Antisemitismusbegriff: Unterschied zwischen den Versionen

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"Die Definition lautet in der erweiterten Form wie folgt:
"Die Definition lautet in der erweiterten Form wie folgt:
„Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen. Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein.“ Die Erweiterung gegenüber der engeren Antisemitismus-Definition des EUMC bzw. der IHRA besteht in Satz 3 und betrifft die ausdrückliche Erwähnung eines israelbezogenen Antisemitismus.
„Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen. Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein.“ Die Erweiterung gegenüber der engeren Antisemitismus-Definition des EUMC bzw. der IHRA besteht in Satz 3 und betrifft die ausdrückliche Erwähnung eines israelbezogenen Antisemitismus.
=== Weitere Definitionsversuche ===
Ausgehend von theoretischen Überlegungen zum Antisemitismus hat Sergey Lagodinsky (2013) den Versuch unternommen, eine wissenschaftlich elaboriertere Definition abzuleiten. Er hat sich dabei vor allem auf die Arbeit von Helen Fein (1987) stützen können, deren Definition er nur geringfügig ergänzt hat:
"Antisemitismus ist eine Feindseligkeit gegenüber Juden in ihrer Eigenschaft als Juden, die sich zum einen individuell in Form von Mythen, Ideologien und Bildern wiederfindet, sich an Individuen, Kollektiven, Staaten und Institutionen entläd, die - berechtigter- oder unberechtigterweise- mit dem Jüdischen in Verbindung gebracht werden, und die zum anderen dazu dient, eine abstrakte oder konkrete Existenzvon Juden zu instrumentalisieren, um igene Emotionen zu kanalisieren, eigene Erfahrungen zu erklären und eigene Erkenntnislücken zu schließen" (Lagodinsky 2013, 80). Er unterscheidet zwischen dem klassischen Begriffskern und einer "Begriffsperipherie", wozu er u.a. den Antizionismus und die Israelkritik zählt und neigt zur Vorsicht bei der Zuordnung zum Antisemitismus: "Die Abgrenzung zwischen Krtitik an Israel und Israel-bezogenem Antisemitismus ist kein einfaches, wenn nicht gar ein unmögliches Unterfangen" (61). Da keine pauschale Abgrenzung möglich sein, rät er zu "semantischer Einzelfallanalyse". Allerdings möchte er dabei "den Antizionisten", da diese die Existenz Israels in Frage stellen, die Beweislast dafür auferlegen, "dass dieser Wunsch frei von Ressentiments ist" (77). Umgekehrt geht er bei bloßer Israelkritik zunächst von deren Zulässigkeit aus, die von Denjenigen, die darin Antisemitismus sehen wollen, belegt werden müsste. Lagodinskys Definitionsversuche sind bisher im akademischen Bereich verblieben, ohne eine praktische Außenwirkung zu entfalten.


=== Kritik des erweiterten Antisemitismus-Begriffs ===
=== Kritik des erweiterten Antisemitismus-Begriffs ===
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