Anomie: Unterschied zwischen den Versionen

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====Zusammenhang mit der Realität====
====Zusammenhang mit der Realität====


Zustände der Anomie sind vor allem nach sozialen Umbrüchen (industrielle Revolution bzw. politischen Umbrüchen), etwa nach dem Zusammenbruch 1945, und bei sozialen und ökonomischen Umwälzungen, etwa in den neuen Bundesländern und in den einzelnen osteuropäischen Staaten, insbesondere den GUS-Staaten zu beobachten (Schwind, 2004: 128). Gegenwärtig führt die Ausbreitung der modernen globalisierten Gesellschaft mit ihrem Pluralismus der Weltanschauungen und Wertorientierungen zu einer Verdrängung überkommener Kulturen mit stabilisierten Wert- und Normensystemen. Dies führt ebenfalls zu Problemen der Orientierungs- und Verhaltensunsicherheit, der Individualisierung und Desorientierung. Gegentendenzen sind die fortschreitende Verrechtlichung des sozialen Zusammenlebens, die Rückbesinnung auf die geschichtlich-kulturelle Identität, die Wiederbelebung kleinerer Einheiten („Glokalisierung) und der expansive Fundamentalismus im islamischen Kulturkreis (Kröner, 1994:29).
Zustände der Anomie sind vor allem nach sozialen Umbrüchen (industrielle Revolution bzw. politischen Umbrüchen), etwa nach dem Zusammenbruch 1945, und bei sozialen und ökonomischen Umwälzungen, etwa in den neuen Bundesländern und in den einzelnen osteuropäischen Staaten, insbesondere den GUS-Staaten zu beobachten ([[Schwind]], 2004: 128). Gegenwärtig führt die Ausbreitung der modernen globalisierten Gesellschaft mit ihrem Pluralismus der Weltanschauungen und Wertorientierungen zu einer Verdrängung überkommener Kulturen mit stabilisierten Wert- und Normensystemen. Dies führt ebenfalls zu Problemen der Orientierungs- und Verhaltensunsicherheit, der Individualisierung und Desorientierung. Gegentendenzen sind die fortschreitende Verrechtlichung des sozialen Zusammenlebens, die Rückbesinnung auf die geschichtlich-kulturelle Identität, die Wiederbelebung kleinerer Einheiten („Glokalisierung) und der expansive [[Fundamentalismus]] im islamischen Kulturkreis (Kröner, 1994:29).
Erkenntnisse zur neueren Selbstmordforschung: Vigderhous und Fishman (1976) untersuchten die geschlechtsrollen- und familienspezifischen Variablen zur Erklärung des Selbstmordes, insbesondere der Selbstmordrate von Frauen und kamen zu dem Ergebnis, dass nicht, wie von Durkheim behauptet, Ehescheidungen an sich zur Erhöhung der Selbstmordraten führen, sondern dass dieser Umstand bei den Frauen immer im Zusammenhang mit den spezifischen Effekten der „Emanzipation“ (der Veränderungen der gesellschaftlichen Stellung) über die Auflösung der familialen Integration steht. Verheiratete haben insgesamt eine niedrigere Suizidrate (Studie von Janvansen, 1989) in Finnland, aber Männer begehen rund 6 mal mehr Suizid als Frauen, unabhängig, ob sie single, geschieden oder verheiratet sind.
Erkenntnisse zur neueren Selbstmordforschung: Vigderhous und Fishman (1976) untersuchten die geschlechtsrollen- und familienspezifischen Variablen zur Erklärung des Selbstmordes, insbesondere der Selbstmordrate von Frauen und kamen zu dem Ergebnis, dass nicht, wie von [[Durkheim]] behauptet, Ehescheidungen an sich zur Erhöhung der Selbstmordraten führen, sondern dass dieser Umstand bei den Frauen immer im Zusammenhang mit den spezifischen Effekten der „Emanzipation“ (der Veränderungen der gesellschaftlichen Stellung) über die Auflösung der familialen Integration steht. Verheiratete haben insgesamt eine niedrigere Suizidrate (Studie von Janvansen, 1989) in Finnland, aber Männer begehen rund 6 mal mehr Suizid als Frauen, unabhängig, ob sie single, geschieden oder verheiratet sind.


====Kritik an der Anomietheorie nach Merton====
====Kritik an der Anomietheorie nach Merton====