Broken Windows: Unterschied zwischen den Versionen

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==Einleitung==
Unter dem Schlagwort '''„Broken Windows“''' haben die us-amerikanischen Sozialforscher James Q. Wilson und George L. Kelling im Jahre 1982 das eingängige Bild der zerbrochenen Fensterscheibe geprägt, die sofort repariert werden müsse, um weitere Zerstörung und in der Folge den Niedergang von Stadtvierteln und schwere Kriminalität zu verhindern. In einer Art ursächlicher Abfolge seien Unordnung und Kriminalität in einer ''community'' unentwirrbar miteinander verknüpft.
 
Auf der Grundlage dieser These wurde das New Yorker Polizeimodell „[[Zero Tolerance]]“ entwickelt. Es sieht unter anderem vor, aus Gründen der Kriminalprävention frühzeitig und rigoros auch gegen Bagatellkriminalität und kleinste Ordnungsverstöße vorzugehen.
Unter dem Schlagwort „Broken Windows“ haben die us-amerikanischen Sozialforscher James Q. Wilson und George L. Kelling im Jahre 1982 das eingängige Bild der zerbrochenen Fensterscheibe geprägt, die sofort repariert werden müsse, um weitere Zerstörung und in der Folge den Niedergang von Stadtvierteln und schwere Kriminalität zu verhindern. In einer Art ursächlicher Abfolge seien Unordnung und Kriminalität in einer ''community'' unentwirrbar miteinander verknüpft.
Auf der Grundlage dieser These wurde das New Yorker Polizeimodell „Zero Tolerance“ entwickelt. Es sieht unter anderem vor, aus Gründen der Kriminalprävention frühzeitig und rigoros auch gegen Bagatellkriminalität und kleinste Ordnungsverstöße vorzugehen.


==Geschichte==
==Geschichte==
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So sei das Sinken der Kriminalität möglicherweise auf einen demographischen Wandel zurückzuführen. Die "Baby-Boom"-Generation sei inzwischen über das am stärksten kriminalitätsbelastete Alter hinaus; mit den sinkenden Zahlen von Jugendlichen und Heranwachsenden sinke naturgemäß auch die Kriminalität.
So sei das Sinken der Kriminalität möglicherweise auf einen demographischen Wandel zurückzuführen. Die "Baby-Boom"-Generation sei inzwischen über das am stärksten kriminalitätsbelastete Alter hinaus; mit den sinkenden Zahlen von Jugendlichen und Heranwachsenden sinke naturgemäß auch die Kriminalität.
Ferner sei -wie bereits gesagt- der Rückgang der Kriminalität ein nationales Phänomen in den U.S.A., das sich foglich auch in New York zeige.
Ferner sei -wie bereits gesagt- der Rückgang der Kriminalität ein nationales Phänomen in den U.S.A., das sich foglich auch in New York zeige.
Auch könne man den Rückgang durch einen "Incapacitation"-Effekt erklären. Immerhin habe sich seit 1985 die Population in den Gefängnissen verdoppelt.
Auch könne man den Rückgang durch einen ''Incapacitation''-Effekt erklären. Immerhin habe sich seit 1985 die Population in den Gefängnissen verdoppelt.
Außerdem sei zu bedenken, dass statt der agggressionsfördernden Droge Crack nun eher Heroin konsumiert werde, das die Aggressivität nicht so sehr fördere.
Außerdem sei zu bedenken, dass statt der aggressionsfördernden Droge Crack nun eher Heroin konsumiert werde, das die Aggressivität nicht so sehr fördere.
Weiter wird vermutet, dass der Rückgang im Zusammenhang mit Drogen darauf zurückzuführen sei, dass die mit Gewalt und brutalten Auseinandersetzungen verbundene erste Phase der Entwicklung und Etablierung eines Crackmarktes in New York abgeschlossen sei. In der zweiten Phase der Konsolidierung und Stabilisierung des Crackmarktes gebe es weniger Gewalt, weil keine Kämpfe um Marktanteile mehr geführt werden müssten. (Anzumerken ist diesbezüglich, dass die Annahme den allgemeinen Rückgang verschiedener Kriminalitätsformen nicht zu erklären vermag.)
Weiter wird vermutet, dass der Rückgang im Zusammenhang mit Drogen darauf zurückzuführen sei, dass die mit Gewalt und brutalten Auseinandersetzungen verbundene erste Phase der Entwicklung und Etablierung eines Crackmarktes in New York abgeschlossen sei. In der zweiten Phase der Konsolidierung und Stabilisierung des Crackmarktes gebe es weniger Gewalt, weil keine Kämpfe um Marktanteile mehr geführt werden müssten. (Anzumerken ist diesbezüglich, dass die Annahme den allgemeinen Rückgang verschiedener Kriminalitätsformen nicht zu erklären vermag.)
Schließlich könne der Rückgang damit erklärt werden, dass potentiell betroffene Bürger durch Nachbarschaftsinitiativen innerhalb ihres Viertels dafür sorgen würden, dass die soiale Kontrolle zu- und die Kriminalität abnehme. Diese Erklärung widerspreche indes nicht dem Argument, dass die Polizeipolitik den Rückgang der Kriminalität versursacht habe. Denn deren Bemühungen seien auch darauf ausgerichtet gewesen, die Bildung von "Bürgerwachen" oder Initiativen von Geschäftsleuten in Einkaufsstraßen zufördern.
Schließlich könne der Rückgang damit erklärt werden, dass potentiell betroffene Bürger durch Nachbarschaftsinitiativen innerhalb ihres Viertels dafür sorgen würden, dass die soiale Kontrolle zu- und die Kriminalität abnehme. Diese Erklärung widerspreche indes nicht dem Argument, dass die Polizeipolitik den Rückgang der Kriminalität versursacht habe. Denn deren Bemühungen seien auch darauf ausgerichtet gewesen, die Bildung von "Bürgerwachen" oder Initiativen von Geschäftsleuten in Einkaufsstraßen zufördern.
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==Literatur==
==Literatur==
 
*Bratton, William: Turnaround: How America's Top Cop Reversed the Crime Epidemic.
*Henry, Vincent E.: The Compstat Paradigm: Management Accountability in Policing, Business and The Public Sector (Foreword by William Bratton).
*Häfele, Joachim: „Incivilities“ im urbanen Raum. Eine empirische Analyse. In: Schulte-Ostermann, K./Henrich, R.S./Kesoglou, V. (Hrsg.): Praxis, Forschung. Kooperation – Gegen-wärtige Tendenzen in der Kriminologie. Frankfurt a.M. 2006, S. 185-208.
*Häfele, Joachim: „Incivilities“, Kriminalität und Kriminalpolitik. Aktuelle Tendenzen und Forschungsergebnisse. In: Neue Kriminalpolitik, 18. Jg. Heft 3 2006, S. 104-109.
*Häfele, Joachim/Lüdemann, Christian: „Incivilities“ und Kriminalitätsfurcht im urbanen Raum. Eine Untersuchung durch Befragung und Beobachtung. In: Kriminologisches Journal, 38.Jg.,Heft 4 2006, S. 273-291.
*Hess, Henner: Broken Windows, ZStW 116, 66-110.
*Hess, Henner: Broken Windows, ZStW 116, 66-110.
*Jung, Heike: Kriminalsoziologie, 2005.
*Jung, Heike: Kriminalsoziologie, 2005.
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==Weblinks==
==Weblinks==
*http://www.theatlantic.com/election/connection/crime/windows.htm.
*http://www.theatlantic.com/election/connection/crime/windows.htm.
*http://www.ci.nyc.ny.us/html/nypd/home.html.
*http://www.ci.nyc.ny.us/html/nypd/home.html.
[[Kategorie:Kriminologie]]
[[Kategorie:Theorie]]

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