Benutzer:Woozle/Antisemitismus: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Begriff "Semitismus", im Sinne von Jüdischkeit, wurde erstmals von Wilhelm Marr mit seinem Buch "Der Sieg des Judenthums über das Germanenthum" (1879) in die politische Debatte eingeführt. Noch im gleichen Jahr, am 26.9.1879, gründete Marr in Berlin die Antisemiten-Liga als eine der ersten Vereinigungen von Judengegnern im deutschen Kaiserreich. In § 1 der Statuten des Vereins heißt es: "Der unter dem Namen der 'Antisemiten-Liga' gegründete Verein von nichtjüdischen Männern hat den Zweck, die nichtjüdischen Deutschen aller Konfessionen, aller Parteien, aller Lebenslagen zu einem gemeinsamen innigen Verbunde zu bringen, der, mit Hintansetzung aller Sonderinteressen, aller politischer Differenzen, mit aller Energie, mit allem Ernst und Fleiß dem einen Ziel zustrebt, unser deutsches Vaterland vor der vollständigen Verjudung zu retten und den Nachkommen der Urbrwohner den Aufenthalt in demselben erträglich zu machen" ([http://digital.slub-dresden.de/id313973776/0 slub-dresden.de] [http://judaica-frankfurt.de/download/pdf/177368?name=Statuten%20der%20Antisemiten-Liga judaica-frankfurt.de]). Durch den Namen sollte sie sich offenbar von der, ebenfalls judenfeindlichen, Christlich-sozialen Partei des Berliner Hofpredigers Adolf Stöcker unterscheiden. Der Begriff A. war also zunächst eine stolze Selbstbezeichnung derer, die das Germanentum vor dem befürchteten Sieg des Judentums bewahren wollten. Dementsprechend publizierte Marr ein weiteres Pamphlet mit dem Titel "Wege zum Siege des Germanenthums über das Judenthum" (1880), in welchem er den Begriff A. benutzte. Die Antisemiten-Liga existierte nur ein Jahr (bis Ende 1880). Die Selbstbezeichnung als "Antisemiten" lebte jedoch zunächst in zahlreichen anderen Vereinigungen fort, z.B. dem Antisemitenbund in Österreich (1919-1938). Auch Lanz von Liebenfels und der Wiener Bürgermeister Lueger bezeichneten sich selbst als Antisemiten.  
Der Begriff "Semitismus", im Sinne von Jüdischkeit, wurde erstmals von Wilhelm Marr mit seinem Buch "Der Sieg des Judenthums über das Germanenthum" (1879) in die politische Debatte eingeführt. Noch im gleichen Jahr, am 26.9.1879, gründete Marr in Berlin die Antisemiten-Liga als eine der ersten Vereinigungen von Judengegnern im deutschen Kaiserreich. In § 1 der Statuten des Vereins heißt es: "Der unter dem Namen der 'Antisemiten-Liga' gegründete Verein von nichtjüdischen Männern hat den Zweck, die nichtjüdischen Deutschen aller Konfessionen, aller Parteien, aller Lebenslagen zu einem gemeinsamen innigen Verbunde zu bringen, der, mit Hintansetzung aller Sonderinteressen, aller politischer Differenzen, mit aller Energie, mit allem Ernst und Fleiß dem einen Ziel zustrebt, unser deutsches Vaterland vor der vollständigen Verjudung zu retten und den Nachkommen der Urbrwohner den Aufenthalt in demselben erträglich zu machen" ([http://digital.slub-dresden.de/id313973776/0 slub-dresden.de] [http://judaica-frankfurt.de/download/pdf/177368?name=Statuten%20der%20Antisemiten-Liga judaica-frankfurt.de]). Durch den Namen sollte sie sich offenbar von der, ebenfalls judenfeindlichen, Christlich-sozialen Partei des Berliner Hofpredigers Adolf Stöcker unterscheiden. Der Begriff A. war also zunächst eine stolze Selbstbezeichnung derer, die das Germanentum vor dem befürchteten Sieg des Judentums bewahren wollten. Dementsprechend publizierte Marr ein weiteres Pamphlet mit dem Titel "Wege zum Siege des Germanenthums über das Judenthum" (1880), in welchem er den Begriff A. benutzte. Die Antisemiten-Liga existierte nur ein Jahr (bis Ende 1880). Die Selbstbezeichnung als "Antisemiten" lebte jedoch zunächst in zahlreichen anderen Vereinigungen fort, z.B. dem Antisemitenbund in Österreich (1919-1938). Auch Lanz von Liebenfels und der Wiener Bürgermeister Lueger bezeichneten sich selbst als Antisemiten.  
=== Fremdbezeichnung ===
=== Fremdbezeichnung ===
Spätestens seit dem Holocaust tritt "antisemitisch" als Selbstbezeichnung deutlich in den Hintergrund und wird zum Vorwurf, bzw. zum stigmatisierenden Etikett, das die Chancen auf gleichberechtigte Interaktion und Kommunikation mit den auf ihre Reputation bedachten Kreisen der Gesellschaft reduziert. Zunächst stand im Vordergrund der Antisemitismus als Teil der Nazi-Ideologie und die in ihm enthaltene eliminatorische Zielsetzung. Konsequenterweise wurde daher das Leugnen des Holocaust in Deutschland unter Strafe gestellt (P. ...). Dabei bezog man  sich jedoch weiterhin auf den bisherigen Begriff einer rassistisch oder religiös begründeten Judenfeindschaft.  
Spätestens seit dem Holocaust tritt "antisemitisch" als Selbstbezeichnung deutlich in den Hintergrund. A. wird zum Vorwurf, bzw. zum stigmatisierenden Etikett, das die Chancen auf gleichberechtigte Interaktion und Kommunikation mit den auf ihre Reputation bedachten Kreisen der Gesellschaft reduziert. Zunächst stand dabei im Vordergrund der Antisemitismus als Teil der Nazi-Ideologie und die in ihm enthaltene eliminatorische Zielsetzung. Konsequenterweise wurde daher das Leugnen des Holocaust in Deutschland unter Strafe gestellt (§ 130 Abs. 3 StGB). Dabei bezog man  sich jedoch weiterhin auf den bisherigen Begriff einer rassistisch oder religiös begründeten Judenfeindschaft.
 
=== Erweiterter Antisemitismus-Begriff ===
=== Erweiterter Antisemitismus-Begriff ===
Eine Erweiterung des Begriffs erfolgte im Rahmen des EUMC (European Monitoring Centre on Racism and Xenophobia, 2005).  
Eine Erweiterung des Begriffs erfolgte im Rahmen des EUMC (European Monitoring Centre on Racism and Xenophobia, 2005).  
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