Boot Camps

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Definition

"Boots" ist die englische Bezeichnung für schwere Stiefel. Mit "boot" wird aber auch der Rekrut in der Grundausbildung bezeichnet. Das Verb "to boot" heißt "jemanden einen Fußtritt geben", aber auch "nützen" und "bereichern". "Camp" ist das englische Wort für Lager. Ein Boot Camp ist - jedenfalls in den USA - ein Trainingslager für Rekruten, die dort eine Grundausbildung erhalten. Nach deren Vorbild wurden in vielen Staaten der USA auch Lager zur Erziehung von jugendlichen Delinquenten eingerichtet. Paramilitärischer Drill als Reaktion auf Jugendkriminalität ist allerdings keine Erfindung der USA.

Erziehungs-Konzept

Zwischenfälle

Im Jahre 2001 erklärte die New York Times, dass seit 1980 in 11 Bundesstaaten der USA mindestens 30 Teenager in Boot Camps umgekommen seien. Am 1. Juli 2001 starb z.B. der 14-jährige Anthony Haynes in einem westlich von Phoenix (Arizona) gelegenen Boot, "nachdem er offenbar stundenlang der intensiven Wüstenhitze ausgesetzt und dazu gezwungen worden war, Sand zu essen. Laut Berichten ehemaliger Beschäftigter des Camps waren Schläge, Tritte und der Befehl, Schmutz zu essen, an der Tagesordnung.

Die Ermittler fanden heraus, dass zwei Männer aus dem Camp den Jungen orientierungslos aufgefunden und in ein Motel gebracht hatten, wo sie ihn in eine Badewanne mit laufendem Wasser gelegt hätten. Als man Anthony später mit dem Gesicht unter Wasser fand, wurde er zurück ins Camp gebracht, weil der Leiter der Erziehungsanstalt, Charles F. Long II, glaubte, der Junge habe seinen Zustand lediglich vorgetäuscht.

Heute hält Mister Long, Mitglied der "America's Buffalo Soldiers Re-Enactor's Association", diesen Vorfall für "tragisch und eine traurige Sache". Er ist allerdings fest entschlossen, seine Camps weiter zu betreiben, und zwar "bis zu dem Tag, an dem ich sterbe". (...)

In Deutschland steht man den amerikanischen Erziehungslagern von jeher skeptisch gegenüber. Nicht nur die mögliche Verletzung von Menschen- und Persönlichkeitsrechten steht hier im Vordergrund, sondern auch die Ineffizienz der angewandten Methoden.

Der niedersächsische Justizminister Christian Pfeiffer hat die Entwicklung der Boot Camps in den Vereinigten Staaten verfolgt. "Es gibt ganz klare empirische Beweise dafür, dass Boot Camps überhaupt nichts bringen, sondern lediglich viel Geld kosten", betonte er gegenüber SPIEGEL ONLINE und verwies auf Forschungsergebnisse aus den USA, die dazu geführt hätten, dass sich viele Experten und ehemalige Befürworter der staatlichen Boot Camps völlig von der Idee solcher Erziehungslager abgewandt hätten. "Der militärische Drill erhöht die Anpassungsbereitschaft der Jugendlichen nur vorübergehend. Die Persönlichkeit kann man damit im Kern nicht verändern" (http://www.spiegel.de/sptv/themenabend/0,1518,159017,00.html).


Am 10. Oktober 2007 berichtete die Nachrichtenagentur UPI unter der Überschrift "U.S. youth boot camps deadly": "A U.S. federal audit of so-called boot camps for troubled teenagers released Wednesday found hundreds of incidents of abuse in 33 states. The Government Accountability Office presented the study to the U.S. House of Representatives Committee on Education and Labor based on 2005 data, USA Today reported. The audit said there had been 1,619 incidents of abuse and recounted 10 deaths at boot camps and wilderness programs since 1990. Committee Chairman U.S. Rep. George Miller, D-Calif., requested the investigation and said in a statement that Congress had to move swiftly to require states to enact regulations for the industry. Among the fatalities cited was one of a 14-year-old boy in 2001 at the American Buffalo Soldiers boot camp in Arizona. (http://www.upi.com/NewsTrack/Top_News/2007/10/10/report_us_youth_boot_camps_deadly/1114/)

"Im Oktober 2007 kam es zu einem Freispruch von sieben Aufsehern, die ein Jahr zuvor in einem Erziehungslager in Panama City im Bundesstaat Florida auf einen schwarzen Jugendlichen eingeprügelt hatten; er starb einen Tag später im Krankenhaus. Der 14 JUahre alte Junge hatte sich in den Augen der Aufseher geweigert, an einem Geländelauf teilzunehmen. Nach Darstellung der Anklage litt der Junge aber an Atemnot und war dann kollabiert" (FAZ 02.01.08: 4).

Literatur