deutschland gilt eine Burschenschaft rechtlich gesehen als ein Verein gemäß §§ 21 ff. des Bürgerlichen Gesetzbuches. Der Bezug zur Universität ist dabei frei gewählt und nicht im Hochschulgesetz verankert. Vielmehr stellt der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) in den meisten Bundesländern die eigentliche Studierendenvertretung dar.

In der Ausgestaltung der einzelnen Burschenschaften ist einer der wichtigsten Unterschiede die Bedeutung der Mensur. Als Mensur wird ein traditioneller, nach strengen Auflagen ausgeführter Fechtkampf bezeichnet, wobei scharfe Waffen verwendet werden. Die meisten deutschen Burschenschaften sind sogenannte „schlagende Verbindungen“, was auf die Ausübung der Mensur hinweist. Diese sind entweder pflichtschlagend oder fakultativ schlagend.

Nahezu alle Bezeichnungen von Burschenschaften setzen sich aus dem Hochschulstandort und einem Eigennamen (z.B.: Arminia, Frankonia oder Germania) zusammen, wobei sich letzterer der Regel aus einer Verbindung zu einem germanischen Volksstamm oder einer Region ableitet.

Geschichtliche Entwicklung

Im Jahre 1814 entwickelten sich die ersten burschenschaftlichen Aktivitäten. Nach dem Sieg über Napoleon (1813/14) schlossen sich in Jena aus dem Krieg zurückkehrende Studenten zu einer verbindungsübergreifenden Wehrschaft zusammen, ähnliche Vereinigungen gab es auch in Gießen und Halle.

Mit dem Ausgang des Wiener Kongresses (1815) entstand weder die erwartete nationale Einheit Deutschlands noch eine gesamtdeutsche Verfassung, sondern der Deutsche Bund, mit 37 Erbmonarchien und vier Freien Städten. Der darüber herrschende Unmut der Studenten führte dazu, dass am 12. Juni 1815 in Jena die „Urburschenschaft“ gegründet wurde, indem sich die bisherigen studentischen Vereinigungen in Jena auflösten und eine einzige Burschenschaft gründeten.

Am 18. Oktober 1817 lud die „Urburschenschaft“ nahezu alle protestantischen Universitäten und Studentenschaften zum sogenannten „Wartburgfest“ bei Eisenach ein. Bei dem wichtigsten Ereignis in der Gründungsgeschichte erschienen von ca. 8.500 gesamtdeutschen Studenten etwa 500 auf der Wartburg und fassten 35 Grundsätze und 12 Beschlüsse zur Schaffung eines einheitlichen Deutschlands und der Zusammenführung der Studentenschaft in die einheitliche Organisation der „Allgemeinen Deutschen Burschenschaft“ als Gesamtverband. Daneben wurde die Festlegung der deutschen Nationalfarben (schwarz-rot-gold) und das Bekenntnis zu einer einheitlichen Nationalität beschlossen. Christ-Sein und Deutsch-Sein wurde identisch, was schon in der Anfangszeit der Burschenschaften die Neigung zum Antisemitismus offenbarte. Dieser Grundstein hatte weitreichende Folgen für die Geschichte der Burschenschaften und des Nationalismus im Deutschland des 19. und 20. Jahrhunderts.

Die deutschen Burschenschaften fassten sich auf einem Burschentag am 20. Juli 1881 in Eisenach erstmals unter einem Dachverband zusammen. Diesem „Allgemeinen Deputierten Convent“ (ADC) schlossen sich 41 der 43 existierenden Burschenschaften an und er bestand, ab dem 22. Mai 1902 unter dem Namen „Deutsche Burschenschaft“, bis zur Gleichschaltung mit dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB) im Jahre 1933 fort.

Die Hinwendung zum Nationalsozialismus erfolgte in der Studentenschaft deshalb so rasch, weil sie bei einem Großteil der Studenten keine Änderung der politischen Anschauungen erforderte. Die völkische Ideologie, der radikale Nationalismus und auch bestehender Antisemitismus entsprachen in großen Teilen bereits der Ideologie des Nationalsozialismus.

Nach dem 2. Weltkrieg wurden Studentenverbindungen, und somit auch die Burschenschaften, an allen Hochschulen in den Besatzungszonen verboten. Erst unter dem Deckmantel neu gegründeter Verbindungen in verschiedenen Organisationsformen und der allmählichen Schaffung einer neuen „Activitas“, wurden die alten Bünde und der Dachverband durch die Hintertüre rekonstruiert. Vor dem Hintergrund der Abkehr vom Nationalsozialismus und dem Einsetzen des Kalten Krieges 1947/1948 wurde ab dem Jahre 1951, auch von Seiten der Siegermächte, kaum noch Widerstand gegen die Neuorganisation von Studentenverbindungen geleistet.

Zusammenhang mit andern Begriffen

Zusammenhang mit Rechtsextremismus

Seit der Wiederbelebung des studentischen Verbindungslebens in der Nachkriegszeit werden Burschenschaften in der Öffentlichkeit oftmals als rechtsgerichtet oder sogar rechtsradikal wahrgenommen. Dieser Eindruck mag auf Übereinstimmungen mit der NS-Ideologie hinsichtlich des völkischen Nationalismus und dem seit der Gründung vorhandenen/frühen Antisemitismus von Burschenschaften zusammenhängen. Aber auch aktuelle Ereignisse, wonach auf dem Burschentag der Deutschen Burschenschaft im Jahr 2011 ein Antrag auf Ausschluss einer Burschenschaft eingebracht wurde, weil diese einen Deutschen mit Migrationshintergrund als Mitglied aufgenommen hatte, unterstützen diese Wahrnehmung.

Insgesamt reicht das Spektrum politischer Einordnung deutscher Burschenschaften von liberal bis rechts-konservativ. Eine einheitliche politisches Anschauung existiert nicht. Aufgrund interner Unstimmigkeiten spalteten sich 1996 mehrere Bünde von dem rechts-konservativen Dachverband der „Deutschen Burschenschaft“ ab und gründeten die weit liberalere „Neue Deutsche Burschenschaft“. Im Jahr 2016 gründete sich die „Allgemeine Deutsche Burschenschaft“ als dritter Dachverband. Dieser Verband steht für eine konservative Politik unter klarer Abgrenzung zum Rechtsextremismus.

Zusammenhang mit Linksextremismus

Burschenschaften sehen sich immer wieder als Ziel von linksextremem Vandalismus. Teilweise werden Verbindungshäuser mit Farbbeuteln und Steinen beworfen oder versucht in Brand zu setzen. Im Rahmen öffentlicher Zusammenkünfte von Verbindungsstudenten wird teilweise die Polizei zum Schutz eingesetzt.

Im Januar 2011 präsentierte der Convent Deutscher Akademikerverbände (CDA) bei einer Pressekonferenz in Frankfurt am Main erstmals eine eigene Statistik, die Gewalt gegen Studentenverbindungen thematisierte.

Empirie

Kriminologische Relevanz

Verfassungsschutz

Justiz

Literatur

Weblinks