Anti-Aggressivitäts-Training: Unterschied zwischen den Versionen

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'''6. Praktische Grundlagen: Inhalte und Methoden
'''6. Praktische Grundlagen: Inhalte und Methoden


Lerninhalte und -ziele des Anti-Aggressivitäts-Training sind im Rahmen von Fachstandards in einem thematisch verbindlichen Curriculum zusammengestellt, wobei im praktischen Trainingsetting  zum Transfer diverse Varianten verschiedener Übungen und Methoden zur Auswahl stehen.  
Lerninhalte und -ziele des Anti-Aggressivitäts-Training sind im Rahmen von Fachstandards in einem thematisch verbindlichen Curriculum zusammengestellt, wobei im praktischen Trainingsetting  zum Transfer diverse Varianten verschiedener Übungen und Methoden zur Auswahl stehen. Die einzelnen Module im AAT-Curriculum lauten wie folgt: „Aggressivität als Vorteil / Aggressivitätsauslöser / Selbstbild zwischen Ideal-und Realselbst / Neutralisierungstechniken / Opferperspektive und Provokationstest“.  
Die einzelnen Module im AAT-Curriculum lauten wie folgt: „Aggressivität als Vorteil / Aggressivitätsauslöser / Selbstbild zwischen Ideal-und Realselbst / Neutralisierungstechniken / Opferperspektive und Provokationstest“.  
Folgende Methoden finden u.a. zum Transfer der Inhalte im Praxisbezug Anwendung: Interationspädagogische Übungen, Theater- und Erlebnispädagogik, Provokationstests, Mediation und Konfrontation, Heißer Stuhl, Aktions- und Konzentrationsübungen, Deeskalations-übungen und Entspannungstechniken.  
Folgende Methoden finden u.a. zum Transfer der Inhalte im Praxisbezug Anwendung: Interationspädagogische Übungen, Theater- und Erlebnispädagogik, Provokationstests, Mediation und Konfrontation, Heisser Stuhl, Aktions- und Konzentrationsübungen, Deeskalations-übungen und Entspannungs-techniken.  
Ein „klassischer“ Trainingsverlauf analog zu den Qualitätsstandards gestaltet sich in der Praxis folgendermaßen: Im Verlauf von (mindestens) 4-6 Monaten finden wöchentlich zwei- bis dreistündige Gruppentreffen statt, mit einem TeilnehmerInnen-Pool von 6-8 Personen. Die Gruppenleitung wird durch zwei Fachkräfte ausgeübt, wobei mindestens eine Fachkraft über eine entsprechende Zusatzqualifikation als Anti-Aggressivitäts-TrainerIn verfügt.  
Ein „klassischer“ Trainingsverlauf analog zu den Qualitätsstandards gestaltet sich in der Praxis folgendermaßen: Im Verlauf von (mindestens) 4-6 Monaten finden wöchentlich zwei- bis dreistündige Gruppentreffen statt, mit einem TeilnehmerInnen-Pool von 6-8 Personen. Die Gruppen-leitung wird durch zwei Fachkräfte ausgeübt, wobei mindestens eine Fachkraft über eine entsprechende Zusatzqualifikation als Anti-Aggressivitäts-TrainerIn verfügt.  




'''7. Evaluationen
'''7. Evaluation(en)


Im Zeitraum von 1987-2009 liegen für das Anti-Aggressivitäts-Training Evaluationen von unterschiedlichen Instituten und Institutionen vor.  
Im Zeitraum von 1987-2009 liegen für das Anti-Aggressivitäts-Training Evaluationen von unterschiedlichen Instituten und Institutionen vor.  
In der Literatur oft zitiert und unterschiedlich interpretiert wird eine vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachen (KFN) durchgeführte Rückfallstudie zum AAT mit Inhaftierten / ehemals Inhaftierten in der Jugendanstalt Hameln (Zeitraum = 1987-1999). So konnten bei den „AAT-Trainierten“ im Vergleich zur Kontrollgruppe der „AAT-Untrainierten“ keine ehrheblichen Unterschiede bei dem Datenabgleich zu Rückfallraten,
In der Literatur oft zitiert und unterschiedlich interpretiert wird eine vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachen (KFN) durchgeführte Rückfallstudie zum AAT mit Inhaftierten / ehemals Inhaftierten in der Jugendanstalt Hameln (Zeitraum 1987-1999). So konnten bei den „AAT-Trainierten“ im Vergleich zur Kontrollgruppe der „AAT-Untrainierten“ keine erheblichen Unterschiede bei dem Datenabgleich zu Rückfallraten, -häufigkeiten und –geschwindigkeiten festgestellt werden. Lediglich der Aspekt der Rückfallintensivität gestaltete sich bei der Gruppe der „AAT-Trainierten“ geringer, jedoch in der Differenz zur Kontrollgruppe unterhalb der Grenze zur statistischen Signifikanz. Das Ergebnis der Studie unterliegt im fachlichen Diskurs unterschiedlichen Deutungsmustern. Während einige Autoren das Ergebnis als Beleg für die Unwirksamkeit des Anti-Aggressivitäts-Trainings werten, verweisen andere Autoren wiederum auf den Sachverhalt, dass bei der Kontrollgruppe der „AAT-Untrainierten“ zu berücksichtigen ist, dass viele Personen aus der Kontrollgruppe in andere Angebote und Maßnahmen zur Therapie und Resozialisierung in Hameln eingebunden waren. Somit ließe sich im Hinblick auf die Rückfallquoten in beiden Untersuchungsgruppen lediglich eine Wirksamkeit von resozialisierenden Maßnahmen nachweisen, wobei neben dem Anti-Aggressivitäts-Training auch andere Konzepte wie z.B. soziale Trainingskurse ähnliche Ergebnisse erzielen.  
-häufigkeiten und –geschwindigkeiten festgestellt werden. Lediglich der Aspekt der Rückfallintensivität gestaltete sich bei der Gruppe der „AAT-Trainierten“ geringer, jedoch in der Differenz zur Kontrollgruppe unterhalb der Grenze zur statistischen Signifikanz. Das Ergebnis der Studie unterliegt im fachlichen Diskurs unterschiedlichen Deutungsmustern. Während einige Autoren das Ergebnis als Beleg für die Unwirksamkeit des Anti-Aggressivitäts-Trainings werten, verweisen andere Autoren wiederum auf den Sachverhalt, dass bei der Kontrollgruppe der „AAT-Untrainierten“ zu berücksichtigen ist, dass viele Personen aus der Kontrollgruppe in andere Angebote und Maßnahmen zur Therapie und Resozialisierung in Hameln eingebunden waren. Somit ließe sich im Hinblick auf die Rückfallquoten in beiden Untersuchungsgruppen lediglich eine Wirksamkeit von re-sozialisierenden Maßnahmen nachweisen, wobei neben dem Anti-Aggressivitäts-Training auch andere Konzepte wie z.B. soziale Trainingskurse ähnliche Ergebnisse erzielen.  




'''8. Kritische Diskussion
'''8. Kritische Diskussion


Sowohl die „Konfrontative Pädagogik“ als solche, wie auch das Anti-Aggressivitäts-Training als Methode sind in der sozialpädagogischen Praxis  
Sowohl die „Konfrontative Pädagogik“ als solche wie auch das Anti-Aggressivitäts-Training als Methode sind in der sozialpädagogischen Praxis und noch deutlicher in der wissenschaftlichen Diskussion umstritten. Im Besonderen gilt dies für einen Trainingsbestandteil, dem sogenannten „Heißen Stuhl“. Eine Gegenüberstellung der verschiedenen, z.T. konträren Positionen und Argumentationen kann an dieser Stelle aufgrund begrenzter Kapazitäten und der inhaltlichen Komplexität des Sachverhaltes nicht erfolgen, lediglich eine kurze Vorstellung von thematischen Schwerpunkten.
und noch deutlicher in der wissenschaftlichen Diskussion nicht unum-stritten. Im Besonderen gilt dies für einen Trainingsbestandteil, dem sogenannten „Heißen Stuhl“. Eine Gegenüberstellung der verschiedenen, z.T. konträren Positionen und Argumentationen kann an dieser Stelle aufgrund begrenzter Kapazitäten und der inhaltlichen Komplexität des     Sachverhaltes nicht erfolgen, lediglich eine kurze Vorstellung von thematischen Schwerpunkten.


Folgende Aspekte werden in Fachartikeln zum Thema regelmässig aufgeführt, diskutiert und erfahren verschiedene gelagerte Interpretionen und Beurteilungen:
Folgende Aspekte werden in Fachartikeln zum Thema regelmäßig aufgeführt, diskutiert und erfahren verschiedene gelagerte Interpretionen und Beurteilungen:


Die wissenschaftlich-fundierte, systematische und psychologisch-pädagogische Begründung der Methode
- Die wissenschaftlich-fundierte, systematische und psychologisch-pädagogische Begründung der Methode
Die Methode als solche unter pädagogischen, psychologischen soziologischen und kriminologischen Gesichtspunkten (Theorie & Praxis)  
- Die Methode als solche unter pädagogischen, psychologischen soziologischen und kriminologischen Gesichtspunkten (Theorie & Praxis)  
Rechtliche Grundlagen  
- Rechtliche Grundlagen  
Medienberichterstattung (TV)
- Medienberichterstattung (TV)
Alternative Maßnahmen zum Anti-Aggressivitäts-Training
- Alternative Maßnahmen zum Anti-Aggressivitäts-Training
AAT/Anti-Aggressivitäts-Training als patentrechtlich geschütztes Warenzeichen (vgl. hierzu Ausführungen zum Thema „Qualitätsstandards)
- AAT/Anti-Aggressivitäts-Training als patentrechtlich geschütztes Warenzeichen (vgl. hierzu Ausführungen zum Thema  
  „Qualitätsstandards)


Die Vielfältigkeit von konträren Stellungnahmen im wissenschaftlichen und praxisbezogene Diskurs ergibt sich im Vergleich verschiedener, im Literatur-Verzeichnis (s.u.) aufgeführter Fachartikel, insbesondere Publikationen in der Zeitschrift für Jugendkriminalrecht und Jugendhilfe (ZJJ) sowie Krim.Journal, 34. Jg. 2002.
Die Vielfältigkeit von konträren Stellungnahmen im wissenschaftlichen und praxisbezogene Diskurs ergibt sich im Vergleich verschiedener, im Literatur-Verzeichnis (s.u.) aufgeführter Fachartikel, insbesondere Publikationen in der Zeitschrift für Jugendkriminalrecht und Jugendhilfe (ZJJ) sowie Krim.Journal, 34. Jg. 2002.
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